Ratsbericht 2019 - Schriftlicher Teil
6. Tagung der 12. Synode der EKD 2019 in Dresden
6. Fortentwicklung der Ökumene
6.1 Ev.-kath. Ökumenearbeit
Vgl. Bericht des ev. Vorsitzenden des Kontaktgesprächskreises, Kirchenpräsident Christian Schad, im Auftrag des Vorsitzenden des Rates der EKD (“Catholica-Bericht”).
6.2 Gespräch VEF – EKD in Reutlingen
Ihr erstes öffentliches theologisches Gespräch zum Thema „Taufe“ führten die EKD und die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) am 7.-8.3.2019 in der Theologischen Hochschule Reutlingen. Diskutiert wurden neue theologische Zugänge zur Taufe, insbesondere die Frage eines nicht-exklusiven Verständnisses der je eigenen Taufpraxis, sowie Erfahrungen aus der Praxis im freikirchlichen und im landeskirchlichen Raum. Die Tagung war ein erster Schritt auf dem Weg eines Healing of Memories. Sie vertiefte das Verständnis füreinander und drückte gegenseitige Wertschätzung aus, wo es in der Vergangenheit oft zur gegenseitigen Abgrenzung gekommen war.
6.3 Reformationsjubiläum Worms im Jahr 2021
Der Rat der EKD hat sich grundsätzlich positiv zu der Unterstützung einer Großveranstaltung anlässlich des Wormser Reichstagsjubiläums 2021 geäußert und darum gebeten, die Konzeption der Ev. Kirche in Hessen und Nassau mit zu beraten. Dies Konzept ist einerseits in seiner thematischen Zuspitzung auf das Thema „Mut in unsicheren Zeiten“ hochaktuell und kann so das ikonographisch sehr aufgeladene Thema „Luther - der Held“ brechen und es eher mit dem „Kampf um Mut und Zuversicht“ verbinden. Dass sich dieser Kampf aktualisieren und vergegenwärtigen lässt, dürfte einleuchtend sein. Zudem kann durch die korrekte Lokalisierung der Ereignisse mitten in der Stadt Worms (Marktplatz an der Dreifaltigkeitskirche Worms) mitten in der Nacht (24 Uhr vom 17. auf den 18. April 2021) eine besondere Erlebnisdimension eröffnet werden, die auch und gerade jüngere Menschen anzieht. Und zuletzt ist das Ereignis auf eine mediale Dezentralisierung angelegt, die es jeder Gemeinde oder Einrichtung erlaubt, ihre je eigene Gestaltung dieses „Luthermomentes in der Luthernacht“ zu entfalten; gerade diese Pluralisierungsmöglichkeit bei gemeinsamer inhaltlicher Grundkonzeption (im Vorlauf wird sehr viel Material den interessierten Gemeinden und Veranstaltungsorten bereitstellt) ist ein Format, das sich im Jubiläumsjahr 2017 bewährt hat. Es liegt daher nahe, dass die EKD insbesondere diese mediale Dezentralisierung auch finanziell unterstützt, insofern diese Hilfe – ähnlich wie seinerzeit die Public-Viewing-Unterstützung während der Fußball-WM – eine klare Dienstleistung der EKD-Ebene für die Gemeindearbeit vor Ort ist.
6.4 Vollversammlung des ÖRK. Werkstattbericht: Stand der Planungen der 11. Vollversammlung 2021 in Karlsruhe
Die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) wird vom 8. - 16.9.2021 in Karlsruhe stattfinden. Erst zum dritten Mal in seiner über 70jährigen Geschichte hat sich der der ÖRK für Europa, und zum ersten Mal für Deutschland als Austragungsort entschieden. Es ist eine große Ehre, gemeinsam mit dem Ökumenischen Rat dieses so wichtige und in alle Welt ausstrahlende Ereignis vorbereiten zu dürfen.
Im Ökumenischen Rat sind 350 Kirchen mit rund 560 Millionen Gläubigen zusammengeschlossen. Ihm gehören protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie Freikirchen an. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Voll-Mitglied, arbeitet jedoch seit Jahrzehnten offiziell und stimmberechtigt in drei Kommissionen (Glauben und Kirchenverfassung, Mission und Evangelisation, Bildung) und anderen wichtigen Gremien mit.
Die Vollversammlung ist das oberste legislative Organ des Ökumenischen Rates und tritt alle acht Jahre zusammen, zuletzt 2006 in Brasilien (Porto Allegre) und 2013 in Südkorea (Busan). Ihre offizielle Aufgabe ist die Überprüfung der Programme und die Festlegung der allgemeinen Ausrichtung der Arbeit des Ökumenischen Rates sowie die Wahl des Präsidiums und des Zentralausschusses. Neben Arbeitssitzungen im Plenum wird es Gottesdienste, Bibelarbeiten, ökumenische Gespräche und ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm geben. Mit dem Motto „Christi Liebe bewegt, versöhnt und eint die Welt“ will sie Mut machen, sich aus dem christlichen Glauben heraus für Liebe, Gerechtigkeit, Frieden und Einheit einzusetzen.
Neben den rund 4.000 offiziellen Gästen aus aller Welt werden mehrere tausend Besucherinnen und Besucher erwartet, die sich in Karlsruhe aus nah und fern begegnen, austauschen und vernetzen. Dabei soll die lebendige Vielfalt der Kirchen in der Stadt und der Region sichtbar werden. Die Vollversammlung ist für alle offen und setzt keine Grenzen. Die Gottesdienste sowie zahlreiche inhaltliche und kulturelle Veranstaltungen sind öffentlich, für die weiteren Programmteile können Besucherinnen und Besucher sich auch noch vor Ort registrieren und teilnehmen.
