Die Heldinnen der Bibel
Serie „Best of Bible“
An einigen Stellen der biblischen Geschichte finden sich heroische Frauen, die durch ihren Mut und ihre Courage, ihre Berechnung und Stärke Israels Geschichte mitbestimmen. Sie haben mit ihren heldenhaften, wenn auch mitunter sehr blutrünstigen Taten die Menschen ihrer Zeit offensichtlich sehr beeindruckt.
Rahab
Bis ins Ostjordanland hatte Mose das Volk Israel geführt. Nun musste sein Nachfolger Josua das „gelobte Land“ erobern. Er sendet Kundschafter aus, um die Stimmung im Land Kanaan auszuforschen. Zwei von ihnen kommen nach Jericho – und haben offensichtlich nichts besseres zu tun, als zunächst eine Prostituierte zu besuchen. Rahab, so ihr Name, versteckt die beiden auf dem Dach ihres Hauses und verleugnet sie vor den Soldaten des Königs von Jericho. Als Dank fordert sie, bei der Besetzung Jerichos durch die Israeliten verschont zu bleiben. Die beiden Männer versprechen es ihr; als Zeichen soll sie ein rotes Seil aus dem Fenster hängen lassen. Danach lässt Rahab die beiden durch ihr Fenster fliehen.
Zitat: „Da ließ Rahab sie an einem Seil durchs Fenster hernieder.“ (Josua 2,15)
Debora und Jaël
Das ist geballte Frauen-Power: Debora, Richterin Israels, hatte durch kluge Kriegstaktik gerade die starke Armee der Kanaaniter besiegt. Um deren flüchtigen Heerführer Sisera kümmerte sich Jaël, und zwar ganz speziell. Sie lädt ihn in ihr Zelt ein, gibt ihm Milch zu trinken und gaukelt ihm Sicherheit vor. Als er einschläft, tötet sie ihn.
Zitat: „Da nahm Jaël einen Pflock von dem Zelt und einen Hammer in ihre Hand schlug ihm den Pflock durch seine Schläfe.“ (Richter 4,21)
Judit
Die hübsche Witwe Judit fühlte sich berufen, ihr Volk Israel vor dem feindlichen Feldherrn Holofernes zu schützen. Sie tauscht ihre Trauerkleider gegen prächtige Gewänder und betört Holofernes mit ihrem Duft, Charme und Sex-Appeal. Als er betrunken bei ihr liegt, schlägt sie ihm mit einem Schwert den Kopf ab. Daraufhin müssen seine Truppen den Rückzug antreten.
Zitat: „Darauf stach sie ihn zweimal mit ganzer Kraft in den Hals und schnitt ihm den Kopf ab.“ (Judit 13,8)
Unbekannte Heldin
Seltsam, dass diese mutige Frau namenslos blieb – schließlich hat sie es durch eine beherzte Tat geschafft, einen feindlichen König auszuschalten. Als Abimelech, Sohn des Richters Gideon, die Stadt Tebez angereift, verschanzen sich deren Bewohner in einer Burg. Die Lage wird brenzlig, als Abimelech das Stadttor anzünden will. In letzter Sekunde wirft eine Frau vom Dach der Burg einen Mühlstein auf Abimelech, der ihm den Schädel zerschmettert. Schwer verletzt bittet dieser seinen Waffenträger um einen Gnadenschuss: Zu peinlich war es ihm, von einer Frau erlegt worden zu sein. Eitel geht die Welt zugrunde...
Zitat: „Zieh dein Schwert und töte mich, dass man nicht von mir sage: Eine Frau hat ihn erschlagen.“ (Richter 9,54)
Delila
„Wie können wir dem übermenschlich starken Simson, Richter Israels, seine Kraft rauben?“ Das fragten sich die Philister. In Delila, der Geliebten Simson, finden sie schließlich eine Verbündete. Ihr öffnet Simson sein Herz und verrät ihr das Geheimnis seiner Kraft: Würde sein Haar geschnitten, wäre er genauso schwach wie jeder andere Menschn. Delila lässt ihn in seinem Schoß einschlafen, schneidet ihm sieben Locken ab und übergibt den wehrlosen Simson den Philistern. Und kassiert 1100 Silberstücke.
Zitat: „Und sie ließ ihn einschlafen in ihrem Schoß...“ (Richter 16,4-21)
Ester
Wie schafft es eine einzige Frau, unzählige Juden vor dem geplanten Genozid zu bewahren? Zum Beispiel so: Die hübsche Jüdin Ester umgarnte den Perser-König Ataxerxes und gelang so in seine Nähe. Mutig und ungefragt enthüllte sie ihm die Pläne seines einflußreichen Günstlings Haman. Der wollte nicht nur den Juden Mordechai umbringen, von dem er sich gekränkt fühlte. Nein, er wollte dafür alle in Persien lebenden Juden ausrotten. Aufgrund Esters Enthüllung macht König Ataxerxes den Ausrottungsbefehl rückgängig. Ende gut, alles gut. Nur nicht für für den Judenfeind Haman. Der hängt am Ende an dem Galgen, den er für Mordechai errichten lassen hatte.
Zitat: „Und als der König die Königin Ester im Hofe stehen sah, fand sie Gnade vor seinen Augen.“ (Ester 5,3)
Maria
Die eigentlichen Heldinnen sind die Mütter. Maria, die Mutter Jesu, sticht hervor, weil sie viele Prüfungen des Lebens besteht. Zuerst vertraut sie einem Engel, der ihr eine ganz und gar unglaubliche Schwangerschaft ankündigt. Als ihr Junge sich tatsächlich als Gottes Sohn entpuppt, steht sie ihm bei bis zum Tod und lässt seine bisweilen unfreundlichen Anwürfe („Was geht's dich an, Frau, was ich tue?“) in mütterlicher Geduld und Liebe abprallen. Auch in seiner schwersten Stunde, als er den grausamen Tod am Kreuz erleidet, bleibt sie in seiner Nähe.
Zitat: „Es stand aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter...“ (Johannes 19,25)
Uwe Birnstein
Zum Weiterlesen:
Dorothee Sölle: Gottes starke Töchter, Schwabenverlag Stuttgart 2003