Religiöse Bildung in der migrationssensiblen Schule
Herausforderungen und Ermutigungen der Kammer der EKD für Bildung und Erziehung, Kinder und Jugend, EKD-Texte 131, Oktober 2018
Zu diesem Text
Seit Mitte des Jahres 2015 hat Deutschland so viele Menschen aufgenommen, die sich auf der Flucht befinden, wie seit den frühen 1990er Jahren nicht mehr. Zudem hat Deutschland angesichts seiner guten wirtschaftlichen Lage als Ziel von Arbeitsmigration an Attraktivität gewonnen. Mit den Schutzoder Arbeitsuchenden sind auch etwa 400.000 Kinder und Jugendliche ins Land gekommen, die in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen aufgenommen wurden und werden. All diese Flüchtlinge oder Migrantinnen und Migranten bringen ganz unterschiedliche nationale, kulturelle, religiöse und sprachliche Hintergründe und persönliche Erfahrungen mit nach Deutsch land, die sich nicht verallgemeinern lassen.[1] Gleichwohl gilt namentlich für die Kinder und Jugendlichen unter ihnen: Sie bedürfen besonderer pädagogischer Aufmerksamkeit und Förderung. Sie wachsen in unserem Land auf: Sie besuchen unter anderem Kindertageseinrichtungen, allgemeinund berufsbildende Schulen und Angebote der Jugendarbeit, darunter nicht selten Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft. So nahmen und nehmen Schulen in evangelischer Trägerschaft z. T. überproportional viele Geflüchtete auf. An allen diesen Bildungseinrichtungen machen sie maßgebliche Erfahrungen mit deutschen Peers, pädagogisch geschulten Erwachsenen und mit den Lebensstilen, Daseinsund Wertorientierungen, die in Deutschland Bildung und Gesellschaft prägen.
In diesem Kontext wenden sich die folgenden Thesen zuerst an Lehrerinnen und Lehrer an allgemeinbildenden wie an berufsbildenden Schulen. Sie sind es, die die pädagogischen Herausforderungen, die aus Migration und insbesondere aus Flucht und Vertreibung erwachsen, unmittelbar erfahren und sich ihnen in ihrem Handeln Tag für Tag stellen. Letztlich betreffen die Thesen aber alle schulischen Professionen bzw. das ganze Schulsystem und können darüber hinaus auch auf andere Lernorte der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen übertragen werden. Von besonderer Bedeutung ist hier die Arbeit der Kindertagesstätten, deren Besuch gerade für jüngere Kinder, die Lebenserfahrungen mit Migration gemacht haben, für eine erfolgreiche Schullaufbahn nicht nur im Blick auf die Sprachförderung entscheidende Voraussetzungen schafft.
1 Vgl. auch „… und ihr habt mich aufgenommen.“ Zehn Überzeugungen der Kammer der EKD für Migration und Integration zu Flucht und Integration aus evangelischer Sicht, EKD 2017.