Ratsbericht 2019 - Schriftlicher Teil
6. Tagung der 12. Synode der EKD 2019 in Dresden
1. Kirche auf gutem Grund
1.1 Z-Team
Vgl. Zwischenberichte aus laufenden Zukunftsprozessen der Synode (TOP IV a: „Kirche auf gutem Grund“).
Das Z-Team ist Teil des Zukunftsprozesses, zu dem parallel der Begleitende Ausschuss arbeitet, vgl. Punkt 8 („Neujustierung einer verlässlichen Finanzpolitik der EKD”), und dazu gehört das Projekt “Kirche im digitalen Wandel” unter Punkt 5 im vorliegenden Bericht.
1.2 Check „Junge Menschen im Blick“
Um für einen „Check: Junge Menschen im Blick“ Anregungen und Expertise aus dem Jugendcheck der Bundesregierung zu gewinnen, fand im Frühjahr eine erste kleine AG mit einer Expertin aus dem Bundeskuratorium Jugend-Check statt (Informationen zum Jugend-Check vgl. https://www.jugend-check.de/). Die AG beschäftigte sich mit der Grundidee, der Umsetzung und den Kriterien für die Wirkungsdimensionen.
Der Rat der EKD hat die Vorlage zum „Check: Junge Menschen im Blick“ in seiner Oktobersitzung beraten.
Vgl. Umsetzungsbericht in der Synode (Nr. 7)
1.3 „Weiter®sehen“ - Stärkung kirchlicher Präsenz des Christentums - Altersgruppe der 18 - 35-jährigen
Zum Beschluss „Weite(r)sehen – Evangelische Kirche verändert sich“ hat sich eine Projektgruppe im Kirchenamt der EKD gebildet. In ihr sind Fragen nach den primären Lebenskontexten der 18- bis 35-Jährigen gestellt worden, nach den religiösen Sinnhorizonten und den Kontaktflächen zur evangelischen Kirche. Diese drei Leitfragen bildeten die Grundlage für das Konzeptionspapier „Der Glaube junger Menschen und das Handeln der Kirche“, auf deren Basis der Rat der EKD auf seiner Sitzung vom 27. Juni 2019 Schwerpunkte und weitere Prozessschritte beschlossen hat.
Vgl. Umsetzungsbericht in der Synode (Nr. 1)
1.4 Deutscher Evangelischer Kirchentag in Dortmund 19.-23.06.2019 - Rat der EKD auf dem Kirchentag – Ratsmitglieder gestalten Veranstaltungen
An vielen Veranstaltungen des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentags (DEKT) in Dortmund (19.-23.06.2019) haben Mitglieder des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mitgewirkt. Präses Annette Kurschus hielt die Predigt im Eröffnungsgottesdienst „Am Ostentor“. Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs war auf dem Podium „Respekt! Geschlechterverhältnisse im Diskurs” zu hören und der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm zum Thema „Umwelt, Klima und Gerechtigkeit – heute handeln“. Im Zeichen der Seenotrettung stand eine Veranstaltung mit dem Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sowie Präses Annette Kurschus.
Michael Diener und Jacob Joussen waren mit Bibelarbeiten ins Programm eingebunden, Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber diskutierte mit Christian Wullf u.a. über die Frage nach Religion in der Gesellschaft und Kirsten Fehrs über den Umgang der Kirche mit sexualisierter Gewalt. Andreas Barner war zu dem Thema “Demokratie unter Druck” auf ein Podium geladen, und zum Thema “Macht und Ohmacht und digitale Freiheit” Kirchenpräsident Volker Jung. Staatssekretärin Kerstin Griese war im Gespräch zum Thema “Arbeit – Zukunft – Sinn”.
Weitere Programmpunkte waren musikalischer Art wie das Großkonzert “Bewährt sich die Schöpfung” mit Eckart von Hirschhausen und dem Ratsvorsitzenden sowie das Konzert mit Adel Tawil und Präses Kurschus. Ferner präsentierten sich der Info-Service der EKD und die Stiftung KiBa auf dem Markt der Möglichkeiten.
