Weihnachtsbotschaft 2012
Präses Dr. h.c. Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
Weihnachten ist das Fest der Hoffnung. Der Hoffnung wider alle Aussichtslosigkeit. „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht“ – so heißt es beim Propheten Jesaja im Monatsspruch für den Dezember dieses Jahres. Das Licht Gottes scheint in die Dunkelheiten auch unserer Welt:
Krieg und Gewalt herrschen an vielen Orten. Mit Sorge schauen wir auf die wachsende Gewalt im syrischen Bürgerkrieg und denken an die vielen zivilen Opfer auch in Israel, Palästina und Afghanistan. Die Weihnachtsbotschaft ruft uns Menschen dazu, der Friedensverheißung der Engel zu vertrauen und auch gegen den Augenschein Schritte des Friedens zu wagen.
Viele europäische Länder leiden unter einer Wirtschaftskrise, die sich im kommenden Jahr noch zu verschärfen droht. Besonders Griechenland, aber auch andere Länder brauchen unsere Hilfe und Solidarität, denn Europa ist mehr als ein Wirtschaftsraum. Europa ist ein Friedensprojekt, in dem jede Nation nicht allein auf den eigenen materiellen Vorteil bedacht ist. Auch die Weihnachtsbotschaft macht an den nationalen Grenzen nicht halt.
Auch in Deutschland geraten Menschen ins Abseits und drohen dauerhaft abgehängt zu werden. Die Weihnachtsbotschaft fordert uns heraus, für diese Menschen die Stimme zu erheben und nach sozialer Gerechtigkeit zu suchen.
Trotz aller Dunkelheit und in alle Dunkelheit scheint das Licht der Weihnacht – hoffnungsvoll trotzt es den Nächten dieser Welt: „Fürchtet Euch nicht! Siehe, ich verkündige Euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird!"
In Jesus hat sich Gott den Menschen liebevoll zugewandt. Jesus hat Gottes Liebe zu den Menschen gelebt. Auch Leid und Tod hat er auf sich genommen. In Jesu Sterben und Auferstehen hat sich Gottes Lebensmacht als stärker erwiesen, stärker als alle Todesmächte dieser Welt. Das ist der bleibende Grund der Weihnachtshoffnung.
Darum feiern wir Weihnachten: Gott schenkt uns eine unzerstörbare Hoffnung mit der Geburt seines Sohnes. Wir dürfen gewiss sein: Not und Leiden behalten auch für uns nicht das letzte Wort. Zwar ist mit dem Weihnachtsfest die Dunkelheit auf der Erde nicht vorbei, doch alle Dunkelheit der Welt wird erleuchtet von dem einen Licht Jesus Christus. Dieses Christuslicht in der Dunkelheit hat der Lieddichter Jochen Klepper in wunderbare Worte gefasst, die uns zu Weihnachten begleiten sollen:
Die Nacht ist vorgedrungen / der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet, / der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.
(Evangelisches Gesangbuch, Nr. 16, Strophe 1)
Hannover, 23. Dezember 2012
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick