Präses Rekowski fordert Anerkennung und Unterstützung für zivile Seenotrettungsorganisationen
„Seenotrettung ist eine christliche und humanitäre Pflicht. Sie gilt auch im Mittelmeer und ausnahmslos allen Menschen“ sagte Präses Manfred Rekowski, Leitender Geistlicher der Evangelischen Kirche im Rheinland und Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nach einem Treffen mit der Organisation Sea-Watch in Berlin.
Die EKD setzt sich seit Jahren bei der Bundesregierung und europäischen Institutionen für legale und sichere Migrations- und Fluchtwege nach Europa ein, um kriminelle Schlepperei und anhaltendes Sterben zu verhindern. Aus diesem Grund unterstützt die EKD auch die zivile Seenotrettung, darunter die Organisationen Sea-Watch, Jugend Rettet, SOS Méditerranée und Mission Lifeline.
„Auch für Migranten und Schutzsuchende gilt das Selbstverständliche: ihre Rettung aus Seenot ist menschlich richtig und geboten, weil ihr Leben zählt. Christinnen und Christen lesen in der Bibel, wie Jesus selbst in Seenot gerät und bei den Ertrinkenden im Boot ist, und auch, wie er sie rettet. Niemand soll ertrinken müssen.“
Als Vorsitzender der EKD-Kammer für Migration und Integration kritisierte Rekowski ebenfalls die Kriminalisierung und den politischen Druck, dem zivile Seenotrettungsorganisationen seit Jahresbeginn ausgesetzt sind. Den Rettungsorganisationen wird Beihilfe zur Schlepperei vorgeworfen, obgleich das geltende internationale Seerecht eingehalten wird und alle Einsätze von der zuständigen italienischen Rettungsleitstelle koordiniert sind. Mittlerweile wird die Arbeit jedoch durch italienische Behörden stark beeinträchtigt. Das Rettungsschiff von „Jugend Rettet“ ist seit Anfang August 2017 beschlagnahmt, bis heute wurde jedoch keine Anklage gegen die Organisation oder Crew-Mitglieder erhoben. „Diejenigen, die noch vor einem Jahr für ihren humanitären Einsatz öffentlich gewürdigt wurden, werden jetzt kriminalisiert. Aber nicht der gebotene Einsatz für Menschenleben hat sich verändert, sondern die politische Stimmung“ so Präses Rekowski.
Rekowski betonte aber auch, dass Seenotrettung keinen Ersatz für einen grundsätzlichen Wechsel in der Migrations- und Asylpolitik darstelle. Es gelte weiterhin, bereits bei den Ursachen von Migration und Flucht anzusetzen, legale und sichere Zugangswege zu eröffnen, ein solidarisches Verteilsystem in Europa einzurichten und rechtsstaatliche Verfahren für Schutzsuchende zu gewährleisten. „Die Komplexität und Größe dieser politischen Aufgabe darf nicht dazu führen, dass wir uns an das Tausendfache Sterben im Mittelmeer gewöhnen oder es gar zum migrationspolitischen Kalkül machen.“
Hannover, 25. Oktober 2017
Carsten Splitt
Pressestelle der EKD