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm fuhr zusammen mit vielen Radlerinnen und Radlern die Schlussetappe der „Brot-für-die-Welt-Fahrradtour“ von Unna nach Dortmund.
1.5 Themenjahr 2020 (Frömmigkeit/Gebet als Ausdruck der gemeinsamen Präsenz in der Gesellschaft) ist vorzubereiten.
Vgl. Allgemeiner Berichtspunkt in der Synode.
1.6 Konzeption für das erweiterte Zentrum in Wittenberg unter Einbeziehung der Schlosskirchenarbeit, des Kompetenzzentrums, des Konfi-Camps und anderer Aktivitäten
In Umsetzung der Arbeit der Konzeptgruppe „Schlosskirche 2017+“ wurde die Projektstelle Kirchenmusik an der Schlosskirche verstetigt. Sie gewährleistet ein breites kirchenmusikalisches Angebot, Orgelmusiken wie Orgel Punkt zwölf, den Evensong, die Orgelfestwoche, größere Konzerte zum Reformationstag und zum Jahreswechsel.
Zur Ladegast- und zur Schukeorgel der Schlosskirche wurde eine neue CD aufgelegt.
Das gottesdienstliche Leben an der Schlosskirche wird überwiegend durch die Vikarinnen und Vikare sowie die Dozentinnen und Dozenten des Predigerseminars getragen. Achtmal jährlich predigt der Direktor der EWS. Zum Reformationstag hält ein Repräsentant der EKD die Predigt in einem der beiden Festgottesdienste. In guter Kooperation mit Wittenberg English Ministry werden von Mai-Oktober englischsprachige Andachten und Gottesdienste gefeiert.
Die an der Schlosskirche tätigen Institutionen, die Ev. Akademie Sachsen-Anhalt, die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek, die EWS, die Stiftung Christliche Kunst, das Ev. Predigerseminar veranstalten im „Forum Schlosskirche“ einen jährlichen Thementag, 2019 zu Migration als universeller Erfahrung und Herausforderung.
Die Repräsentanz der EKD und der Gliedkirchen in der Lutherstadt Wittenberg wird durch die Evangelische Wittenbergstiftung wahrgenommen und war im vergangenen Jahr von personellen Wechseln geprägt. Nachdem der Theologische Direktor Pfarrer Jan von Campenhausen in die Evangelische Kirche Berlin/Brandenburg/Schlesische Oberlausitz gewechselt ist, und der ehrenamtliche juristische Geschäftsführer Ulrich Seelemann seine Tätigkeit Ende 2018 beendet hatte, ist seit dem 1.2.2019 zunächst nebenamtlich und seit dem 1. Juli hauptamtlich Pfarrer Renke Brahms als Theologischer Direktor und Geschäftsführer der Stiftung im Amt.
Auch im Evangelischen Zentrum für Gottesdienst- und Predigtkultur (ZfGP) hat es personelle Wechsel gegeben: Für den durch die Fusionierung hinzugekommenen Bereich Gottesdienst ist seit August 2018 das Pfarrerehepaar Susanne Mathis-Meuret und Jan Mathis zuständig, für den Bereich Homiletik seit August 2019 Pfarrer Dr. Peter Meyer (in Nachfolge von Pfarrerin Kathrin Oxen). Das Zentrum bietet Fortbildungen im Bereich Gottesdienst und Predigt sowie homiletische und liturgische Coachings an, nimmt Impulse aus den Schnittstellen von Theologie und Kunst auf (dies ist der besondere Arbeitsbereich von Dr. Dietrich Sagert) und unterstützt und vernetzt die Landeskirchen in ihrer Arbeit mit Gottesdienst und Predigt durch eine facebook-Gruppe, Material auf der eigenen Homepage, Veröffentlichungen und die Konferenzen für landeskirchliche Gottesdienst- und Prädikantenarbeitsstellen sowie EKD-weite Netzwerktreffen für Predigtcoaches und Gottesdienstberaterinnen und -berater.
