Evangelische Kirche will mehr auf die jungen Leute hören

Die EKD-Synode in Würzburg beschäftigt sich mit Zukunftsthemen: Glaube junger Menschen und digitaler Wandel

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Wenn die jungen Menschen nicht in den Gottesdienst kommen, muss der Gottesdienst zu den jungen Menschen gebracht werden. Wie das gehen soll, ist für die Youtuberin Jana Highholder klar: Junge Menschen trifft man am besten in den sozialen Netzwerken. Über ihre Erfahrungen als Gesicht des YouTube-Kanals der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sprach die 20-Jährige am 11. November im Eröffnungsgottesdienst der diesjährigen EKD-Synode, die bis zum 14. November in Würzburg tagt.

Ihr gegenüber in der ersten Reihe der Kirchenbänke saß der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und hörte zu. Auch ihm ist daran gelegen, dass seine Kirche attraktiver wird für die U-30-Jährigen. In der Kirche dürfe nicht die „normative Kraft der Grauhaarigen“ vorherrschen, sagte Bedford-Strohm in seiner Predigt – und das, obgleich der Ratsvorsitzende selbst mit 58 Jahren bereits komplett weiße Haare hat. Für die Gottesdienstbesucher am 11. November in der Stephanskirche bot das den Anlass für verhaltende Lacher.

Junge Menschen und Digitalisierung – beide Themen gehören zusammen, und beide Themen könnten darüber entscheiden, wie die Kirche in Zukunft gesellschaftlich wirken kann. Das machte die Präses der Synode, Irmgard Schwaetzer, deutlich. Mit Kirche verbinden viele junge Menschen starre Hierarchien, Regeln und selten Spaß. Doch das höchste Parlament der verfassten Kirche will jungen Leuten gerade in den Gremien mehr Platz und Raum bieten. Sie sollen besser beteiligt werden und mitentscheiden dürfen. Wie das gelingen kann, darüber diskutieren die Synodalen bis zum 14. November. Eine Jugendkonferenz, die unmittelbar vor der Jahrestagung der evangelischen Kirche zusammentritt, ist nur eine Idee. Eine Quote für Menschen unter 30 bei Synoden, auch auf Kreis- und Landesebene, eine zweite. „Die Kirche soll lebendiger werden und mehr Kraft haben“, sagte Bedford-Strohm am 11. November vor Journalisten in Würzburg. Zuvor hatte er den Delegierten über die Arbeit des Rates der EKD berichtet.

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Dabei stellte er die Chancen und Probleme heraus, die in beiden Themen liegen. Die Kirche könne nicht für jeden Lebensstil und jede Lebenssituation ein Angebot machen. Um dieser Erwartung dennoch stärker gerecht zu werden, sei ein erster Schritt, dass die Kirche sich besser vernetzen müsse. „Die modernen Kommunikationstechnologien geben viele Möglichkeiten, die Angebote so zu vernetzen, dass Menschen das finden, was ihren Glauben stärkt“, sagte Bedford-Strohm.

Auch die Verfehlungen der Kirche im Umgang mit Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen fanden einen deutlichen Niederschlag im Bericht des Ratsvorsitzenden. Wenn die Kirche in diesen Tagen darüber spricht, wie sie attraktiver werden will für die nachfolgende Generation, muss sie auch über ihren Umgang mit sexualisierter Gewalt sprechen. „Wir sind als Kirche eine Institution, die für radikale Liebe steht. Wenn im Rahmen dieser Institution Handlungen passieren, die das Leben von Menschen zerstören, dann wird mit Füßen getreten, wofür wir stehen“, sagte Bedford-Strohm und bat im Namen des Rats um Vergebung bei den Betroffenen sexueller Gewalt. Am 13. November wird die Synode über den Umgang mit sexuellem Missbrauch sprechen. Die EKD will zwei unabhängige Studien in Auftrag geben, die die Missbrauchsfälle aufarbeitet und gleichzeitig Handlungsempfehlungen gibt. Im September hatte die katholische Deutschen Bischofskonferenz eine Missbrauchsstudie vorgelegt.

Im Ratsbericht wurde der bayerische Landesbischof, der an der EKD-Spitze die rund 21,5 Millionen deutschen Protestanten repräsentiert, auch politisch. Er bezog sich auf die Gedenkveranstaltungen zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht und zum Ersten Weltkrieg, der am Sonntag vor 100 Jahren endete. „Wir werden nie und nimmer zulassen, dass die Erinnerung daran verächtlich gemacht wird“, sagte er zum Völkermord an den Juden. Man werde nicht zulassen, das Holocaust-Mahnmal als „Denkmal der Schande“ oder die Verbrechen der Nationalsozialisten als „Vogelschiss der Geschichte“ zu bezeichnen, sagte Bedford-Strohm vor den 120 Synodalen, die ihm dafür großen Applaus spendeten. Nur einer klatschte nicht mit – der als Gast gekommene kirchenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion Volker Münz.

Franziska Hein (epd)

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