Pfälzische Landessynode wählt Oberkirchenrätin Dorothee Wüst zur neuen Kirchenpräsidentin
Pragmatikerin auf Augenhöhe
Speyer/Kaiserslautern (epd). Erstmals wird eine Kirchenpräsidentin die Evangelische Kirche der Pfalz in den kommenden sieben Jahren repräsentieren: Oberkirchenrätin Dorothee Wüst (55) aus Kaiserslautern wurde am Samstagabend im dritten Wahlgang mit 36 von 68 Stimmen bei einer Sondersynode in der Speyerer Stadthalle als Nachfolgerin von Kirchenpräsident Christian Schad gewählt.
Der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, gratulierte: „Zur Wahl zur ersten Kirchenpräsidentin in der Evangelischen Kirche in der Pfalz gratuliere ich Dorothee Wüst von Herzen. Als Oberkirchenrätin für Schul- und Bildungsfragen und Gebietsdezernentin weiß sie, an welchen Stellen Veränderungen in der Kirche notwendig sind, um als Kirche Zukunft gestalten zu können. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit in der EKD“.
Die Bildungsdezernentin setzte sich gegen zwei Mitbewerber durch: Oberkirchenrätin Marianne Wagner (58), die als Dezernentin für das theologische Personal und Planungsfragen zuständig ist, und den pfälzischen Diakoniepfarrer Albrecht Bähr (59). Die Wahl war notwendig geworden, weil Kirchenpräsident Schad, der auch der Union Evangelischer Kirchen (UEK) vorsteht, Ende Februar 2021 in den Ruhestand geht.
Mit Dorothee Wüst entschieden sich die Synodalen für eine Praktikerin mit Leitungserfahrung in der Gemeindearbeit, die den Menschen auf Augenhöhe begegnen möchte. Wüst war Pfarrerin in Kaiserslautern und in Weilerbach sowie ab 2012 Dekanin in Kaiserslautern, bevor sie 2018 zur Oberkirchenrätin gewählt wurde.
Die Kirche brauche in ihrer Krise dringend Visionen und Kraft für Veränderungen für eine gute Zukunft, ermunterte Wüst in ihrer Vorstellungsrede vor der Synode. Nur mit Begeisterung und Gottvertrauen könne die Kirche einen Wandel gestalten und ihren Platz in der Gesellschaft bewahren. Als Kirchenpräsidentin setze sie auf einen kooperativen Führungsstil, der alle Menschen mitnehme, kündigte Wüst an. "Wir denken nicht von oben, sondern von unten. Wir denken nicht für andere, sondern mit anderen", umriss sie ihren "Traum von Kirche", in der "alle an einem Strang ziehen".
Die Kirche müsse theologisch fundierte Positionen haben, die sie in die Gesellschaft hineintrage, sagte Wüst. Kirche wolle "Räume für Verständigung" bieten und für arme, schwache und vergessene Menschen eintreten. Im ökumenischen Miteinander mit anderen christlichen Kirchen gelte es, "weiter Grenzen zu verschieben, aber auch Unterschiede auszuhalten". Die Digitalisierung sieht Wüst als eine Chance, die Stimme der Kirche besser in die Öffentlichkeit zu tragen. Der Apostel Paulus hätte sicher keine Briefe geschrieben, "wenn er E-Mails hätte schicken können", sagte sie.
Angesichts großer Herausforderungen für die Kirche, vor allem schwindender Mitgliedszahlen und des wachsenden Spardrucks, soll die neue Kirchenpräsidentin einen möglichst breiten Konsens in der Landeskirche organisieren. Mit der Wahl von Wüst als neue Kirchenpräsidentin sowie von Bettina Wilhelm als neue juristische Oberkirchenrätin in der Nachfolge von Oberkirchenrat Dieter Lutz steigt auch der Einfluss von Frauen in der Kirchenleitung in Speyer. Die Evangelische Kirche der Pfalz hat knapp 500.000 Mitglieder in mehr als 400 Kirchengemeinden in 15 Kirchenbezirken.
Dorothee Wüst wurde in Pirmasens geboren und studierte nach dem Abitur Evangelische Theologie in Mainz und Heidelberg. Ihr Vikariat leistete sie an zwei Schulen, in der Kirchengemeinde Imsbach mit Alsenbrück-Langmeil im Dekanat an Alsenz und Lauter sowie in der Öffentlichkeitsarbeit der BASF in Ludwigshafen ab. Seit 1996 hat sie eine Beauftragung für Verkündigung im Rundfunk bei SWR3. Wüst ist verheiratet und hat eine Tochter.
Alexander Lang (epd)
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