EKD-Synodenpräses: „Demokratie hat man nicht. Demokratie lebt man.“
Zehntausende bei Demonstrationen gegen Rechtsextremismus
Seit Wochen halten die Proteste gegen Rechtsextremismus in ganz Deutschland an. Auch am Samstag versammelten sich in zahlreichen Städten Demonstrantinnen und Demonstranten. Die größte Kundgebung fand in Berlin statt.
Berlin (epd). In ganz Deutschland haben am Samstag erneut Zehntausende Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert. In Berlin gingen nach Polizeiangaben mehr als 150.000 Menschen auf die Straße. Die Veranstalter sprachen von rund 300.000 Demonstrierenden. Im Anschluss an eine Kundgebung auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude bildeten sie am Nachmittag eine Menschenkette als symbolische „Brandmauer“ um den Bundestag. Dazu aufgerufen hatte das Bündnis „Hand in Hand - Jetzt solidarisch aktiv werden!“. Den Aufruf „#WirSindDieBrandmauer“ haben bislang mehr als 1.800 Organisationen bundesweit unterzeichnet.
Redner zahlreicher Organisationen forderten in Berlin die Verteidigung der Demokratie und einer solidarischen Gesellschaft. Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer rief dazu auf, gegen die Gleichgültigkeit aufzustehen: „Demokratie hat man nicht. Demokratie lebt man.“ Die Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, sagte, jetzt sei die Zeit, für die Vielfalt im Land einzustehen. Am Bühnenprogramm beteiligten sich unter anderem die Band Deichkind, die Rapperin Nina Chuba und die Sängerin Malonda auf.
Etwa 30.000 Menschen kamen dem Veranstalterbündnis zufolge in Dresden zu einer Demonstration auf dem Theaterplatz zusammen. Ein Demonstrationszug führte durch die Altstadt. Sachsens evangelischer Landesbischof, Tobias Bilz, betonte die unbedingte Notwendigkeit, sich gegenseitig zu respektieren und zusammenzustehen. Er forderte: „Gleiche Freiheit und Würde für alle!“ Zur Eröffnung des Bühnenprogramms trat die Band „Revolverhead“ auf.
Auch in Freiburg zählte die Polizei rund 30.000 Demonstrantinnen und Demonstranten. Die größte Kundgebung in Bayern fand mit 25.000 Teilnehmenden in Nürnberg statt, wie die Polizei dem epd sagte. In Augsburg kamen der Behörde zufolge etwa 24.000 Menschen zusammen, in Würzburg mehr als 10.000.
In Saarbrücken beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter mehr als 15.000 Demonstrantinnen und Demonstranten an einer Kundgebung, die Polizei sprach nach ersten Schätzungen von 10.000 Teilnehmenden. In Hannover bildeten laut Polizei etwa 7.000 Menschen eine Kette um den Niedersächsischen Landtag. Das Bündnis „Bunt statt Braun“, das zu der Aktion aufgerufen hatte, zählte von 10.000.
In Mainz kamen über 5.000 Menschen zu einer Kundgebung neben dem Landtag zusammen, zu der unter anderem Gewerkschaften und Parteien aufgerufen hatten. Bereits am Freitagabend hatten nach Polizeiangaben rund 4.000 Menschen in Simmern im Hunsrück gegen den Besuch von AfD-Chefin Alice Weidel demonstriert.
Auch in mehreren hessischen Städten gab es Proteste gegen die AfD und das Erstarken rechtsextremer Kräfte. In Kassel zählte die Polizei über 5.000 Teilnehmer, in Darmstadt rund 1.200.
In Nordrhein-Westfalen fanden sich Menschen zu Kundgebungen und Demonstrationen unter anderem in Bochum, Erkelenz, Krefeld und Münster ein. Die Proteste verliefen ohne Zwischenfälle. In Krefeld beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 7.500 Menschen an einem Demonstrationszug. Etwa 1.500 Menschen protestierten in Erkelenz (Kreis Heinsberg) gegen Rechtsextremismus.
Bundesweit waren am Wochenende laut Internetplattform „Zusammen gegen Rechts“ Dutzende Demonstrationen angemeldet. Für Sonntag waren Aktionen unter anderem in Bremen, Magdeburg und Bonn. Auch am Freitag fanden zahlreiche Protestkundgebungen statt.
Bereits seit Wochen gehen bundesweit Hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Auslöser der Protestwelle im Januar war eine „Correctiv“-Recherche über ein Treffen von AfD-Vertretern mit Neonazis und Unternehmern Ende November. Dabei war über die massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationsgeschichte gesprochen worden.