Die gastgebenden Kirchen, zu denen die Evangelische Kirche in Deutschland, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, die Deutsche Bischofskonferenz, die altkatholische Kirche, die Mennoniten, die Herrnhuter Brüdergemeine und aus der Region neben den Evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg sowie dem Erzbistum Freiburg auch die Vereinigte Protestantische Kirche Frankreichs und der Schweizerische Kirchenbund gehören, bereiten mit zahlreichen Einrichtungen der Stadt, des Landes und des Bundes ein Besuchsprogramm vor. Mehrere hundert Veranstaltungen sind geplant, in denen gesellschaftlich und politisch relevante Themen behandelt und Perspektiven für eine gemeinsame versöhnte und friedliche Zukunft entwickelt werden sollen. Dabei spielen insbesondere die Frage nach dem Zusammenhalt in der Gesellschaft, der interreligiöse Dialog sowie auch der gemeinsame Einsatz für Klimagerechtigkeit eine wichtige Rolle. Besonders hervorzuheben sind vielfältige Angebote für junge Erwachsene und Jugendliche, beispielsweise eine internationale Vorkonferenz der Jugend mit Teilnehmenden aus aller Welt, sowie das „Lernhaus Ökumene“, in dem es einen Austausch und Dialog zu den Themenfeldern Europa, Ökumene, Gerechtigkeit, Frieden, Versöhnung und Einheit geben soll.
In den Tagen der Vollversammlung wird eine hohe globale mediale Aufmerksamkeit erwartet. Rund 500 Journalisten aus aller Welt werden in Karlsruhe über die Vollversammlung berichten. „Karlsruhe 2021“ wird wie die bisherigen Orte der Vollversammlung ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der ökumenischen Bewegung bleiben.
Der Haushalt 2019 sieht für den Zeitraum bis 2021 insgesamt 3,2 Mio. Euro für die Finanzierung des EKD-Anteils zur Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung vor.
Erste Gespräche im Auswärtigen Amt (AA) und bei der Landesregierung Baden-Württemberg lassen eine finanzielle Unterstützung in Millionenhöhe als realistisch und politisch durchsetzbar erscheinen. Staatssekretärin und Botschafter legen großen Wert darauf, dass die internationale Veranstaltung in Karlsruhe eine nachhaltige Wirkung besitzt und sich die Bundesrepublik Deutschland als gute Gastgeberin präsentiert.
Es wird einvernehmlich zwischen ÖRK, EKD und EKIBA ein gemeinsamer Finanzierungsplan erstellt, der alle Kosten umfasst und nach den jeweiligen Verantwortlichkeiten gegliedert ist. ÖRK, EKD und EKIBA sichern sich wechselseitig volle Transparenz über die Finanzierung ihrer jeweiligen Anteile der Vollversammlung zu.
6.5 Nutzung der Ökumenischen Partnerschaften/Netzwerke, um Spaltungen zu überwinden und Nationalismus und Extremismus zu begegnen
Die Evangelische Konferenz für Mittel- und Osteuropa, an der neben den Regionalzuständigen der Landeskirchen, Werke und Hilfskommitees auch Vertreterinnen und Vertreter aus Mittel- und Osteuropa teilnahmen, behandelte am 14.5.2019 den „Umgang der Kirchen in Europa mit Nationalismus und Populismus“. Der reformierte Professor für systematische Theologie, Dr. Sándor Fazakas, (Debrecen) legte Gründe für EU-Skepsis und die Attraktivität von Nationalismus und Populismus in Mittel-/Osteuropa dar. Sein Fazit für die evangelischen Kirchen: „Die evangelischen Kirchen sind dagegen vor die Aufgabe gestellt, die Prozesse auf Grund des biblischen und theologischen Reflexionspotenzials zu bemessen. Denn nur eine gründliche und sachkundige Analyse politisch-wirtschaftlicher Vorgänge und eine tiefe Erkenntnis biblischer Glaubensinhalte würden zu der Kompetenz führen, zeitgebundene Identitätsmuster kritisch zu prüfen und alternative Gestaltungsmöglichkeiten für das gesellschaftliche Zusammenleben anzubieten.“ Der Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Dr. Mario Fischer, hob das Potential für die evangelischen Kirchen hervor, das sich im Rahmen der GEKE bietet, um die aktuellen Entwicklungen besser zu verstehen und Handlungsoptionen zu entwickeln.
Im Rahmen des von EKD und Polnischem Ökumenischen Rat in den 90-er Jahren initiierten Projekts „Versöhnung in Europa – Aufgabe der Kirchen in der Ukraine, in Weißrussland, Polen und Deutschland“ kamen vom 16.-18.5.2019 Vertreterinnen und Vertreter orthodoxer, römisch-katholischer, griechisch-katholischer und evangelischer Kirchen der vier genannten Länder in Minsk zusammen, um über das in Osteuropa teils sehr kritisch gesehene Thema der Sustainable Development Goals und den Beitrag der Kirchen für eine nachhaltige Gesellschaft zu diskutieren. Die Internationalität der Konferenz trug dazu bei, dieses Thema in Weißrussland stärker zu verankern, und förderte den Austausch der unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Länder und Konfessionen.
Insbesondere auch die über 100 mit der EKD verbundenen Gemeinden weltweit leisten durch ihre Angebote vor Ort und durch ihre lokale und regionale Vernetzung mit religiösen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Partnern einen wesentlichen Beitrag dazu.
