Ökumene zielt auf Erneuerung der einen Kirche
Kurt Kardinal Koch spricht auf VELKD-Generalsynode
Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurt Kardinal Koch (Rom), hat auf der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) die Gemeinsamkeiten der evangelischen und katholischen Kirche im Sinne der apostolischen Tradition betont. „Bei der Ökumenischen Bewegung geht es insofern um nichts weniger als um das – freilich arg verspätete – Gelingen der Reformation im Sinne einer evangelischen Erneuerung der universalen Kirche.“
Bereits die Reformatoren wie Martin Luther hätten die Erneuerung der gesamten Kirche beabsichtigt. Es sei allerdings „das Gegenteil dessen eingetreten, was sie intendiert hatten“. Nach der Trennung der Kirchen hätten sich beide in unterschiedlicher Weise auf die apostolische Tradition berufen. Die katholische Seite habe einseitig die apostolische Sukzession der Bischöfe, die evangelische Seite dagegen einseitig die Sukzession des Evangeliums durch die Bibel betont.
Heute könne man den Zusammenhang von Reformation und Tradition auf vier Prinzipien zurückführen, „mit denen die apostolische Kirche entstanden ist und die zu ihren bleibenden Wesensmerkmalen gehören“, so der Kardinal. „Kanon der Heiligen Schrift, Glaubensregel, Grundform des eucharistischen Gottesdienstes und apostolische Sukzession im Bischofsamt sind die vier Grundgegebenheiten der frühen Kirche, die man nicht voneinander isolieren darf, wenn man einen tragfähigen ökumenischen Konsens bei der Frage der apostolischen Tradition finden will.“
Ein ökumenisches Verständnis von Reformation und Tradition führe zur Frage nach dem Wesen der Kirche. Darin seien die drei Dimensionen von Tradition, Gemeinschaft und Sukzession miteinander verbunden. „Da evangelische Christen auf der Grundlage ihres Bekenntnisses ihr Kirchesein anders verstehen als Katholiken und sich deshalb in ihrer Tradition ein anderer Typ von Kirche herausgebildet hat, muss die Frage nach dem Wesen der Kirche im Mittelpunkt der künftigen ökumenischen Gespräche stehen.“
Im Blick auf das Reformationsgedenken im Jahre 2017 gehe es darum, „dass man das wirkliche Gelingen der Reformation erst von der Überwindung der ererbten Spaltungen in der wieder gefundenen Einheit der Christen wird erwarten können, dass die Reformation im 16. Jahrhundert zumindest unvollendet geblieben ist und bleiben muss, bis die Einheit einer im Geist des Evangeliums erneuerten universalen Kirche wiederhergestellt sein wird.“
Die 5. Tagung der 11. Generalsynode der VELKD findet vom 1. bis 3. und am 6. November 2012 in Timmendorfer Strand statt.
Timmendorfer Strand, 2. November 2012
Dr. Eberhard Blanke
Pressesprecher der VELKD