Friedensbeauftragter kritisiert deutsche Absage an Atomwaffenverhandlungen
Bonn (epd). Der evangelische Friedensbeauftragte Renke Brahms kritisiert die Entscheidung der Bundesregierung, nicht an den Verhandlungen der Vereinten Nationen über ein Verbot von Atomwaffen teilzunehmen. "Hier hat die Bundesregierung eine Chance vergeben, ein deutliches Zeichen für eine weltweite Ächtung dieser Massenvernichtungsmittel zu setzen", erklärte Brahms in Bonn. Die Verhandlungen sollen am Montag in New York beginnen.
Im Dezember hatte sich die UN-Generalversammlung für Verhandlungen über ein Atomwaffenverbot ausgesprochen. Die Atommächte USA, Russland, Frankreich und Großbritannien stimmten dagegen. Auch Deutschland votierte gegen die Resolution und begründete dies damit, dass diese vier Atommächte an dem Verhandlungsprozess nicht teilnehmen. Ohne die Einbeziehung dieser Länder seien aber keine Fortschritte bei der nuklearen Abrüstung möglich.
"Es droht ein neuer Rüstungswettlauf"
"Auch wenn die Atomwaffenstaaten nicht an diesen Verhandlungen teilnehmen, hätte Deutschland dennoch ein deutliches Signal an die Weltgemeinschaft senden können", kritisierte Brahms. Der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hält Verhandlungen über ein weltweites Verbot von Atomwaffen für überfällig. "Genauso wie chemische und biologische Waffen gehören atomare Massenvernichtungsmittel geächtet", unterstrich Brahms, der auch leitender Geistlicher der Bremischen Evangelischen Kirche ist.
Mit Sorge betrachte er, das die USA und Russland ihr Nuklearwaffenarsenal ausbauen wollten, sagte Brahms. "Diese Entwicklung ist besorgniserregend, es droht ein neuer nuklearer Rüstungswettlauf", warnte der EKD-Friedensbeauftragte. Nicht zuletzt deshalb seien baldige nukleare Abrüstungsschritte wichtig.
22. März 2017