6.6 Allianz für Weltoffenheit: Geben wir Europa unsere Stimme! Europa ist unsere Zukunft: (Bedford-Strohm/Alfons Hörman/Reiner Hoffmann)
6.7 „Evangelisch in Jerusalem“
Nach gut siebenjähriger Amtszeit hat der Jerusalemer Propst Wolfgang Schmidt Ende August 2019 seinen Dienst in Jerusalem beendet und ist in die Kirchenleitung seiner Badischen Heimatkirche eingetreten. Bedingt durch die Dauer des derzeit laufenden Auswahlverfahrens nimmt aktuell Pfarrer i.R. Dr. Rainer Stuhlmann aus der Evangelischen Kirche im Rheinland die Vakanzvertretung auf dieser Stelle wahr, die zum Sommer 2020 wiederbesetzt wird.
Langfristige Projekte der EKD sowie der Jerusalemer Stiftungen sind zum einen die notwendig gewordenen Instandhaltungs- und Restaurierungsmaßnahmen in den Räumlichkeiten der evangelischen Einrichtungen in der Altstadt, vor allem in der Erlöserkirche und im angrenzenden Kreuzgang. Zum anderen werden die Planungen fortgesetzt für das Neubauprojekt auf dem Ölberg, das Mitarbeiterwohnungen und Besucherzentrum sowie das Wissenschaftsforum des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes beherbergen soll. Mit diesem Projekt verfolgt die EKD das Ziel, den spezifischen Bildungsauftrag der evangelischen Kirche in Jerusalem nachhaltig wahrzunehmen und zu einem besseren Verständnis der Kulturen, Religionen und Kulturen sowie der kontextuellen politischen Bezüge beizutragen. Nach aktueller Planung ist mit der Fertigstellung im Oktober 2020 zu rechnen. Die Zusammenarbeit mit dem das Ölbergareal treuhänderisch verwaltenden Lutherischen Weltbund hat sich an dieser wie an anderen Stellen bewährt. Im Übrigen konnte, das in den vergangenen Jahren nicht mehr funktionsfähige Geläut der auf dem Ölberg befindlichen Himmelfahrtkirche instandgesetzt werden.
Das Programm „Studium in Israel“, das Studentinnen und Studenten sowie Pfarrerinnen und Pfarrern Studienaufenthalte in Jerusalem ermöglicht und im vergangenen Jahr sein 40jähriges Bestehen feiern konnte, hat im vergangenen Sommer ein neues, für die Belange des Programms wesentlich besser geeignetes Studienzentrum im Westteil Jerusalems bezogen.
6.8 Europawahl: Zusammenschluss der Kirchen in Europa. Brexit-Aufruf: Friedensprojekt Europa
Die Wahlen zum Europäischen Parlament am 26.5.2019 waren im Berichtszeitraum ein prägendes Thema. Die Brüsseler Dienststelle des Bevollmächtigten hat im Vorfeld der Wahlen eine Handreichung erstellt und an diversen Bürgerdialogen rund um die Europawahlen in Kirchengemeinden in Deutschland und Frankreich mitgewirkt. Anlässlich der Europawahl gab es in Zusammenarbeit mit der aej auf Facebook und Instagram eine Social-Media-Kampagne, und das kirchliche Engagement rund um die Europawahlen war Thema des evangelischen Frühstücks des Bevollmächtigten am 2.4.2019 in Brüssel. Auch das „Politik konkret“-Seminar stand unter dem Eindruck der anstehenden Europawahl.
Vgl. Umsetzungsbericht der Synode (Nr. 13).
6.9 Gemeinsamer Wahlaufruf des Ratsvorsitzenden der EKD und des Vorsitzenden der DBK zur Wahl des Europäischen Parlaments 2019: „Europa zur gemeinsamen Sache machen! Aufruf der Kirchen zur Teilnahme an der Europa-Wahl
Am 6.5.2019 haben der Ratsvorsitzende und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz an Europas Rolle als „Friedensprojekt“ erinnert und dazu aufgerufen, Europas Zukunft zur gemeinsamen Sache zu machen und zur Wahl zu gehen. Es handele sich um eine Richtungswahl, so die gemeinsame Aussage beider Kirchen. „Wollen wir ein demokratisches, wertebasiertes und weltoffenes oder ein nationalistisches, autoritäres und undemokratisches Europa?“ Nur ein geeintes Europa biete Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit. Jeder Form von Extremismus und übersteigertem Nationalgefühl erteilten Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm eine entschiedene Absage.
6.10 EKD in Brüssel: „Stärker für den Europäischen Gedanken eintreten“: RV zu Gesprächen in Brüssel. Begegnung mit EU-Kommissar Günther Oettinger
Im Berichtszeitraum standen neben den Europawahlen auf europäischer Ebene noch folgende Herausforderungen im Fokus: die Außen- und Sicherheitspolitik, der Umgang mit Flüchtlingen und Migrantinnen und Migranten und die Entwicklungen in der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz. Auch die Ausgestaltung des Dialogs mit den Kirchen und der EU-Haushalt für die nächsten sieben Jahre bildeten einen europolitischen Arbeitsschwerpunkt.
