Vertretung des Rates der EKD nahm am Gedenkakt der in Auschwitz ermordeten Sinti und Roma teil

EKD-Ratsmitglied Griese: EKD setzt sich gegen jede Diskriminierung im Alltag, in der Gesellschaft und gegen jede gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ein

Am 2. August vor 80 Jahren wurden in Auschwitz die letzten noch lebenden Sinti und Roma in dem Lager ermordet. Vertreter und Vertreterinnen der EKD nahmen am Gedenkakt teil.

Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau

 

Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau in Polen (Foto vom 15.09.2023). Konzentrationslager Auschwitz bezeichnet einen Lagerkomplex, der aus dem grössten der NS-Vernichtungslager, dem KZ Auschwitz-Birkenau (Foto) und dem Stammlager des KZ Auschwitz sowie dem KZ Auschwitz–Monowitz im damals deutsch-besetzten Polen bestand. Diese drei Konzentrationslager wurden von 1940 bis 1945 während der Zeit des Nationalsozialismus bei Krakau am Westrand der polnischen Stadt Oswiecim (deutsch: Auschwitz) errichtet. Es handelte sich um die räumlich grösste Ansammlung von Konzentrationslagern des Deutschen Reichs, in denen über 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden. Die Lager wurden am 27. Januar 1945 von der Roten Armee befreit.

Oswiecim, Frankfurt a.M. (epd). Spitzen-Repräsentanten des deutschen Staates haben in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau an die im Holocaust ermordeten Sinti und Roma erinnert. „Auschwitz steht für das größte Verbrechen, das Menschen Menschen jemals angetan haben. Es steht für den Zivilisationsbruch, der von Deutschland ausging“, sagte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) am Freitag im polnischen Oswiecim während des Gedenkakts zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma. Bas ist die erste Spitzenvertreterin des Bundestags, die in das ehemalige NS-Konzentrations- und Vernichtungslager reist.

Auschwitz stehe für den Willen, das europäische Judentum zu vernichten und für den Völkermord an den Sinti und Roma. „Hier in Auschwitz endete der Rassenwahn der Nationalsozialisten in der grausamen Auslöschung von Menschenleben“, sagte die SPD-Politikerin. Deutschland bekenne sich zu seiner historischen Verantwortung. Dies bedeute zugleich die Verpflichtung, Antiziganismus heute entschlossen entgegenzutreten.

In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurden im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau 4.300 Sinti und Roma in den Gaskammern ermordet. Es waren die letzten noch lebenden Angehörigen der Minderheit in dem Lager. Zwischen 1940 und 1945 starben insgesamt etwa 1,2 Millionen Menschen in dem Konzentrations- und Vernichtungslager, darunter 23.000 Sinti und Roma.

Teil der deutschen Delegation war die Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns, Manuela Schwesig (SPD), als Präsidentin des Bundesrats, Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und viele Bundestagsabgeordnete. Schwesig sagte in einer kurzen Ansprache, ihre Generation sei zwar nicht verantwortlich für die Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur, aber es sei ihre Verantwortung, die Erinnerung an diese Verbrechen lebendig zu halten.

Staatsministerin Roth bat in ihrer Ansprache alle Überlebenden und deren Nachfahren im Namen der deutschen Bundesregierung um Vergebung. „Im Namen der Bundesregierung verneige ich mich hier und heute vor all diesen Toten“, sagte sie.

Auschwitz stehe als Symbol für den Holocaust, den die Nazis an 500.000 Sinti und Roma und sechs Millionen Juden im NS-besetzten Europa verübten, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose. „Es gibt unter uns Sinti und Roma kaum eine Familie, die mit dem Namen Auschwitz nicht die Ermordung ihrer Angehörigen verbindet.“

Die Holocaust-Überlebende Alma Klasing sagte, die aktuellen Wahlerfolge der rechten Parteien machten ihr Angst. „Deshalb möchte ich gerade die Jugend vor diesen falschen Propheten warnen und bitte Euch von ganzem Herzen: Verteidigt unsere Demokratie.“

Vertreter der christlichen Kirchen in Deutschland nahmen ebenfalls an dem Gedenkakt teil. Der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich legte für die katholische Deutsche Bischofskonferenz einen Kranz nieder, für den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die SPD-Politikerin Kerstin Griese.

Griese sagte, die evangelische Kirche setze sich gegen jede Diskriminierung im Alltag, in der Gesellschaft und gegen jede gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ein. Heinrich sagte laut Mitteilung der Bischofskonferenz: „Die Tatsache, dass wir heute hier gemeinsam stehen und der Schicksale von Zigtausenden Angehörigen der Minderheit gedenken, ist ein Zeichen der Ermutigung und Hoffnung, dass jahrhundertealte Diskriminierung überwunden werden kann.“