Im Sommer 2019 haben wieder drei KonfiCamps unter dem Thema „Frieden leben“ stattgefunden. Knapp 1400 Konfirmandinnen und Konfirmanden aus 11 Landeskirchen und der Schweiz trafen sich für jeweils fünf Tage zu Bibelarbeit, Workshops, Andachten, einem Besuch der Stadt Wittenberg und machten Erfahrungen von Gemeinschaft, die nur in einem so großen Camp gemacht werden können. Ca. 80 Stiftungsteamerinnen und -teamer engagierten sich ehrenamtlich und übernahmen Verantwortung in den Camps. So wird mit den Camps eine Brücke von der Konfirmandenarbeit zur Jugendarbeit und den jungen Erwachsenen geschlagen. Für das Jahr 2020 sind wieder drei Camps geplant.
An der Schlosskirche wird die kirchenmusikalische Arbeit unterstützt. Außerdem werden die für das Jahr 2017 ausgebildeten Kirchenführerinnen und Kirchenführer weiter fortgebildet und bilden ein großes Team von engagierten Ehrenamtlichen. Der Theologische Direktor hat seinen Predigtauftrag an der Schlosskirche und predigt dort in der Regel alle sechs Wochen.
Am 31. Oktober predigte die stellvertretende Ratsvorsitzende Dr. h.c. Annette Kurschus in der Schlosskirche.
Ein Ziel der Stiftung ist es, an historischen Daten der Reformation anzuknüpfen und die reformatorischen Ideen zu vertiefen, zu verbreiten und auf aktuelle Entwicklungen zu beziehen. So ist im Hinblick auf das erste evangelische Gesangbuch aus dem Jahr 1524 schon ab dem Jahr 2020 ein internationales protestantisches Chorfestival unter dem Titel „fides cantat“ geplant, das die Reformation als Gesangsbewegung in den Mittelpunkt rückt. Auch das Jahr 2022 (500 Jahre Bibelübersetzung) ist schon im Blick und wird das Thema „Sprache“ aufnehmen.
1.7 Vorarbeiten zum neuen Gesangbuch
Kirchenkonferenz und Rat haben im vergangenen Jahr den Grundsatzbeschluss zur Überarbeitung des Evangelischen Gesangbuchs gefasst. Eine erste größere Konsultationstagung hat vom 31.10. bis 2.11.2018 in Hildesheim stattgefunden. Die Stelle der Referentin ist seit 01.09.2019 mit Frau Susanne Hasselhoff besetzt, die den komplexen Prozess der Überarbeitung verantwortlich gestalten wird.
In Folge der inhaltlichen Impulse dieser Tagung sowie der ersten Gespräche zwischen der Referentin und den kirchenmusikalischen Gremien hat sich herauskristallisiert, dass die Prozesse „Gesang-Buch“ und „Digitale Datenbank“ als parallele Prozesse einer Steuerungsgruppe geführt werden sollten. Die Berufung einer Steuerungsgruppe sowie die Beratung der ersten Projektschritte sollen noch im Jahr 2019 im Rat erfolgen. Der Überarbeitungsprozess ist auf ca. 8 Jahre berechnet.
1.8 Reform der theologischen Ausbildung im Sinne der Kundgebung der EKD-Synode 2018 - Nachwuchsgewinnungsarbeit intensivieren
Die theologische Ausbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer wird von den verantwortlichen Gremien im Blick auf die Studienziele und -motivation, die Gestaltung der zweiten Ausbildungsphase sowie die Bedingungen für gelingende Übergänge zwischen Studium, Vikariat und die Fortbildung in den ersten Amtsjahren zurzeit grundlegend überprüft. Außerdem besteht neu die Möglichkeit eines Quereinstiegs in den Pfarrberuf durch einen Weiterbildungs-„Master of Theological Studies“, den in den kommenden Jahren verschiedene Fakultäten und eine Kirchliche Hochschule einrichten werden.
Das Netzwerk „Nachwuchsförderung“ wirbt über die Seite https://www.das-volle-leben.de/ nicht nur für das Theologiestudium mit der Perspektive Pfarrberuf, sondern viele seiner Mitglieder sind auch in der Nachwuchsgewinnung für weitere kirchliche Berufe tätig. Im Auftrag der Kirchenkonferenz wird zurzeit eine übergeordnete Website zur Information und Werbung für kirchliche Berufe konzipiert.
