Germanwings-Absturz: Notfallseelsorge weiter für Angehörige da
epd-Gespräch: Claudia Rometsch
Wuppertal, Haltern am See (epd). Zehn Jahre nach dem Germanwings-Absturz in den französischen Alpen betreut die Notfallseelsorge die Angehörigen von Opfern weiterhin. Seit der Katastrophe am 24. März 2015 habe die Stiftung Notfallseelsorge regelmäßig Treffen für die Angehörigen angeboten, sagte Pfarrerin Bianca van der Heyden vom Landespfarramt für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Auf dem Schulhof des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See (Nordrhein-Westfalen) erinnert eine rostfarbene Gedenktafel an die Namen der Opfer vom Flugzeugabsturz am 24.03.2015 in den französischen Alpen (Foto vom 19.03.2025).
Im zehnten Jahr nach dem Absturz seien die Mitglieder der Angehörigen-Gruppe gemeinsam mit dem Team der Stiftung Notfallseelsorge allerdings übereingekommen, die Treffen zunächst einmal einzustellen. „In diesem Sommer wird das vorerst letzte Treffen stattfinden. Aber wir werden weiter ansprechbar bleiben“, sagte van der Heyden. Bei den Treffen hätten die Angehörigen etwa rechtliche Fragen besprochen, aber auch den Umgang mit Trauer oder mit besonderen Tagen wie Weihnachten oder dem Jahrestag der Katastrophe.
Wie in jedem Jahr werde die Notfallseelsorge auch diesmal am Vortag des Absturz-Jahrestages, am 23. März, eine Andacht am Düsseldorfer Flughafen organisieren, sagte van der Heyden. Dazu würden rund 100 Angehörige erwartet. Der Gottesdienst richte sich vor allem an diejenigen, die an die Absturzstelle in den französischen Alpen aufbrechen, um dort am 24. März der Katastrophe zu gedenken. Es gehe darum, die Menschen vor der Reise zu stärken. „In diesem Jahr wird die Andacht unter dem Motto 'Spuren der Liebe' stehen“, kündigte van der Heyden an. Danach begleitet das Notfallseelsorge-Team die Menschen bis zum Abflug-Gate.
Nach zehn Jahren hätten viele Angehörige auf unterschiedliche Weise gelernt, mit dem Verlust der nahestehenden Menschen zu leben, sagte die Landespfarrerin. Dennoch werde die Trauer bleiben und ihr Leben dauerhaft prägen. „Für jeden Angehörigen gibt es ein Leben vor und ein Leben nach der Katastrophe.“ Vielen habe der Kontakt zu anderen Betroffenen geholfen, erklärte die Notfallseelsorgerin, die die Angehörigen der Absturz-Opfer seit 2018 betreut. Mit Blick auf den Jahrestag sei es für manche wichtig, die Absturzstelle zu besuchen. Viele gingen zum Grab. Einige lüden Freunde und Familie ein, andere wiederum zögen sich zurück. „Der Jahrestag ist aber sicherlich für alle Betroffenen ein besonderer und schwieriger Tag“, sagte van der Heyden.
Am 24. März 2015 waren alle 150 Insassen beim Absturz eines Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf ums Leben gekommen. Der 27-jährige Co-Pilot der Maschine, der offenbar unter Depressionen litt, führte den Absturz über den französischen Alpen mutmaßlich absichtlich herbei. Unter den Todesopfern waren 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See, die auf dem Rückweg von einem Schüleraustausch in Spanien waren.