Podcast - Bertha von Suttner – „Die Waffen nieder!“

Bertha von Suttner (1843-1914), Schriftstellerin und Pazifistin (Foto um 1912).

FriedensPerspektiven - Bertha von Suttner – „Die Waffen nieder!“

Als „Friedens-Bertha“ wurde sie von Gegnern verulkt – dabei war sie erstens eine Adelige und zweitens eine sehr kluge Frau. Hartnäckig und mit guten Argumenten setzte sie sich für den Frieden ein. Den Krieg hatte sie schon als Kind eines Generals kennengelernt, in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Prag. Sie wandte sich dem Schöngeistigen zu – und verliebte sich in Wien in den sieben Jahre jüngeren Arthur von Suttner. Mit ihm lebte sie einige Jahre in Georgien. Dort entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Schreiben, verfasste für österreichische Zeitungen Essays. Der 1877 wütende russisch-türkische Krieg empörte sie. Zurück in Österreich, wurde sie zur überzeugten Pazifistin. Ihr Roman „Die Waffen nieder!“ wurde internationaler Bestseller; sie schilderte darin die Absurdität und die Leiden des Krieges aus der Sicht einer Frau. Und sie trat dafür ein, dass sich die Friedenstifterinnen und Friedensstifter aller Länder vereinen: 

Darum ist es notwendig, dass überall dort, wo Friedensanhänger existieren, dieselben auch öffentlich als solche sich bekennen und nach Maßstab ihrer Kräfte an dem Werke mitwirken. 

Bertha von Suttner wurde zur weltweit bekannten Friedenskämpferin, nahm an Friedenskongressen teil, gründete Friedensgesellschaften, auch die „Deutsche Friedensgesellschaft“. Und sie entdeckte ein neues Thema: Sie engagierte sich gegen Tierversuche. 

Die Religion rechtfertigt nicht den Scheiterhaufen, der Vaterlandsbegriff rechtfertigt nicht den Massenmord, und die Wissenschaft entsündigt nicht die Tierfolter.

Auch in den USA flogen Bertha von Suttner die Herzen zu – sieben Monate lang reiste sie 1904 durch die Vereinigten Staaten, hielt bis zu drei Vorträge am Tag und stärkte die dortige Friedensbewegung. Ihre Stimme wurde sogar im Weißen Haus gehört – Präsident Theodore Roosevelt lud sie zum Gespräch. Im Jahr wurde sie – als erste Frau – mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt. In der Dankesrede fasste sie ihre Forderungen und Ideen zusammen: Es müsse eine Friedensunion zwischen Staaten geben und einen unabhängigen internationalen Kriegsgerichtshof. 
Bertha von Suttner ließ auch danach nicht locker, prangerte die Rüstungsindustrie und die allgemeine Aufrüstung an.

Wir sind im Besitze von so gewaltigen Vernichtungskräften, dass jeder von zwei Gegnern geführte Kampf nur Doppelselbstmord wäre. Wenn man mit einem Druck auf einen Knopf, auf jede beliebige Distanz hin, jede beliebige Menschen- oder Häusermasse pulverisieren kann, so weiß ich nicht, nach welchen taktischen und strategischen Regeln man mit solchen Mitteln noch ein Völkerduell austragen könnte.

1914, wenige Wochen vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs, erlag sie einem Krebsleiden. Ihre letzten Worte waren: 

Die Waffen nieder!  – sag’s vielen – vielen. 

Bis heute inspiriert und ermutigt Bertha von Suttner Menschen auf der ganzen Welt – auch die Theologin Margot Käßmann, die sich selbst deutlich gegen den Krieg ausgesprochen hat: 

Bertha von Suttner, die vor 100 Jahren sehr klar schon die Interessen der Rüstungsindustrie dargelegt hat und dazu aufgerufen hat, zu widerstehen, wo Kriegstreiber das Wort, die Wortmacht erlangen. Das stärkt mich auch, dass es Menschen gab, die lange vor meiner Zeit auch dafür verlacht wurden und die trotzdem meines Erachtens am Ende, wenn wir rückwärts blicken, sehr, sehr recht hatten.
 

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