Schwangerschaftsabbruch – Ein theologisch-ethischer Diskussionsbeitrag
Zur Debatte um § 218 StGB
Seit einigen Jahren wird wieder intensiv öffentlich über eine mögliche Neufassung der seit 1995 geltenden Regelung zum Schwangerschaftsabbruch diskutiert. Dabei stehen unter anderem drei Fragen im Fokus: Innerhalb welcher Fristen und unter welchen Voraussetzungen ist ein Schwangerschaftsabbruch vertretbar? Inwiefern sollten Schwangerschaftsabbrüche nach wie vor strafrechtlich geregelt werden? Soll es weiterhin eine Pflicht zur Schwangerschaftskonfliktberatung geben?
Diese Schrift der EKD trägt zusammen, welche Aspekte und Überlegungen aus evangelisch-ethischer Sicht bei einer entsprechenden Reform berücksichtigt werden sollten. Sie formuliert einen innerevangelischen Kompromiss und versteht sich zugleich als Impuls für eine konstruktive Weiterentwicklung der gesetzlichen Regelungen. Ziel ist der effektive Schutz des Lebens, der sowohl dem ungeborenen Leben als auch der schwangeren Frau gilt.
Unauflösbarer ethischer Konflikt
Im Fall eines Schwangerschaftskonflikts ist die Schwangere mit unvereinbaren Ansprüchen konfrontiert: Dem Anspruch des ungeborenen Lebens, zur Welt gebracht zu werden, stehen die Ansprüche und Verpflichtungen, die die eigene Lebensführung an sie stellt, gegenüber. Die evangelische Kirche erkennt diesen ethischen Konflikt als unauflösbar an. Gleichzeitig kann und muss die Schwangere aufgrund der einzigartigen Situation die Entscheidung für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch allein vor ihrem Gewissen treffen. Die Gesetzgebung hat die Aufgabe, die Schwangere in einer verantwortungsvollen Entscheidungsfindung zu unterstützen und einen sicheren Rahmen dafür zu bieten. Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, dürfen nicht stigmatisiert werden. Weiteres Augenmerk legt die EKD auf die Präventions- und Bildungsarbeit sowie darauf, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Richtung einer kinder- und familienfreundlichen Kultur zu fördern.
Für wen ist dieser Text?
- Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in der Politik
- Fachkundige Öffentlichkeit
- Verantwortliche in Kirche und Diakonie
- Kirchliche Bildungsarbeit
ub
Seit einigen Jahren wird eine mögliche Neufassung der seit 1995 geltenden Regelung zum Schwangerschaftsabbruch wieder öffentlich diskutiert. Die EKD betont mit dieser Schrift, dass der Schwangerschaftskonflikt ethisch gesehen unauflösbar ist und lehnt eine einseitige Gewichtung zugunsten des ungeborenen Lebens oder der Selbstbestimmung der schwangeren Frau ab. Sie plädiert unter anderem für eine kinder- und familienfreundlichere Gesellschaft, eine umfassende Schwangerschaftskonfliktberatung und Präventionsarbeit, inklusive sexueller Aufklärung.
Die Publikation kann kostenlos heruntergeladen werden.
EKD, 2024
zum Gesetzentwurf zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs (BT-DS 20/13775)
erstellt auf Grundlage des Expert*innenpapiers „Schwangerschaftsabbruch – Ein theologisch-ethischer Diskussionsbeitrag der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Debatte um § 218 StGB“ des Kammernetzwerks der EKD.
Die Publikation kann kostenlos heruntergeladen werden.
EKD, 2024