Getröstet und getragen

Am 9. April 1945 wurde der Theologe Dietrich Bonhoeffer hingerichtet

Büste Dietrich Bonhoeffers in der Gedenkstätte Flossenbürg
In der Gedenkstätte Flossenbürg erinnert eine Büste an Dietrich Bonhoeffer.

Am 9. April vor 73 Jahren ist Dietrich Bonhoeffer hingerichtet worden. Ich finde in diesen Zeiten immer öfter Gründe und Anlässe, an ihn zu denken: An seinen Widerstand gegen Gewaltherrschaft und Antisemitismus. An seinen theologischen Weitblick. Und sein fast „unglaubliches“ Gottvertrauen. „Unglaublich“, wenn ich denke, wie unsicher sein Leben war in Nazigefangenschaft. Er wusste weder, was mit ihm wird noch was mit den Lieben und Freund*innen draußen. Wie konnte er ihnen trotzdem so schreiben?

„Von guten Mächten treu und still umgeben,behütet und getröstet wunderbar...“

Bonhoeffer erlebt sich umgeben wie von „Engeln“. Das klingt auch aus einem Brief, den er an seine Verlobte geschrieben hat: „Ich habe die Erfahrung gemacht, je stiller es um mich herum geworden ist, desto deutlicher habe ich die Verbindung mit Euch gespürt. ..... Du, die Eltern, Freunde, Ihr alle, seid mir immer ganz gegenwärtig. Eure Gebete, gute Gedanken, Bibelworte, Musikstücke, längst vergangene Gespräche bekommen Leben und Wirklichkeit wie nie zuvor. Es ist ein großes unsichtbares Reich, in dem man lebt. Wenn es im alten Kinderlied von den Engeln heißt: ‘zweie die mich decken, zweie die mich wecken, so ist diese Bewahrung durch unsichtbare Mächte etwas, was wir Erwachsenen nicht weniger brauchen als die Kinder.“

Wir tun wohl gut daran, intensive Beziehungserfahrungen zu sammeln. Weil auch Gott darin lebt. Und weil sie einen auch „virtuell“ tragen können, wenn man allein ist.

Wolf-Dieter Steinmann


Wolf-Dieter Steinmann ist Rundfunkpfarrer beim SWR in Stuttgart.