Um Wege für Durchstiegsmöglichkeiten zwischen den einzelnen Ausbildungswegen zu schaffen, sind die verantwortlichen Gremien ferner dabei, in einem ersten Schritt ein Raster für die Vergleichbarkeit der gemeindepädagogisch-diakonischen Ausbildungen zu erstellen und das Theologiestudium neu zu sichten.
Vgl. ferner den Umsetzungsbericht der Synode (Nr. 17)
1.9 Konsultation „Familie leben“ – Fachkonsultation für Kirche und ihre Diakonie“
Die Unterstützung von Familien durch diakonische, pädagogische, religionspädagogische, seelsorgliche und gottesdienstliche Arbeit von Kirche und Diakonie wird in vielen Handlungsfeldern von unterschiedlichen Akteuren der Kirche und ihrer Diakonie verantwortet. Eine Erhebung zur Planung der Arbeit auf diesem Feld ergab, dass eine Abstimmung über strategische Ziele und mögliche Maßnahmen zur Stärkung von Familien sondiert werden und entsprechend erfolgen sollte. Hierzu diente eine Konsultation am 24.-25.9.2019 in der Evangelischen Bildungsstätte auf Schwanenwerder, die von der EKD, Diakonie Deutschland und Evangelischer Akademie zu Berlin in Kooperation mit einschlägigen Verbänden und Arbeitsstellen konzipiert und durchgeführt wurde. Ergebnisse der empirischen Familienforschung, theologische Ausführungen zum Zusammenhang zwischen christlichem Glauben, der Glaubensvermittlung in vielfältigen Familienformen und Erfahrungen aus der kirchlichen und diakonischen Praxis der Unterstützung von Familien wurden unter den ca. 60 Teilnehmenden aus nahezu allen Gliedkirchen der EKD, Diakonischen Werken, Evangelischer Arbeitsgemeinschaft Familie und Bildungseinrichtungen diskutiert. Die Ergebnisse der Konsultation zu strategischen Konsequenzen werden im Kirchenamt weiter bearbeitet. Diese Weiterarbeit wird im Zusammenhang mit den Impulsen, die von der Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ (2013) ausgegangen sind, gesehen.
1.10. Gleichstellungsorientierte Personalpolitik fördern – Evangelisches Gütesiegel Familienorientierung und EKD-Arbeitshilfe für Bewerbungsverfahren
Im sich verschärfenden Fachkräftemangel wird es auch für die Kirche zunehmend schwierig, geeignetes Personal zur Erfüllung der vielfältigen Aufgaben zu finden und zu halten. Als ein Instrument zur Stärkung von Arbeitgeberattraktivität und Chancengerechtigkeit ist das von EKD und Diakonie Deutschland gemeinsam verantwortete Evangelische Gütesiegel Familienorientierung erfolgreich gestartet. Am 19. September wurden die ersten Zertifikate im Rahmen einer Festveranstaltung in Berlin, an der auch Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey teilnahm, verliehen. Das Gütesiegel steht kirchlichen und diakonischen Einrichtungen nun als Baustein für ihr Personalmanagement zur Verfügung. Zehn Landeskirchen, die EKD und eine Reihe von diakonischen Landesverbänden haben sich bereits bereit erklärt, das Gütesiegel in der Verstetigungsphase finanziell und organisatorisch zu unterstützen.
Für die Gewinnung gut qualifizierten Personals sind auch fair und transparent gestaltete Personalauswahlverfahren von Bedeutung. Deshalb hat die EKD dazu eine von der Konferenz der Genderreferate und Gleichstellungsstellen in den Gliedkirchen der EKD erarbeitete Arbeitshilfe „Die richtige Person am richtigen Platz. Bewerbungsverfahren gestalten“ veröffentlicht. Sie richtet sich vor allem an gemeindeleitende Gremien, ist aber auch für andere Auswahlverfahren einsetzbar und thematisiert die wichtigsten Aspekte eines gelingenden Personalauswahlverfahrens. Aufmerksamkeit liegt nicht nur auf der Entwicklung des Anforderungsprofils und der Durchführung der Vorstellungsgespräche, sondern auch darauf, wie man die geführten Gespräche am besten auswertet, um zu einer guten Entscheidung zu kommen. Die Arbeitshilfe findet innerkirchlich und darüber hinaus Resonanz und ist bereits in zweiter Auflage erschienen.
