EKD-Synode will Klimaschutz im Gespräch halten
Kirchenparlament debattiert über Zivilisationswandel
Bremen (epd). Die evangelische Kirche sorgt sich darum, dass die aktuelle Finanzmarktkrise die Bemühungen zum Schutz des Klimas bremst. Auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) betonte die Umweltexpertin Angelika Zahrnt am Montag in Bremen, der Klimawandel lege keine Pause ein. Zuvor hatte der brasilianische Kirchenpräsident Walter Altmann betont, es müsse einen "heiligen Zorn" hervorrufen, wenn nur zögernd und sehr wenig Gelder zur Bekämpfung von Armut und zum Klimaschutz zur Verfügung gestellt würden. Es bestehe die Gefahr, dass die Finanzkrise die Probleme des Klimawandels auf der Prioritätenskala weiter nach unten schiebt.
Zahrnt forderte zu einem Zivilisationswandel und einem von Wirtschaftwachstum abgekoppelten Lebensstil auf. Die Finanzmarktkrise und der Klimawandel seien nicht Ergebnis von Markt-, sondern von Politikversagen, sagte die langjährige Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Politik habe es versäumt, dem Markt Regeln zu geben. Zahrnt kritisierte auch, dass sich deutsche Politiker auf der internationalen Ebene zum Klimaschutz bekennen, während sie auf nationaler Ebene den Wirtschaftsinteressen, etwa der Automobilindustrie, Vorrang gäben.
Die bis Mittwoch tagende EKD-Synode beriet am zweiten Sitzungstag über einen Resolutionsentwurf zum Schwerpunktthema "Klimawandel - Wasserwandel - Lebenswandel", der zehn konkrete Forderungen zur Bewahrung der Schöpfung enthält. Zahrnt rief die Kirchen dazu auf, sich mutiger und klarer für den Klimaschutz zu engagieren. Die Zeit für Pilotprojekte sei vorbei. Eine zukunftsfähige Kirche erfordere auch ein flächendeckendes Energie- und Umweltmanagement in allen Einrichtungen. Weiter empfahl Zahrnt neue Arbeitszeitmodelle und den Abschied vom Glauben an die Grenzenlosigkeit. Denn die Grenzen der Belastbarkeit von Atmosphäre, der Meere und der Böden sei erreicht, argumentierte die Umweltexpertin.
In seiner Bibelarbeit sagte Kirchenpräsident Altmann von der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien vor den 120 EKD-Synodalen, Konflikte um Wasser bedrohten schon heute den Frieden. Zwischen Israelis und Palästinensern gebe es immer wieder Auseinandersetzungen um die knappen Wasserressourcen. Der Frieden in der Region sei gefährdet wegen der Wasserknappheit und der ungerechten Verteilung des Zugangs zum Wasser, warnte Altmann, der auch Vorsitzender des Zentralausschusses des Weltkirchenrates ist. Als Beispiel nannte er die Nahost-Region. Dass soziale und ökologische Gerechtigkeit untrennbar zusammengehörten, sei aber eine Lehre aus der Klimadebatte.
Auch die Frankfurter Pfarrerin Ursula Trautwein verwies auf die Gefahr von Konflikten und Katastrophen, die durch Wassermangel ausgelöst werden. Es spreche viel für die Einschätzung, dass Kriege im 21. Jahrhundert als Kampf um die Ressourcen ausgetragen werden, sagte sie.
Der westfälische Präses Alfred Buß mahnte, die Kirche sollte in der Klimadebatte den Mut haben, unbequeme Wahrheiten rechtzeitig auszusprechen und warnte vor einer "wolkigen Kirchen-Insider-Sprache". Insbesondere sollte aus seiner Sicht der enge Zusammenhang zwischen Umwelt- und Entwicklungspolitik herausgestellt werden.
03. November 2008
EKD-Synode 2008 in Bremen