Studienwerks-Leiterin: Bildung braucht ethische und religiöse Werte
Evangelisches Studienwerk feiert 75-jähriges Bestehen
Schwerte (epd). Die Leiterin des Evangelischen Studienwerks Villigst, Friederike Faß, hat die Bedeutung ganzheitlicher Bildung für die Demokratie hervorgehoben. In Villigst sollten die Stipendiatinnen und Stipendiaten ethische und religiöse Werte mit auf den Weg bekommen, sagte Faß dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Jeder Mensch ist Ebenbild Gottes und wertvoll. Daher ist jede Form von Menschenverachtung - gruppenbezogen und individuell - falsch.“ Das sei vor allem im Blick auf die aktuellen politischen Entwicklungen wichtig. Rechtsextreme Denkweisen und Parteien seien nicht mit den evangelischen Werten vereinbar.
Das Begabtenförderungswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) feiert an diesem Donnerstag in Dortmund sein 75-jähriges Bestehen. Die 1948 gegründete Einrichtung vergab bislang mehr als 8.000 Stipendien, die auch individuelle Begleitung und ein interdisziplinäres Bildungsangebot umfassen. Prominente Altstipendiaten sind etwa Diakonie-Präsident Ulrich Lilie, die früheren EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann und Heinrich Bedford-Strohm, der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf oder der Publizist Roger Willemsen (1955-2016).
„Ich wünsche mir, dass das evangelische Studienwerk so lebendig, bunt und vielfältig bleibt und dass unsere Stipendiatinnen über den Tellerrand gucken und weiter für Demokratie und Bildung einstehen“, sagte Faß. In Villigst umfasse die Förderung nicht nur finanzielle Unterstützung: „Wir wollen den jungen Menschen einen Raum geben für Diskussionen, für Treffen, um sich vielleicht auch mal zu streiten.“ Konstruktives Streiten sei wichtig für eine Demokratie. Jeder habe ein Mitspracherecht, damit das Studienwerk mit der Zeit gehen und sich weiterentwickeln könne. Es gebe momentan viele und schnelle Veränderungen in Wissenschaft und Gesellschaft, da sei es wichtig, den Anschluss nicht zu verlieren.
Für die Zukunft des Studienwerks wünscht sich die Leiterin, dass nicht nur Akademiker, sondern „alle überdurchschnittlich Begabten“ eine Chance auf Förderung erhalten. „Es gibt viele Menschen in Handwerks- oder Ausbildungsberufen, die herausragende Leistungen erbringen“, sagte Faß. Auch sie übernähmen wichtige Aufgaben in Kirche und Gesellschaft und sollten eine Möglichkeit erhalten, durch das Studienwerk gefördert zu werden: „Es wäre einfach schön, wenn wir hier eine Brücke bauen könnten.“
Eine aktuelle Herausforderung sieht Faß in der Inklusion. „Es werden leider immer noch viel zu wenige Menschen mit Beeinträchtigung gefördert, dabei gibt es viele, die eine Begabtenförderung verdient hätten“, sagte die Bildungsexpertin. Dies müsse stärker ins Bewusstsein gelangen. In den vergangenen Jahren sei das Studienwerk zwar schon inklusiver geworden - aktuell gebe es beispielsweise mehrere Stipendiatinnen und Stipendiaten mit körperlichen Beeinträchtigungen. „Trotzdem müssen wir hier noch viel aufholen“, sagte Faß.