Vgl. ferner den Umsetzungsbericht der Synode (Nr. 16)
1.11 Ausschreibung des Hanna Jursch-Preises der EKD
Mit dem Hanna Jursch-Preis fördert der Rat der EKD wissenschaftlich-theologische Arbeiten, in denen gender- bzw. geschlechtsspezifische Perspektiven eine wichtige Rolle spielen. Im Rahmen einer Festveranstaltung an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin, bei der zugleich die Jubiläen „110 Jahre Zulassung von Frauen zum Studium“ und „75 Jahre Ordination von Frauen“ in Berlin gefeiert wurden, erhielt Aliyah el Mansy den 9. Hanna Jursch-Preis für ihre Arbeit „Exogame Ehen. Die traditionsgeschichtlichen Kontexte von 1 Kor 7, 12-16.“ Der 10. Hanna Jursch-Preis ist mittlerweile ausgeschrieben und widmet sich dem Thema: „Lebensformen und Beziehungsweisen. Konstruktionen und Dekonstruktionen von Heteronormativität.“
1.12 Stiftung Kiba fördert 108 Projekte: über 1,8 Mio. Euro für den Erhalt von Kirchen 2019
Damit die vielen großen und kleinen Kirchen in ganz Deutschland auch in Zukunft für alle Menschen ihre Türen und Tore öffnen können, engagiert sich die Stiftung KiBa bundesweit
und uneigennützig für ihren Erhalt. Zusammen mit einem tatkräftigen Förderverein und unzähligen Spenderinnen und Spendern kann sie seit mehr als 20 Jahren Kirchengemeinden unterstützen.
Bis September 2019 wurden bereits 102 Projekte gefördert. Sechs weitere kamen über die von der Stiftung initiierte MDR Sendung „Spiel um die himmlischen Millionen“ noch dazu. Damit konnte die KiBa in diesem Jahr über 1,8 Mio € Unterstützung für Kirchengemeinden vor allem in den östlichen Bundesländern geben. So wurden beispielsweise im Bereich der Nordkirche 28 Projekte mit 355.000 € unterstützt, in der EKM waren es 38 Projekte mit 455.000 € zuzüglich der Gewinne aus der MDR-Sendung.
Nicht selten ist es erst die Zusage der KiBa, die dringend benötigte Baumaßnahmen ermöglicht. Bei der Vergabe ihrer Fördergelder folgt die Stiftung einem erprobten Verfahren, mit dem die Gelder gerecht und verantwortungsvoll verteilt werden.
Neben der Projektförderung engagiert sich die Stiftung KiBa satzungsgemäß auch für Bil-dungsaufgaben. „Nur was der Mensch kennt, kann er lieben. Und nur was der Mensch liebt, ist er bereit zu schützen.“ In einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft schwindet das Wissen um christliche Grundwerte, um den Gottesdienst und um die Kirchen selbst. Hier ist die Stiftung mit ihrem Bildungsauftrag gefragt und engagiert tätig: Mit ihren Publikationen (KiBa-Aktuell, Jahresbericht und zahlreichen Internetaktivitäten), ihrer Präsenz auf kirchlichen Großveranstaltungen und im Eintreten bei Bund und Ländern für die Belange kirchlicher Denkmalpflege.
