Abschied von Ilse Junkermann im Magdeburger Dom

Vertreter aus Kirche und Politik würdigen zehnjähriges Wirken

Ilse Junkermann legt das Amtskreuz ab und übergibt es dem Leitenden Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Ralf Meister aus Hannover

Magdeburg (epd). Die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Ilse Junkermann, ist nach zehnjähriger Amtszeit am 6. Juli in einem Festgottesdienst im Magdeburger Dom verabschiedet worden. Mehrere Hundert Gäste nahmen an der sogenannten Entpflichtung teil, darunter Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, die Präses der Synode der EKD, Irmgard Schwaetzer, sowie zahlreiche Leitende Geistliche aus dem In- und Ausland.

Im Mittelpunkt standen dabei die Verdienste Junkermanns, die 2009 als erste Landesbischöfin der neu gegründeten EKM das Amt angetreten hatte. Ihr Nachfolger wird Friedrich Kramer, bisheriger Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt.

„Von Herzen mitteldeutsche Bischöfin geworden“

Bedford-Strohm sagte, Junkermann sei damals „von Herzen mitteldeutsche Bischöfin geworden“. Dass eine neu gegründete Kirche eine Frau an die Spitze gewählt habe, sei historisch einmalig gewesen. Junkermann habe die besondere Aufgabe gehabt, zwei Kirchen zusammenzuführen. Die EKM entstand zum 1. Januar 2009 aus dem Zusammenschluss der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen mit der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen.

Zudem habe sie auch das 500. Reformationsjubiläum sehr mitgeprägt – diese Erinnerungen würden bleiben, sagte der oberste Repräsentant der Protestanten in Deutschland. Weiter lobte er Junkermann als „Brückenbauerin und Vermittlerin“ sowie ihren Einsatz für geflüchtete Menschen und gegen Rechtsextremismus.

Auch der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Ralf Meister aus Hannover, würdigte das Engagement Junkermanns. Zusammen mit dem Vorsitzenden der Union Evangelischer Kirchen (UEK), Kirchenpräsident Christian Schad aus Speyer, übernahm Meister die liturgische Handlung zum Abschied aus dem Bischofsamt. „Mutig und unerschrocken“ habe sie sich den besonderen Herausforderungen in Mitteldeutschland gestellt, sagte Meister. Mit ihrem persönlichen Stil habe sie ihren „Mund aufgetan für die Stummen und das Risiko, anzuecken und Widerspruch zu erregen, nicht gescheut“. Sie sei eine „klare Stimme“ für die Kirchen in den neuen Bundesländern gewesen und habe immer wieder an die besondere Situation dieser Kirchen und an ihre Geschichte erinnert, sagte Meister.

„Vernehmbare Präsenz der Kirchen in der Gesellschaft“

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hob besonders Junkermanns Einsatz für die Ökumene, vor allem zum 500. Reformationsjubiläum, hervor und ihre Einbeziehung der jüdischen Gemeinden. Junkermann habe stets Themen angesprochen, die nicht nur die Kirchen angingen, sondern auch in Richtung Gesellschaft zielten, so Ramelow. Ihr sei „die vernehmbare Präsenz der Kirchen in der Gesellschaft und die Gesprächsbereitschaft über religiöse oder politische Grenzen hinweg“ besonders wichtig gewesen. Bei vielen öffentlichen Anlässen habe sie deutlich gemacht, „dass Fremdenfeindlichkeit und Rassismus fundamental dem Kern des christlichen Glaubens widersprechen“. Zugleich erinnerte Ramelow an ihr Engagement im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise.

Der Präses der EKM-Landessynode, Dieter Lomberg, betonte, Junkermann habe von Anfang an Themen gesetzt, aber auch Defizite angesprochen. Auch die Katholiken in Sachsen-Anhalt und Thüringen dankten Junkermann. Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sprach ein Grußwort, auch im Namen der Bischöfe von Magdeburg, Dresden-Meißen und Fulda, Gerhard Feige, Heinrich Timmerevers und Michael Gerber. Neymeyr sagte, das selbstverständliche geschwisterliche Miteinander der Christen in Ostdeutschland habe Junkermann „in bestem ökumenischen Verständnis ihres Bischofsamtes gepflegt und weiterentwickelt“. Für sie heiße Ökumene, das Gemeinsame der Kirchen zu pflegen, ohne die Unterschiede zu ignorieren. Dabei hob Neymeyr besonders Junkermanns „bestandene Bewährungsprobe“ im Jahr des 500. Reformationsjubiläum hervor.

Junkermann ist noch bis Ende August als Landesbischöfin im Dienst. Ab September wechselt die 62-Jährige an die Universität Leipzig, um einen Forschungsauftrag zur Geschichte der Kirche in der DDR zu übernehmen. Der mitteldeutschen Kirche gehören 700.000 evangelische Christen an, 450.000 davon in Thüringen und 240.000 in Sachsen-Anhalt. Die übrigen Mitglieder stellen Gemeinden in den Randgebieten von Brandenburg und Sachsen.