Am 8.10.2019 fand auf Einladung des Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, Frans Timmermans, das alljährliche Treffen der europäischen Religionsführer statt, an dem Landesbischof July teilnahm. Das Treffen stand unter der Überschrift „Die Zukunft Europas: Herausforderungen durch konkretes Handeln meistern“. Bischof July betonte, dass es angesichts des Auseinanderdriftens der EU (Nord-Süd- und West-Ost-Gefälle) gelte, den europäischen Zusammenhalt zu stärken und sich wieder auf gemeinsame Werte und Interessen zu besinnen. Der europäische Gedanke der Einheit in Vielfalt sei in Zeiten von nationalen Egoismen, Abschottung und Abgrenzung weiterhin die Antwort auf Populismus, Nationalismus und Extremismus.
Das Brüsseler Büro des Bevollmächtigten verfolgte die Entwicklung von ethischen Leitlinien für einen vertrauensvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). In einer umfangreichen Stellungnahme wies es daraufhin, dass die beabsichtigte Vermarktung der Entwicklung einer „vertrauenswürdigen KI“ aus kirchlicher Sicht den Eindruck vermittele, die Ethik solle als Teil einer „Marke“ in den Dienst einer Wettbewerbslogik gestellt werden. Bevor man „KI made in Europe“ propagiere, sei als erster Schritt zunächst eine grundsätzliche Debatte über die Bedingungen einer ethisch vertretbaren „vertrauenswürdigen KI“ erforderlich. Schließlich sei die Frage zu klären, welchen Grad an Verbindlichkeit und Regulierung die Leitlinien erhalten sollten.
Das Büro Brüssel des Bevollmächtigten brachte im Europäischen Parlament und in der Europäischen Kommission schriftliche Stellungnahmen zur Bewertung des laufenden Dialogs mit den Kirchen nach Art. 17 Absatz 3 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union ein und gab Anregungen zur weiteren Fortführung nach den Europawahlen und unter der neuen Kommissionsspitze. Am 19.2.2019 fand dazu auch ein Austausch mit der Ersten Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments, Mairead McGuiness, statt, an dem die Dienstelle aktiv mit ihrer Einschätzung zur Dialogpraxis teilnahm.
Der Ratsvorsitzende hielt am 2.5.2019 im Haus der EKD in Brüssel einen Vortrag unter dem Titel „Vertrauen in die Demokratie stärken – Sich zu Europa bekennen“, bei dem auch das Gemeinsame Wort zur Demokratie der EKD und DBK „Vertrauen in die Demokratie stärken“ vorgestellt wurde. Dem vorangegangen waren Treffen mit verschiedenen politischen Verantwortungsträgern, darunter EU-Kommissar Günter Oettinger, bei denen es u.a. um mögliche Veränderungen nach der Europawahl, die deutsche Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 und die Europäische Außen- und Sicherheitspolitik ging. Am 9.9.2019 tauschte sich der Ratsvorsitzende mit neugewählten Europaabgeordneten, Vertretern der Europäischen Kommission, der Wissenschaft und Zivilgesellschaft über die anstehenden Aufgaben des neuen Europäischen Parlaments, die zu erwartenden institutionellen Veränderungen und die Schwerpunktsetzung der neuen Kommission aus.
6.11 Bericht des Treffens der Spitzen von Church of England und EKD mit gemeinsamer Erklärung
Zum 31. Oktober diesen Jahres ist das Vereinigte Königreich Großbritannien aus der Europäischen Union ausgetreten. Es ist dies ein tiefer Einschnitt in die letztlich junge Geschichte des europäischen Einigungsprozesses nach dem 2. Weltkrieg. So gut wie alle Bereiche des Zusammenlebens in Europa sind von diesem Vorgang betroffen und die Folgen so schwerwiegend wie derzeit noch unabsehbar.
Eins aber hat sich rund um die Brexit-Diskussionen gezeigt: Die Kirchen wollen in Europa zusammenstehen und die Gemeinschaft vertiefen. Dies gilt für die Gemeinschaft mit den evangelischen Geschwisterkirchen in Großbritannien und Irland, mit denen die EKD auch durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verbunden ist. Dies gilt ebenso für die EKD und die Anglikanische Kirche des Vereinigten Königreiches, die auch in der Konferenz Europäischer Kirchen eng verbunden sind.
Sehr dankbar war die EKD daher für die Einladung und den Besuch beim Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, im November letzten Jahres. Beides kam hier zusammen: Es wurde gemeinsam an das Ende des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren, den 80. Jahrestag der Reichspogromnacht und die sog. „Kindertransporte“ nach England vor 80 Jahren erinnert und damit an „die Gefahren von katastrophalen Konflikten“ in und für Europa. Vor diesem Hintergrund und Herkommen wurde der Brexit und seine Bedeutung für die Kirchen diskutiert: Es wurde deutlich, dass Briten und Deutsche unterschiedlichen Narrativen zu Europa folgen. Steht für viele Deutsche Europa, die EU, als Friedens- und Wertegemeinschaft im Vordergrund, ist die Europäische Union für viele Briten zuallererst Wirtschaftsgemeinschaft und findet darin ihre Begründung. Wenn die Spaltungen in Europa überwunden werden wollen, ist es wichtig, die Verschiedenheit und Vielfalt dieser Narrative zu kennen und zu verstehen. In der gemeinsamen Erklärung anlässlich der Begegnung wurde aber auch gesagt: „Wenn politische und wirtschaftliche Beziehungen angespannt sind, ist es die Aufgabe der Christen, für die Gemeinsamkeit und Verständigung und den Bau von Brücken zwischen Völkern und Kulturen zum Wohle der Menschheit im Dienste von Jesus Christus einzutreten.“ Von dieser Begegnung ging eine neue Ermutigung für die Gespräche im Rahmen der Meissen Kommission aus. Erzbischof Welby sprach sich deutlich dafür aus, die Kirchengemeinschaft mit der EKD weiter voranzutreiben.