1.13 „Freiburger Studie“: Zwischen demografischem Wandel und nachlassender Kirchenverbundenheit. Eine langfristige Projektion der Kirchenmitglieder und des Kirchensteueraufkommens der Universität Freiburg in Verbindung mit der EKD
Anfang Mai 2019 haben EKD und VDD die Ergebnisse der gemeinsamen Projektion der Kirchenmitglieder und des Kirchenaufkommens bis 2060 veröffentlicht. Die Studie wurde im Rahmen zweier Promotionen vom Forschungszentrum Generationenverträge der Albert-Ludwig-Universität Freiburg unter Leitung von Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen durchgeführt. Die Projektion kommt zum Ergebnis, dass sich die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder bis zum Jahr 2060 auf rund 10,5 Mio. reduzieren wird. Das ist ein Rückgang von gut 50% im Vergleich zum Jahr 2017. Für die Studie wurden demographische Entwicklungen (Todesfälle und Geburten) sowie Taufen, Kirchenein- und -austritte und Wanderungsbewegungen aus-gewertet. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass nur knapp die Hälfte des Kirchenmitgliederrück-gangs demographisch bedingt ist. Der größere Anteil resultiert darin, dass auch Kinder evan-gelischer Eltern nur noch zum Teil getauft werden, und eine größere Zahl insbesondere jün-gerer Menschen aus der Kirche austritt, meist zu Beginn des Berufslebens, wenn erstmalig Kirchensteuerzahlungen fällig werden.
Der Verlust der Kirchenmitglieder wird mit einer deutlichen Abnahme der Kirchensteuerkraft einher gehen.
Die EKD hat zu den Ergebnissen der Projektion die Broschüre „Kirche im Umbruch“ veröffent-licht. Die Veröffentlichung erklärt das Thema auch für die breite Öffentlichkeit anschaulich und zeigt daneben Projekte aus Landeskirchen und Kirchengemeinden, die insbesondere Angebote für junge Erwachsene entwickeln und frische Impulse setzen.
In einer gut geplanten Aktion sind parallel mit der EKD auch die Landeskirchen mit den landeskirchlichen Projektionsdaten an die Öffentlichkeit getreten. Das Thema wurde in den Medien breit aufgenommen. Eine Medienresonanzanalyse verzeichnet über 200 Beiträge mit einer Reichweite von rund 116 Mio. Kontakten, die neben kritischen Stimmen auch besorgte Äußerungen wegen gesellschaftlicher Folgen des Kirchenmitgliederschwundes zeigen.
Die Frage, wie insbesondere die Bindung junger Erwachsene an die Kirche gelingen kann, beschäftigt aktuell verschiedene Gremien. In diesem Zusammenhang wird auch die Frage geprüft, ob es möglich und sinnvoll ist, junge Erwachsene bei der Kirchensteuer zu entlasten.
Die EKD selbst stellt sich mittelfristig auf rückläufige Kirchensteuern und damit sinkende Um-lagebeträge ein und steuert das über den Begleitenden Ausschuss zur Neuausrichtung der Finanzpolitik.
Vgl. Bericht aus dem Begleitenden Ausschuss.
1.14 Rezeption und Resonanz auf: „Zur Situation und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Eine Ergänzung zu den Empfehlungen der EKD und des E-TFT“: „Das Zusammenwirken der Landeskirchen und Theologischen Fakultäten in Deutschland“ / Auswertung der Tagung in Hildesheim „Zur Situation und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“
Dieser Text ist von den Gliedkirchen wie auch den ev. theologischen Fakultäten sehr begrüßt worden. In Einzelfällen hat der Verweis auf diesen gemeinsamen Text von universitärer wie kirchlicher Seite bereits zur Klärung von Konfliktfällen beigetragen. Um das Interesse an einem guten Kontakt zum wissenschaftlichen Nachwuchs zu verdeutlichen, ist für Januar 2021 unter Mitwirkung des Kontaktausschusses zwischen Rat und Fakultätentag ferner eine Veranstaltung für den wissenschaftlichen Mittelbau Ev. Theologie geplant.
Vgl. Umsetzungsbericht der Synode (Nr. 17).
