Der Chor ist der Star

Uraufführung des Chormusicals „Martin Luther King – ein Traum verändert die Welt“

Aufführung des Chormusicals „Martin Luther King – ein Traum verändert die Welt“

In regionalen Proben konnten Teile des Chores schon vorher zusammen üben, aber erst am Tag der Uraufführung kommt der gesamte Chor mit den internationalen Musical-Solisten, der Big-Band und dem Streichorchester zusammen.

Die ersten Töne klingen durch die dunkle Essener Grugahalle, als sich hinter der Bühne auf den Rängen ein riesiger Chor erhebt. Schon zu Beginn der Uraufführung des Chormusicals „Martin Luther King – ein Traum verändert die Welt“ am 9. Februar ist klar, dass diese Show vor allem einen Hauptdarsteller hat: Den Chor, bestehend aus 1.200 Sängerinnen und Sängern aus ganz Deutschland.

Über Monate haben sie mit Hilfe von Übungs-CDs und Chorpartituren die 21 Lieder über das Leben des US-amerikanischen Bürgerrechtlers und baptistischen Pastors geübt. Viele von ihnen haben sich allein angemeldet, aber auch Mitglieder aus über 60 Chören sind dabei. Die meisten kommen aus Nordrhein-Westfalen, aber viele sind auch von weiter her angereist. In regionalen Proben konnten Teile des Chores schon vorher zusammen üben, aber erst am Tag der Uraufführung kommt der gesamte Chor mit den internationalen Musical-Solisten, der Big-Band und dem Streichorchester zusammen. Drei Dirigenten sorgen dafür, dass trotzdem alle als Einheit agieren.

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Jörg Knabe ist als Sänger aus Osnabrück nach Essen gekommen und hat sichtlich Freude am Projekt: „Die Stimmung in den Proben war hervorragend“, sagt er. Für ihn ist es schon das dritte Chorprojekt dieser Größenordnung. Ines Schepker aus Hude ist aus Niedersachsen angereist. Ihr liegt das Musical auch inhaltlich am Herzen: „Für mich ist es wichtig, dass ich ‚Nein‘ sage zu Rechtsradikalismus.“

Es ist diese politische Botschaft, die für Andreas Malessa, den Autor des Musicals, zentral ist: „Martin Luther King ist in seiner historischen Wirkung eine Ikone der Humanität für alle Menschen.“ Wer sich in Deutschland humanitär einsetze, werde als Gutmensch verhöhnt. Martin Luther King habe aber zähes und hartnäckiges Hoffen gelehrt. Mit dem Musical verfolgt Malessa ein klares Ziel: „Ich möchte bürgerschaftliches Engagement bei den Besuchern stimulieren.“ Das Musical solle ermuntern, „hartnäckig und dickköpfig hoffnungsvoll zu bleiben“.

Ein ökumenisches Projekt

Zu Martin Luther King hat der Autor und Journalist eine besondere Bindung, sein Vater kannte den Bürgerrechtler persönlich. Über die Art, wie er das Leben Kings darstellen möchte, habe er lange nachgedacht, sagt er. Schlussendlich entschied er sich für eine Rückschau. Das Musical beginnt mit dem Tod des Pastors, der 1968 ermordet wurde, und erzählt in exemplarisch ausgewählten Rückblenden vom Leben und Wirken Martin Luther Kings. Die Musik dazu, eine Mischung aus Gospel, Rock'n'Roll und Pop, stammt aus der Feder der Komponisten Hanjo Gäbler und Christoph Terbuyken. Gesungen wird zum Teil englisch, aber meistens deutsch.

Für Autor Andreas Malessa hat das Erbe Kings auch Implikationen für Religion und Kirche heute: „Martin Luther King gehört weder den Katholiken noch den Protestanten, er ist eine Ikone der Welt.“ Das spiegelt sich auch im Chormusical wider, das als ökumenisches Projekt konfessionsübergreifend organisiert wird. Veranstalterin ist die Stiftung Creative Kirche in Witten, die mit der Evangelischen Kirche im Rheinland, dem Bistum Essen und dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden eng kooperiert.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, mahnte am Rande der Veranstaltung, die Kirchen und die Christen müssten ihre Stimme erheben, wo Recht und Gerechtigkeit mit Füßen getreten werden. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck rief dazu auf, sich für die Gleichheit aller Menschen einzusetzen und für Arme und Menschen am Rande einzutreten.

Leo Schouten vom Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland sagte, Kings Beispiel zeige, „dass Menschen, die für ihren Glauben einstehen, etwas bewirken können“. Der baptistische Prediger Martin Luther King hatte durch gewaltfreien Kampf gegen die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung wesentlich zur Entstehung einer Massenbewegung beigetragen, die zur Aufhebung der gesetzlichen Rassentrennung in den USA führte.

„Auch unser Traum“

Für Ralf Rathmann aus dem Vorstand der Stiftung Creative Kirche war diese ökumenische Zusammenarbeit ein großer Wunsch und eine logische Konsequenz aus vorherigen Chorprojekten. „Wir haben gemerkt, dass die Sänger an der Basis schon lange zusammen unterwegs sind.“ Das ist auch an diesem Abend so. Unter den 1.200 Sängerinnen und Sängern sind an diesem Abend knapp 370 Katholiken und über 670 Protestanten.

Sie alle singen am Ende des Abends gemeinsam in Anlehnung an Kings berühmteste Rede („I Have a Dream“) das Schlusslied „Auch unser Traum“. Noch bevor der letzte Ton verklungen ist, stehen die ersten Zuschauer applaudierend im Saal. Es folgen minutenlange stehende Ovationen für die Uraufführung des Martin Luther King-Musicals. Der Applaus wird noch lauter, als auf den Leinwänden die Zahl 13.323,93 Euro erscheint. So viel Geld wurde an diesem Abend während der Vorstellung vom Publikum für „Brot für die Welt“ gespendet.

Melanie Zakri (epd)