Weihnachten in Australien
Gedanken zu Weihnachten von Michael Domsgen
In Australien gibt es den Begriff Bikiniweihnachten. Das erzählte mir vor kurzem eine Kollegin. Man verbringt die freien Tage am Strand und lässt es sich gut gehen. Dann sagte sie etwas, was mir sehr vertraut vorkam. Die Leute wüssten überhaupt nicht mehr, warum sie eigentlich Weihnachten feiern.
Ja, zum großen Teil stimmt das. Aber gleich nach der ersten inneren Erregung frage ich mich: Kann man denn wirklich wissen, was da an Weihnachten geschehen ist? Hier komme ich ins Stocken. Weihnachten heißt zunächst einmal Hinhören. Euch ist heute der Heiland geboren. Ob die Hirten das verstanden haben? Keine Ahnung, aber sie waren davon so berührt, dass sie ihr Leben neu in die Hand nahmen. Sie gingen los. Lasst uns gehen und die Geschichte sehen. Gott lässt nicht nur von sich hören. Er lässt sich auch sehen. Was die Hirten dann sehen, war wohl eher enttäuschend. Ein Kind im Futtertrog. Müde Eltern in einem Stall. Zum Glück haben sie vorher hingehört.
Den Hirten gelingt dadurch etwas Großartiges. Sie bringen das, was sie gehört haben, mit dem zusammen, was sie sehen. Sie sehen nicht nur das Neugeborene, sondern im Neugeborenen den Retter, ihren Retter. Sie sehen nicht nur das, was ist, sondern das, was daraus wird.
Das ist großartig. Bikiniweihnachten hin oder her. Mit Gottes Augen sehen lernen. Im mühsamen Alltag den helfenden Gott finden. Das lässt sich nicht einfach wissen. Aber es lässt sich finden. Lasst uns gehen und die Geschichte sehen.
Michael Domsgen, Mitglied des Rates der EKD