„Der Glaube gehört einfach zu mir“

Interview mit Samuel Rösch, Gewinner „The Voice of Germany“ 2018

Samuel Rösch studiert Religionspädagogik und hat 2018 die 8. Staffel von „The Voice of Germany“ gewonnen. In der Show, wie auch auf seinen Social-Media-Kanälen, geht er sehr offen mit seinem Glauben um. Im Interview spricht er darüber, wie ihn der Wettbewerb verändert hat, welche Bedeutung der Glaube für seine Musik hat und woraus er seine Inspiration bezieht.

Samuel Rösch, Gewinner von 'The Voice of Germany' 2018, mit seinem Coach Michael Patrick Kelly

Samuel Rösch (links) mit seinem Coach Michael Patrick Kelly.

Es ist erst ein paar Wochen her, dass du „The Voice of Germany“ gewonnen hast. Was hat sich für dich verändert? Und hast du dich vielleicht sogar selbst verändert?

Samuel Rösch: Der Gewinn war eine tolle Bestätigung für mich als Sänger. Es hat mich echt umgehauen, dass das, was ich mache, so viele Menschen in Deutschland erreicht und berührt hat.

Ich werde jetzt mein Studium unterbrechen und in diesem Jahr hauptsächlich als freiberuflicher Musiker unterwegs sein, sowohl als Solo-Künstler als auch mit meiner Band. Ich bin einfach gespannt, was jetzt alles auf mich zukommt. Ich glaube, das ist ein ganz anderes Leben.

Musikalisch hat mich die Show aber nicht verändert. Ich werde die gleiche Musik machen wie auch schon davor. Vielleicht hören mir jetzt aber ein paar mehr Leute zu, eben weil ich bei „The Voice“ war.

Natürlich frage ich mich aber auch, wie es weiter geht. Die Gewinner der letzten Jahre haben nicht lange als Musiker überlebt. Ich muss schauen, was hier mein Weg sein kann. Ich kann mir auf jeden Fall auch vorstellen, meinen Master in Religionspädagogik abzuschließen. Aber das entscheide ich Ende des Jahres.

Du hast eben von deiner Band erzählt. Sie heißt PaperClip und ihr macht christliche Popmusik, oder?

Samuel Rösch: Ich würde sagen, es gibt gar keine christliche Popmusik. Es gibt aber Christen, die Musik machen. Vielleicht gibt es auch Inhalte, die christlich sind, aber die Musik an sich ist es nicht.

Wir machen deutschsprachigen Poprock. Natürlich fließt da auch unsere Biographie mit ein. Wir sind alle in der Kirche groß geworden, da schreiben wir eben auch über unseren Glauben. Oder über Themen, die die Menschen einfach beschäftigen: Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Was ist der Sinn unseres Lebens?

Und du schreibst die Texte?

Samuel Rösch: Genau, ich schreibe seit sechs Jahren die Songs für uns.

Was inspiriert dich dabei? Welche Inhalte sind dir in deinen Texten wichtig?

Samuel Rösch: Hauptsächlich inspiriert mich mein Leben. Meine Heimat, das Erzgebirge. Und immer wieder neu die Begegnung mit Menschen. Oder einfach Dinge, die ich erlebe.

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Wenn ich mir deine Social-Media-Kanäle so anschaue, gehst du sehr offen mit deinem Glauben um. Im Fernsehen oder auch speziell bei „The Voice“ ist das ja eher die Ausnahme. In welcher Rolle findest du dich damit wieder?

Rösch: Das ist richtig. Es ist aber nicht so, dass ich mir das explizit auf die Fahne geschrieben habe. Ich wollte nicht zu „The Voice“ gehen und der sein, der dort vom Glauben erzählt. Aber das gehört einfach zu mir, auch dadurch, dass ich Religionspädagogik studiert habe.

Als Religionslehrer sehe ich mich zwangsläufig in der Position, vom Glauben zu erzählen – zum einen informativ und zum anderen auch als Bekenntnis. Deshalb kam das wohl einfach aus mir raus.

Die Musik ist für mich ein ganz besonderes Medium, um etwas mit Menschen zu teilen, was mir sehr wichtig ist. Durch ein Gespräch oder andere Formate kann ich das nicht erreichen. Deshalb lasse ich auch den Glauben und meine Vorstellung von Mensch, Welt und Leben in meine Texte einfließen.

Hast du eine bestimmte Botschaft, die dir besonders wichtig ist?

Rösch: Unser letztes Album trug den Titel „Lebensfarben“. Lebensfarben sind für mich einfach die Gaben, die jeder Mensch besitzt. Und ich möchte die Leute dazu aufrufen, diese Gaben zu nutzen.

„Das kam das wohl einfach aus mir raus“

Samuel Rösch

Das eine ist, selbst Songs zu schreiben und eine Botschaft in die Musik zu legen, bei „The Voice“ hast du aber Songs von anderen Künstlern gesungen. Nach welchen Kriterien hast du diese Songs ausgewählt?

Rösch: Mir ist es sehr wichtig, in welcher Situation der Künstler das Lied geschrieben hat. Ganz besonders war das zum Beispiel bei Herbert Grönemeyers „Der Weg“. Er hat dieses Lied in einer Zeit geschrieben, in der innerhalb kürzester Zeit seine Frau und sein Bruder gestorben sind.

Ich versuche, mich in diese Situation einzufühlen. Natürlich kann ich das nicht eins zu eins nacherleben, aber ich suche eben nach Parallelen in meinem Leben. Auch ich habe schon mal einen Menschen verloren, der mir wichtig war. Ich versuche also, die Emotionen, die der Künstler mit dem Lied ausdrücken wollte, zu meinen eigenen zu machen.

Welche Bedeutung hat der Text für dich?

Rösch: Der Text ist für mich die Grundlage der Musik. Natürlich hat auch Musik an sich eine Botschaft, aber für mich hat das eben eine ganz andere Dimension, wenn ein Text dahintersteht. Deshalb singe ich auch lieber auf Deutsch. Da kann ich viel besser meine Gefühle ausdrücken.

Lisa Menzel (für evangelisch.de)