Es war daher eine glückliche Fügung, dass bereits Anfang dieses Jahres vom 11.-14.2.2019 die Theologische Konferenz der Meissen Kommission in der Missionsakademie Hamburg unter dem Titel „Revisiting the Meissen-Agreement After 30 Years“ getagt hat und von theologischer Seite fundiert dieses Gespräch fortgesetzt hat. Dabei wurde herausgearbeitet, dass das Konzept des historischen Bischofsamtes (the ‘historic episcopate’) für beide Kirchen und theologischen Traditionen zugänglich und präsent ist. Es wäre – gerade in diesen Zeiten – ein wunderbares Geschenk, wenn in naher Zukunft zwischen der EKD und der Church of England die volle und sichtbare Kirchengemeinschaft erklärt werden könnte.
6.12 Gemeinsames Wort der Kirchen zur Interkulturellen Woche 2019: „Wachstumsschritt in Richtung eines friedlichen Miteinanders“
Der Auftakt der diesjährigen Interkulturellen Woche in 2019 fand in Halle statt; die etwa 5000 Veranstaltungen in annähernd 600 Städten und Gemeinden erzielen eine bundesweite Breitenwirkung wie nur wenige Projekte.
Das diesjährige Motto „Zusammen leben, zusammen wachsen“ richtet das Augenmerk auf die Stärkung der Zivilgesellschaft durch Begegnung, Teilhabe und Integration.
In ihrem Gemeinsamen Wort betonen die Kirchen die breite gesellschaftliche Akzeptanz hinsichtlich des interkulturell vielfältigen Zusammenlebens in einer Einwanderungsgesellschaft und stellen dies in den Kontext globaler Entwicklungen. Gleichzeitig erinnern sie an die Herausforderungen, die dadurch gegeben sind und verstehen die Angebote und Projekte der Interkulturellen Woche als einen nicht zu überschätzenden Beitrag auf lokaler und nationaler Ebene, um Demokratie, Frieden und Zusammenhalt in der Gesellschaft zu fördern.
6.13 Projektstelle „Gemeinden anderer Sprache und Herkunft“
Im Februar 2018 wurde im Kirchenamt der EKD eine dreijährige Projektstelle eingerichtet, die das Kontaktfeld Migranten und Gliedkirchen der EKD theologisch, kirchenrechtlich und praktisch weiterentwickelt und die beteiligten Akteure vernetzt. Erste Ergebnisse lassen sich bereits zusammenfassen:
Die theologische Neujustierung und Handlungsempfehlungen von „Gemeinsam evangelisch“ (EKD-Texte 119; 2014, zum Link) wurden vielerorts positiv aufgenommen; die praktische Umsetzung hat begonnen. Aus einem „exotischen“ Spezialthema wird zunehmend ein Querschnittsthema aller kirchlichen Arbeitsfelder.
Die Zusammenarbeit mit „Gemeinden anderer Sprache und Herkunft“ erweist sich als Teilbereich der Interkulturellen Öffnung der Kirchen. Wenn strukturelle und mentale Barrieren abgebaut werden, lassen sich auch zukünftig Zugewanderte für die Mitgliedschaft in den Landeskirchen gewinnen. Dazu ist es nötig, Zugewanderte für die ehrenamtliche und berufliche Mitarbeit auf allen Hierarchiestufen von Kirche und Diakonie zu gewinnen und systematisch zu fördern.
6.14 Glaube beheimatet und öffnet: EKD und Koordinierungsrat der Muslime erteilen Hass und Hetze eine Absage. Jährliches Spitzentreffen zwischen evangelischer Kirche und Koordinierungsrat der Muslime in München
Das jährliche Treffen zwischen der EKD und dem Koordinationsrat der Muslime (KRM) fand in diesem Jahr auf Einladung des EKD Ratsvorsitzenden am 3.7.2019 in München statt. Die insgesamt 16 Teilnehmenden haben sich dabei zum Thema „Religiöse Heimat und Identität“ ausgetauscht und waren sich einig, dass der Heimatbegriff weder religiös noch gesellschaftlich zur Ausgrenzung verwendet werden dürfe. Auch populistischen Tendenzen wie der Überhöhung der eigenen Nation wurde bei dem vierstündigen Treffen eine klare Absage erteilt, da sich weder der Islam noch das Christentum auf eine bestimmte Nation, Herkunft oder Kultur begrenzen ließen. In der gemeinsamen Pressemitteilung zu dem Treffen wurden Hass und Hetze verurteilt und die Werte des Grundgesetzes betont, das in diesem Jahr sein 70jähriges Bestehen feiert. Die Seenotrettung im Mittelmeer wurde aus aktuellem Anlass einhellig unterstützt: Menschen aus Lebensgefahr zu retten, sei über alle Religionen hinweg ein Gebot der Menschlichkeit.
