Familienfreundliche Personalpolitik in Kirche und Diakonie
Neue Studienergebnisse des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD
Auch für Einrichtungen der evangelischen Kirche und ihrer Diakonie mit ihren insgesamt 675.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist familienfreundliche Personalpolitik wichtig. Das zeigen die Ergebnisse einer vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Auftrag gegebenen Studie, die das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD (SI) erarbeitet hat. Sie trägt den Titel: „Familienfreundliche Personalpolitik in Kirche und Diakonie" und liegt nun in Form einer Broschüre vor. Untersucht wurden Ausprägung, Gestaltung und betriebswirtschaftliche Effekte familienorientierter Personalpolitik in Kirche und Diakonie.
"Kirche und Diakonie können sich in ihren Anstrengungen zur Familienfreundlichkeit sehen lassen und im Ranking der gesellschaftlichen Institutionen standhalten", lautet das erste Fazit von SI-Direktor Gerhard Wegner. Die Untersuchung zeige jedoch auch ein spezifisches, für Kirche und Diakonie typisches, Ergebnis: Hohes individuelles Engagement bei geringer strategischer Ausrichtung. Die Anstrengungen, so Wegner, erfolgten vielfach auf einer informellen, individuellen Ebene – bisher verfolgten nur wenige Einrichtungen Vereinbarkeit von Beruf und Familie als ein organisatorisches Ziel.
Die Studie bestätigt darüber hinaus, dass Familienfreundlichkeit ein wichtiger Faktor „guter Arbeit" ist und zu höherer Produktivität beitragen kann. Eine große Rolle für mehr Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz spielt das Betriebsklima. „Es scheint insgesamt eine große Solidarität unter den Mitarbeitenden vorhanden zu sein, die Kolleginnen und Kollegen die Wahrnehmung von Familienverantwortung erleichtert", sagt Thomas Rinklake von der xit GmbH, die die Datenerhebung für das SI durchgeführt hat. In diesem Rahmen wurden Interviews mit Expertinnen und Experten aus dreizehn evangelischen Organisationen sowie mit fünf Experten aus der diakonischen Arbeitswelt geführt sowie Mitarbeitende befragt und in Gruppendiskussionen eingebunden.
Die Interviews machten deutlich, so Andreas Mayert, der Projektleiter für die Studie, dass sich die Situation in der Sozialen Arbeit anders darstelle als im Verwaltungsbereich. Ein weiteres Ergebnis sei, dass die Vermittlung einer familienfreundlichen Organisationskultur besser gelinge, wenn Führungskräfte selbst ohne Einschränkung alle Maßnahmen familienorientierter Personalpolitik nutzen könnten. Mayert: "Es dominiert häufig noch die Haltung, dass Leitungsaufgaben nicht mit Teilzeitbeschäftigung in Einklang zu bringen sind“.
Die Studie gibt desweiteren einen Überblick über konkrete Maßnahmen und entwickelt zudem praktikable Empfehlungen, die sich insbesondere an Leitende in Kirche und Diakonie richten – von der systematischen Bedarfsermittlung über eine verbesserte Kommunikation der eigenen Aktivitäten, der Nutzung familienorientierter Maßnahmen durch Führungskräfte bis hin zur Stärkung der Familienorientierung in den Dienstvereinbarungen und der Überprüfung von Kooperationspotenzialen.
Farbbroschüre „Familienfreundliche Personalpolitik in Kirche und Diakonie", 90 Seiten, 8,50 Euro (plus Porto). Bestellung: info@si-ekd.de.
Hannover, 28. November 2012
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick