„Es ist die Sprache, die Gott zur Vorstellung bringt.“
Rat der EKD vergibt den Hanna-Jursch-Nachwuchspreis an die Theologin Anna Löw
Die Theologin Anna Löw, freie Mitarbeiterin der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, erhält den mit 1.000 Euro dotierten Hanna-Jursch-Nachwuchs-Preis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für ihre an der Theologischen Fakultät der Universität Göttingen verfasste Hauptseminararbeit „Das Motiv der Schöpfung als Geburt durch JHWH. Eine Untersuchung im Anschluss an Psalm 90,2“. In ihrer Arbeit zeigt die Autorin, dass die Gottesbilder in der alttestamentlichen Denktradition über die Vorstellung von einer männlichen Gottheit hinausgehen. Sie arbeitet heraus, dass Psalm 90,2 mit seiner Geburtsmetaphorik weibliche Seiten des biblischen Gottes bezeugt, die in der Rezeptionsgeschichte der Bibel bislang vernachlässigt wurden. Gott handele männlich und weiblich. Biblische Metaphorik sei hier diverser. „Es ist die Sprache, die Gott zur Vorstellung bringt“, resümiert Anna Löw in ihrem Fazit.
Die Vorsitzende der Hanna Jursch-Jury, Prof. Dr. Ute Gause, erläuterte die Entscheidung der Jury: „Die Arbeit von Anna Löw ist methodisch fundiert und exegetisch wie begrifflich ausgesprochen präzise gearbeitet. Sie erfüllt in eindrucksvoller Weise die Kriterien des Hanna-Jursch-Nachwuchspreises.“ Der Hauptpreis wurde bei dieser Ausschreibung nicht vergeben.
Mit dem Hanna-Jursch-Preis zeichnet der Rat der EKD alle zwei Jahre herausragende wissenschaftlich-theologische Arbeiten aus, in denen gender- bzw. geschlechterspezifische Perspektiven eine wesentliche Rolle spielen. Das Themenfeld der 11. Ausschreibung lautete: „Geschlecht in der Krise – Krisen des Geschlechts“.
Benannt ist der Preis nach der Jenaer Kirchenhistorikerin Hanna Jursch (1902-1972), die sich 1934 als erste Frau an einer deutschen Theologischen Fakultät habilitierte.
Hannover, 28.6.2022