6.15 Intendantengespräch des Rates mit ARD und ZDF
Im April 2019 fand das Spitzengespräch der evangelischen und katholischen Kirche mit den Intendantinnen und Intendanten sowie den Chefredakteuren der öffentlich-rechtlichen Sender auf Einladung der Deutschen Bischofskonferenz in Rom statt. Der inhaltliche Schwerpunkt bezog sich auf die Digitalisierungsbemühungen der Sender, um einerseits den Streamingdiensten entgegenzutreten und die jüngere Zielgruppe zu erreichen, aber auch auf die Sorge, ohne eine Beitragserhöhung den Inflationsausgleich nicht tragen zu können. Wie angefochten der öffentlich-rechtliche Rundfunk in den europäischen Nachbarländern ist, in denen rechtspopulistische Parteien wachsende Bedeutung gewinnen, wurde eindrücklich beschrieben, auch vor dem Hintergrund der drei ostdeutschen Landtagswahlen. Von kirchlicher Seite wurde dafür geworben, die kirchlichen Fachredaktionen als eine besondere Kompetenz in den jeweiligen Sendern wertzuschätzen und nicht so weit zu kürzen, dass die Arbeitsfähigkeit schwindet. Sender wie Kirchen haben mit großer Wertschätzung auf das wechselseitig gute Verhältnis verwiesen, das sowohl in der Medienpolitik wie auf der Arbeitsebene vorhanden ist. Das nächste Spitzengespräch wird auf Einladung des ZDF am 30. April 2020 in Mainz stattfinden.
6.16 Start der Stiftungsprofessur „Christlich jüdischer Dialog“
Der Vorsitzende des Rates der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, hatte im März 2017 die Einrichtung einer Stiftungsprofessur auf Initiative der EKD und ihrer Gliedkirchen angekündigt als gemeinschaftliches Zeichen gegen Antijudaismus und Antisemitismus im Jubiläumsjahr der Reformation. Die Professur wird am Institut Kirche und Judentum der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) mit finanzieller Unterstützung des Stifterverbandes und der VolkswagenStiftung für die Dauer von zehn Jahren eingerichtet. Im Anschluss daran hat die Universität zugesagt, die Professur auf eine Strukturstelle der Theologischen Fakultät zu überführen und so nachhaltig in der Universität zu verankern.
Am 22.10.2018 wurde die Stiftungsprofessur für Geschichte und Gegenwart des jüdisch-christlichen Verhältnisses in einem Festakt der EKD gemeinsam mit der Theologischen Fakultät in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Präses Dr. Irmgard Schwaetzer betonte in ihrem Grußwort die Bedeutung der Professur. Aktuell gebe es nicht nur eine neue Offenheit für den Dialog auf jüdischer Seite, für die die Kirche sehr dankbar sei. Neue Herausforderungen stellten sich u.a. im Zusammenhang einer zunehmenden Internationalisierung des Dialogs und in Verbindung mit einer Neuverortung gegenüber dem interreligiösen Dialog.
Der inhaltliche Schwerpunkt des neuen Lehrstuhls liegt auf der europäischen Neuzeit, wobei insbesondere die Wirkungen von aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen und Theologien auf das christlich-jüdische Verhältnis erforscht werden sollen. Neben einer interdisziplinären und internationalen Ausrichtung erwarten sich die Stifter neue Impulse für die kirchliche wie auch für die allgemeine Öffentlichkeit. Die Ausschreibung der Professur erfolgte im November 2018; aktuell steht das Berufungsverfahren kurz vor dem Abschluss. Der Ruf an eine jüdische Wissenschaftlerin aus Israel ist mit Zustimmung der EKBO Anfang August ergangen; mit einer Ernennung ist im Laufe des Herbstes zu rechnen.
6.17 Aktuelle Lage: Vielfalt und Bedeutung weltweiter Ökumene
Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) hat nach ihrer Vollversammlung im vergangenen Jahr die Arbeit für die neue Wahlperiode bis 2024 aufgenommen. In der ersten Ratssitzung im Februar 2019 am neuen Sitz der GEKE-Geschäftsstelle in Wien wurden die fünf Fachbeiräte für Ökumene, Ethik, Migration / Kirchengemeinschaft, Bildung und Finanzen berufen. Ebenso wurden die Kontaktpersonen der laufenden 26 Arbeitsprozesse ernannt und fünf Querschnittsthemen identifiziert, nämlich Junge Menschen, Minderheitskirchen, Inklusion, Nachhaltigkeit und Rezeption.
Auch die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) hat in ihrer Governing Board Sitzung im Mai in Straßburg die Strategischen Eckpunkte bis 2024 verabschiedet. Unter den drei Hauptüberschriften „CEC promotes peace, justice and reconciliation in Europe“, „CEC deepens church communion and ecumenical fellowship“ und „CEC raises the Churches voice in Europe and toward the European Institutions“ werden nun die thematischen Arbeitsgruppen aus Fachpersonen, die von den 114 orthodoxen, anglikanischen und protestantischen Mitgliedskirchen entsandt werden, gebildet.
Ebenso führten die Mitglieder des Governing Boards Gespräche mit Vertretern des bereits 1949 gegründeten Europarates, der führenden Menschenrechtsorganisation in Europa, und mit Vertreterinnen und Vertrertern des Europaparlamentes über Artikel 17 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV), der den Dialog mit religiösen und weltanschaulichen Gemeinschaften festlegt.