1.15 EKD-Text „Religiöse Bildung angesichts von Konfessionslosigkeit. Aufgaben und Chancen“, voraussichtlicher Erscheinungstermin: Dezember 2019
In Deutschland gehört gut ein Drittel der Menschen keiner Kirche oder Religionsgemeinschaft an. Diese sogenannte Konfessionslosigkeit betrifft in unterschiedlicher Weise alle kirchlichen Handlungsfelder, besonders jedoch die kirchlich (mit-)verantwortete Bildungsarbeit. Ein von der Kammer für Bildung und Erziehung, Kinder und Jugend erarbeiteter Grundlagentext, der darauf umfassend und differenziert reagiert, wurde vom Rat mit großer Zustimmung einmütig verabschiedet und wird voraussichtlich im Dezember 2019 in der Evangelischen Verlagsanstalt erscheinen. Damit stehen konfessionslose Menschen, die Gründe und Hintergründe ihrer Konfessionslosigkeit und der Umgang mit ihnen in den verschiedenen Formen kirchlichen (Bildungs-)Handelns erstmals systematisch im Mittelpunkt einer EKD-Verlautbarung. Gleichzeitig betreffen die im Text aufgezeigten Grundsätze, Aufgaben und Handlungsoptionen im Blick auf eine nachlassende kirchliche Bindung ebenso die eigenen Kirchenmitglieder. Es gilt darum, auch pastorales, diakonisches, seelsorgliches Handeln bildsam zu gestalten – und daraufhin zu reflektieren, wo und wie sich darin Lernchancen im Blick auf Religion und Christentum eröffnen, und diese klarer zu markieren und zu nutzen.
1.16 Rezeption und Resonanz auf EKD-Text 132 „Beteiligung auf Zeit. Individuelle Zugehörigkeit am Beispiel der Tourismuskirchenarbeit“
„In gewisser Weise sind viele Kirchenmitglieder schon heute ‚Touristen‘ in den Ortsgemeinden, weil sie auch diese Orte nur gelegentlich und anlassbezogen aufsuchen.“
Die Hintergründe, Potentiale und Gestaltungen dieser Entwicklung beleuchtet der EKD-Text 132 „Beteiligung auf Zeit: Individuelle Zugehörigkeit am Beispiel der Tourismuskirchenarbeit“.
In den unterschiedlichen Angeboten von Kirche im Tourismus zeigt sich, dass und auf welche Weise sich ganz unterschiedliche Personen durch die christliche Botschaft ansprechen und berühren lassen; auch solche, die sich sonst nur selten auf die klassischen Formen der Kirchlichkeit einlassen und diesen etwas abgewinnen können. Es lassen sich in der Tourismuskirchenarbeit zeitlich begrenzte Formen von Gemeinde betrachten, die auch in den meisten anderen kirchlichen Handlungsfeldern lebendig sind. Wer sich das klar gemacht hat, wird keine konflikthafte Entgegensetzung von Gemeinde im hergebrachten Sinn und Kirche bei Gelegenheiten vertreten, wenn über die Gestaltung einer evangelischen Kirche der Zukunft nachgedacht wird. Vielmehr gilt es zu entdecken, wie sich dauerhafte und stärker situative oder zeitbezogene Formen der Beteiligung letztlich gegenseitig stärken und fördern.
Der EKD-Text wurde im Juli 2019 veröffentlicht. Entstanden ist er aus der Arbeit einer Expertenkommission, in der sich Vertreterinnen und Vertreter aus Kirchenleitung, Theologie, Touristik und kirchlicher Praxis zusammengeschlossen hatten, um der immensen gesellschaftlichen Bedeutung des Tourismus auf angemessene Weise kirchentheoretisch und kirchenpraktisch zu begegnen. Geworben wird dabei um einen weiten Begriff von Tourismus, in dem sich kirchlicherseits das ganze Feld des Reisens ebenso wiederfindet wie die Citykirchenarbeit, die Beteiligung an gesamtkirchlichen Anlässen wie dem Reformationsjubiläum oder die spirituelle Einkehr.
In zwanzig Praxisportraits veranschaulicht sich das Themenfeld von Kirche im Tourismus mit seinen zahlreichen Beteiligungsformen. Das lädt ein zur Nachahmung in Kirchengemeinden und Regionen und wirbt für eine gelebte Vielfalt gegenwartssensibler christlicher Gemeindeformen.