Reformation

minderheitlich werden – eine Denkfigur zur Kirchenentwicklung

Aber „[g]erade Luthers Provinzialität, seine im Vergleich zu Leonardo und Machiavelli unleugbare Befangenheit in einer durch die spätmittelalterliche Entwicklung selbst bereits gesprengte ‚Mittelalterlichkeit‘ ermöglichten ihm seine breite Wirkung“, analysiert Kurt Flasch in „Das philosophischen Denken im Mittelalter“ weiter. „Leonardo und Machiavelli hatten auf das Missverhältnis von Vernunft und Weltlauf, wie es sich gegen 1520 abzeichnete, radikaler und origineller geantwortet. Indem Luther den anthropologischen Pessimismus, der sich jetzt nahelegte, theologisierte, verfestigte er die Zerrissenheit, die ohnehin vorhanden war“.

Luthers pessimistisches Pathos wird deutlich, wenn man ihn „einmal nicht als den Entdecker einer zeitlosen christlichen Wahrheit, sondern als Rezipienten der spätmittelalterlichen Schulwissenschaft“ und im Vergleich mit seinen Zeitgenossen liest. „Luthers Texte sind Dokumente der Zeit um 1520. Sie erhalten ihr historisches Profil“, wenn wir sie lesen neben Schriften von Erasmus, Pomponazzi‚ Machiavelli‚ Thomas Morus und anderen.

Alle genannten Zeitgenossen Luthers hatten den Mut, eigenständig zu denken. Sie sparten nicht an Kritik der Kirche gegenüber und waren überzeugt, dass Veränderungen dringend nötig waren.

Luthers pessimistisches Pathos wird deutlich, wenn man ihn „einmal nicht als den Entdecker einer zeitlosen christlichen Wahrheit, sondern als Rezipienten der spätmittelalterlichen Schulwissenschaft“ und im Vergleich mit seinen Zeitgenossen liest. „Luthers Texte sind Dokumente der Zeit um 1520. Sie erhalten ihr historisches Profil“, wenn wir sie lesen neben Schriften von Erasmus, Pomponazzi‚ Machiavelli‚ Thomas Morus und anderen.

Alle genannten Zeitgenossen Luthers hatten den Mut, eigenständig zu denken. Sie sparten nicht an Kritik der Kirche gegenüber und waren überzeugt, dass Veränderungen dringend nötig waren.

Gott, heylger schöpffer aller stern,
erleucht uns, die wir sind so fern,
zurkennen deynen waren Christ,
der vor uns hye Mensch worden ist.

Dann es ging dier zu hertzen sehr,
das wir gefangen waren schwer
solten ewig des todes sein;
drum namst du auff dich schuld und peyn.

Do sich die welt zum abent want,
der breutgam Christ ward so erkant.
auß seyner mutter kemerleyn
Die junckfraw blieb zart und gantz reyn.

Erzeycht hat er sein groß gewalt,
das es inn aller welt erschalt,
sich müssen bigen alle knie
im hymel, hellen und alhye.

Alles, was durch yhn geschaffen ist
Dem gibt er kraft, wesen und frist
nach seynes willens ordnung zwar
yhn zu erkennen offenbar.

Wir bitten dich, o heylger Christ,
wann du künfftiger richter bist,
lehr uns hyevor deinen willen thun
und im glauben nemen zu.

Lob, preyß sei, vater, deiner krafft
deym zarten Sohn, der all ding schafft,
inn eynem wesen der dreyheyt,
mit dem geyst deyner heyligkeyt.

Amen.

(Thomas Müntzer (1523) // BWV 602)
 


Dietrich Sagert