6.18 Entdeckungsreise zu einer anderen Reformation. Schweizerisch-Deutsch-Japanische Kirchenkonsultation vom 29.4. - 6.5.2019 im Aargau in der Schweiz
Eine Gruppe Delegierter aus dem Schweizer Kirchenbund (SEK), der Reformierten Kirche Aargau, aus Kirchen des Nationalen Christenrates in Japan (NCCJ), sowie aus EKD, EMW und einigen deutschen Landeskirchen ist zu einer Konsultation in der Schweiz zusammengekommen, um das Erbe Huldrych Zwinglis in Vorträgen und Debatten und durch Besuche von Projekten der Schweizer Kirche zu reflektieren. Auf dieser „Entdeckungsreise zu einer anderen Reformation“ tauschten sich die Teilnehmenden über die Herausforderungen der jeweiligen Kontexte aus. Z.B ging es darum, wie sich die Katastrophe von Fukushima auf die japanische Bevölkerung in sozialer Hinsicht auswirke, wie die Arbeitsbedingungen sich durch die Globalisierung verändert haben oder wie sich die Gesellschaft in der Schweiz und in Deutschland durch Migration wandle. In einer Schlusserklärung formulierten alle zusammen gemeinsame für das kirchliche Handeln im je eigenen Land relevante Fragen: „Wie reformfähig sind unsere Kirchen in Japan, der Schweiz und in Deutschland? Wie gehen unsere Kirchen mit Minderheiten und Andersgläubigen um? Welche Mittel sollen sie sich geben, um Gottes Mission neu zu entdecken? Welche Beiträge unserer Kirchen sind für eine christliche Arbeitsethik vorstellbar? Wie lässt sich angesichts des Wandels unserer Kirchen und Gesellschaften das Verhältnis von Kirche und Staat neu bestimmen?“
6.19 EKD Forum Religionen und Weltanschauungen zum Thema „Antisemitismus – Erscheinungsformen, Klärungen, Perspektiven“
Zum dritten Mal nach 2015 und 2017 hat sich am 24.9.2019 das „EKD Forum Religionen und Weltanschauungen“ getroffen, das einen internen Austausch zwischen Personen ermöglicht, die hauptamtlich in der EKD und ihren Gliedkirchen mit Fragen der interreligiösen Dialogarbeit und der Weltanschauungsarbeit befasst sind. Das eintägige Treffen in Kassel widmete sich aktuellen Fragen und Wahrnehmungen zum Antisemitismus in Deutschland. Dazu wurden aus den verschiedenen Arbeitsbereichen wie der Konferenz für Islamfragen der EKD, der Konferenz landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden, der Konferenz landeskirchlicher Beauftragter für Weltanschauungsfragen und der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen Thesen erarbeitet, die den etwa 40 Teilnehmenden als Diskussionsgrundlage dienten. Ziel war es, das gemeinsame Vorgehen gegen Antisemitismus im kirchlichen Bereich zu koordinieren und dabei zu einem vertiefenden Verständnis aktueller Entwicklungen zu gelangen.
6.20 Studienreise der UEK und UCC nach Israel und Palästina
Die lebendige Kirchengemeinschaft zwischen der Union Evangelischer Kirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (UEK) und der United Church of Christ in den USA (UCC) fand in diesem Jahr ihren Ausdruck in einer gemeinsamen Studienreise nach Israel und Palästina. Nach einer einjährigen Vorbereitungszeit begaben sich vom 23.2. bis 3.3.2019 neunzehn Delegierte der UCC und der UEK auf eine Studienreise, die unter dem Motto „Come and See“ (Joh 1,39) stand. Ziel war es, sich selbst ein Bild von der religiösen, politischen und wirtschaftlichen Lage in Israel und Palästina zu verschaffen und die Reiseeindrücke in die verschiedenen Arbeitsbereiche der Teilnehmenden weiterzutragen. Seit vielen Jahren sind die UCC und die UEK über den Atlantik partnerschaftlich miteinander verbunden. Sie haben dabei immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sie sehr unterschiedlich auf Israel und Palästina schauen. Auf dem Programm standen: Besuche und Gespräche mit palästinensischen Christinnen und Christen in Ramallah und Bethlehem, Erfahrungen junger Menschen im Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel (EAPPI) in Hebron, gemeinsame Gottesdienste, Gespräche zum christlich-jüdischen Dialog, zur Bildungs- und Versöhnungsarbeit, Treffen mit hochrangigen Diplomaten und der UNO, Begegnungen mit Menschenrechtsorganisationen, die kirchliche Präsenz auf dem Ölberg und in der Erlöserkirche sowie intensive Gespräche nach einem Besuch in Yad Vashem über die bleibende Verantwortung angesichts des Holocausts. Deutlich wurde bei dieser Reise die Zerrissenheit in einer doppelten Solidarität mit Israel und Palästina.
6.21 Konferenz für Islamfragen der EKD zur Bedeutung von Verfassungsschutzberichten für den christlich-islamischen Dialog
Die Konferenz für Islamfragen der EKD kam vom 26. - 28.11.2018 in der Evangelischen Akademie der Pfalz zu ihrer Jahrestagung zusammen. Inhaltlich ging es um den Umgang mit Gruppierungen und Personen, die in Verfassungsschutzberichten des Bundes oder der Länder erwähnt werden bzw. wurden und die im christlich-islamischen Dialog eine Rolle spielen. Als Gäste dieser internen Fachtagung der evangelischen Islam- und Dialogbeauftragten aus den Gliedkirchen der EKD waren sowohl Vertreterinnen und Vertreter betroffener Verbände wie der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş (IGMG) und der Muslimischen Jugend Deutschland (MJD) als auch ein Vertreter des Verfassungsschutzes aus Nordrhein-Westfalen eingeladen. Die gut 30 Teilnehmenden wurden seitens der
Ev. Kirche der Pfalz von OKR Manfred Sutter offiziell begrüßt und willkommen geheißen.
