Kirchen für’s Klima
Das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit stärkt den Kampf für eine klimagerechte Zukunft
Eine evangelische Landeskirche, die einen Klimawald unterhält, ein Missionswerk, das in Malawai Menschen unterstützt, sich bei extremen Witterungsverhältnissen selbst zu versorgen oder Hilfswerke, die gemeinsam mit Kindern Klimasongs aufnehmen: So vielfältig sind die Projekte des Ökumenischen Netzwerks Klimagerechtigkeit. Und auch wenn die Umsetzung so unterschiedlich sein kann – das Ziel ist immer dasselbe. Das Bündnis kirchlicher Institutionen will Klimagerechtigkeit in Politik und Gesellschaft stärken. „Die evangelischen und katholischen Kirchen mit ihren Hilfswerken und Konferenzen sind gesellschaftspolitisch ein wichtiger Akteur“, erklärte der frühere Koordinator, Chris Böer, die Gründung des Netzwerks.
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„Bei liturgischen und theologischen Grundsatzfragen gibt es bestimmt einige Unterschiede, aber im Einsatz für die Klimagerechtigkeit sind sich die großen Kirchen in Deutschland einig.“
Das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit hat im Jahr 2018 seine Arbeit aufgenommen. Schon davor waren evangelische und katholische Kirche beim Thema Klimagerechtigkeit aktiv. Doch der Zusammenschluss soll helfen, die Wirksamkeit des kirchlichen Engagements zu steigern. Denn auf diese Weise sind Institutionen besser vernetzt und können auf vielfältige Erfahrungen zurückgreifen. Das Bündnis besteht mittlerweile aus rund einhundert kirchlichen Institutionen und hat zwei Geschäftsstellen: Eine ist angesiedelt in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, eine weitere beim katholischen Hilfswerk Misereor in Berlin.
Die Theologie hinter dem Kampf für Klimagerechtigkeit
Neben Projekten und Unterstützung vor Ort verfassen Institutionen des Netzwerks auch theologische Stellungnahmen und Positionspapiere zu aktuellen Fragen und Anlässen, die Klimagerechtigkeit betreffen. Monika Maria Schell, die Koordinatorin des Netzwerks vonseiten Misereors, sagte dazu in einem Interview: „Bei liturgischen und theologischen Grundsatzfragen gibt es bestimmt einige Unterschiede, aber im Einsatz für die Klimagerechtigkeit sind sich die großen Kirchen in Deutschland einig.“ Die Kirchen möchten einmütig mit ihrer Stimme auch dazu beitragen, dass Menschen sich mit Klimagerechtigkeit und aktuellen Fragestellungen dazu auseinandersetzen – und das unter theologischen und ethischen Gesichtspunkten. Denn die christliche Perspektive nimmt Menschen in die Mitverantwortung für die Schöpfung. Wie das in der heutigen Zeit konkret aussehen kann? Dazu bietet das Netzwerk Gedankenanstöße, Konzepte und Material auf ihrer Website an.
Die Evangelische Kirche in Deutschland hat beispielsweise im Sommer 2021 mit weiteren Veranstaltern eine Tagung unter dem Titel „Zukunft angesichts der ökologischen Krise? Theologie neu denken“ organisiert. Ruth Gütter, Referentin für Nachhaltigkeit im Kirchenamt der EKD, sagte dazu: „Die Welt verändert sich rasant und es braucht auch theologische Antworten, wie wir mit der ökologischen Krise umgehen.“ Dabei standen folgende Fragen im Mittelpunkt: „Stimmen unsere Bilder und Erzählungen von Gott, vom Menschen, von der Mitschöpfung noch? Muss das Verhältnis des Menschen zur Mitschöpfung, das Verständnis von Sünde und Erlösung neu gedacht werden? Was können alte und neue theologische Vorstellungen dazu beitragen, die Gegenwart so mitzugestalten, dass eine gute Zukunft für alles Leben möglich ist?“ Die Vorträge der Tagung enthalten Anregungen, damit sich auch jede*r persönlich mit diesen Fragen auseinandersetzen kann. Die Vorträge und auch weitere passende Beiträge sind in einem Sammelband erschienen und können nun auch auf der Website der EKD heruntergeladen werden.
„Den kommenden Generationen sollten zumindest gleich gute Umweltbedingungen und Ressourcen zur Verfügung stehen wie uns.“
„Churches for Future“
Dass das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit Theologie und gesellschaftliche Fragen miteinander verbindet, zeigt sich auch besonders an dieser Initiative: Mitglieder des Netzwerks haben im April 2019 beschlossen, sich dem Anliegen der Jugendlichen von „Fridays for Future“ anzuschließen. Sie haben Gemeinden aufgerufen, für die jungen Menschen zu beten und vor Ort den Kontakt zu suchen, um herauszufinden, wie die Kirche sie im Einzelnen konkret unterstützen kann. „Den kommenden Generationen sollten zumindest gleich gute Umweltbedingungen und Ressourcen zur Verfügung stehen wie uns“, verkündete das ÖNK. Seitdem unterstützt „Churches for Future“ unter anderem die von Fridays for Future organisierten Klimastreiks. Das Netzwerk bietet auf seiner Webseite umfangreiches Material an, wie Banner für Klima-Demonstrationen, Logos und Anregungen für Andachten.
Welche Projekte in naher Zukunft auf dem Programm des Ökumenischen Netzwerks für Klimagerechtigkeit stehen? Der Herbst lädt ein, sich rund um das Erntedankfest grundsätzlich mit der Schöpfung auseinanderzusetzen. Die Nordkirche hat dazu ein Heft entwickelt, in dem Ideen für Andachten, Aktionen und Workshops zu finden sind. Aber auch nach dem Herbst wird das Engagement des Netzwerks weitergehen – vermutlich so lange, wie auch der Kampf um die Klimagerechtigkeit gehen wird.
ekd.de/Christine Keller
- Gutes Leben für alle. Schöpfung erhalten! (Kirchturm)
- Gutes Leben für alle. Schöpfung erhalten! (Demo)
- Umkehr zum Leben. Schöpfung erhalten! (Kirchturm)
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- Schöpfung erhalten. Klimagerechtigkeit jetzt! (Kirchturm)
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