6.22 Jahrestagung des ökumenisch-europäischen Islam-Netzwerkes Journées d´Arras
In Mariel und bei Stockholm fand vom 11. - 14.6.2019 das diesjährige Treffen des ökumenisch-europäischen Netzwerks Journées d´Arras statt. Die 25 christlichen Teilnehmenden aus 12 europäischen Ländern befassten sich mit Fragen des spirituellen Austausches zwischen Islam und Christentum. Professor Dr. Simon Sorgenfrei von der Södertörn Universität Stockholm berichtete über die Entwicklungen des Islam in Schweden, der Imam und Lehrer Mohammed Muslim Eneborg sowie die Sufi-Muslimin Esther Yakuta Morton berichteten von ihrer spirituellen Entwicklung und kamen mit den Teilnehmenden in einen intensiven Dialog. Eine Exkursion zur Zayed bin Sultan Al Nahyans Moschee und zum christlich-islamischen Begegnungsprojekt God´s House in Stockholm rundeten die Tagung ab. Die EKD ist für das Netzwerk geschäftsführend tätig.
6.23 Runder Tisch der Religionen in Deutschland feiert sein 20 jähriges Bestehen
Mit einer Veranstaltung am 21.6.2019 beim Deutschen Ev. Kirchentag in Dortmund hat der Runde Tisch der Religionen in Deutschland sein 20jähriges Bestehen gefeiert. Dem Gremium gehören Vertreterinnen und Vertreter aus drei christlichen Konfessionen sowie aus den Religionen Judentum, Islam, Buddhismus und Bahâ‘i an. Prof. Dr. Johannes Lähnemann hat als stellvertretender Vorsitzender einen Überblick über die Geschichte des Runden Tisches in Deutschland gegeben. In zwei Gesprächsrunden haben die Mitglieder zum Thema: „Uns verbindet mehr als uns trennt“ über die Motivation ihrer Arbeit, über Erfolge und Misserfolge sowie über Herausforderungen für die Zukunft diskutiert. Bischöfin Kirsten Fehrs und Bischof Dr. Martin Hein nehmen mit Beschluss des Rates an den Sitzungen des Runden Tisches der Religionen teil. Der Runde Tisch veranstaltet einmal im Jahr an wechselnden Orten in Deutschland den Tag der Religionen.
6.24 15. Bilateraler Theologischer Dialog zwischen der EKD und der Rumänischen Orthodoxen Kirche
Das 15. Treffen dieses Dialogs markierte zugleich sein 40-jähriges Jubiläum. Die Delegation der EKD unter der Leitung von Bischöfin Petra Bosse-Huber und die Delegation der Rumänischen Orthodoxen Kirche unter der Leitung des Metropoliten von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa Serafim diskutierte vom 29.7. bis 1.8.2019 im Kloster Caraiman bei Buşteni in den rumänischen Karpaten das Thema „Die missionarischen Herausforderungen unserer Kirchen in der säkularisierten Gesellschaft“. Eingeladen hatte die Rumänische Orthodoxe Kirche. Als Gäste waren zudem die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien und das Département für evangelische Theologie der Lucian-Blaga-Universität in Hermannstadt/Sibiu vertreten.
Das abschließende Kommuniqué betont die gemeinsame Grundlage der Mission: „Im Bewusstsein ihrer unterschiedlichen liturgischen Traditionen und in dankbarer Anerkennung der Vielzahl von Möglichkeiten, in denen Gott sich den Menschen mitteilt, stimmen beide Kirchen darin überein, dass sie den Gottesdienst als den zentralen Ort der lebendigen Begegnung mit Gottes Wort und dem Heilsmysterium in Christus betrachten. Die Feier des Gottesdienstes bildet den Ausgangspunkt zur Beantwortung der Frage, wie die Kirche ihre Mission angesichts der Herausforderung der Säkularisierung am besten zur Ehre des Dreieinigen Gottes und zum Heil der Menschen ausrichtet.“
Angesichts der Herausforderungen, die die verschiedenen Formen der Säkularisierung für beide Kirchen darstellen, sieht das Abschlussstatement die Aufgabe und die Chance, „voneinander zu lernen“. Mit Blick auf die Zukunft hebt es für beide Kirchen „besondere missionarische Anstrengungen in ihrem Zeugnis an Kinder, Jugendliche und Familien“ hervor, betont die „Notwendigkeit des Religionsunterrichtes an den öffentlichen Schulen“ und unterstreicht die Notwendigkeit, „sich in stärkerem Maße als bisher den Kommunikationsformen der heutigen Zeit, die von der Digitalisierung geprägt sind, [zu] öffnen“.
6.25 Arbeitsgemeinschaft „Kirchen in Europa“ des Petersburger Dialogs
Ein Austauschforum, in dem auch angesichts der aktuell angespannten Situation zwischen Russland und Deutschland Vertrauen gepflegt und ausgebaut wird, ist die AG „Kirchen in Europa“ des Petersburger Dialogs, in dem für die EKD Kirchenpräsident Joachim Liebig Mitglied ist. Auf deutscher Seite wird sie von EKD und DBK getragen, auf russischer vom Moskauer Patriarchat. Bei den Tagungen in Russland achtet die EKD darauf, dass auch der Erzbischof der Ev.-Luth. Kirche Russlands teilnimmt. Die diesjährige Tagung, die unter dem Thema „Militär-, Polizei- und Gefängnisseelsorge in Deutschland und Russland“ stand, fand vom 3. bis 6.7.2019 in Danielskloster in Moskau statt. Im Rahmen der Plenarveranstaltung des Petersburger Dialogs am 18.-19.7.2019 in Bonn beschäftigte sich die AG mit dem Thema „Krankenhausseelsorge in Deutschland und Russland“.