„In ökumenischer Verbundenheit“
Evangelische und katholische Kirche betonen die Bedeutung der Ökumene - nicht nur für die Kirchen, sondern auch für die Gesellschaft
Die Ökumene gewinnt an Dynamik: Auf der in Würzburg tagenden EKD-Synode betonen evangelische und katholische Kirche, ihre Beziehungen zu vertiefen und neue Handlungsspielräume zu schaffen. Mehr Zusammenarbeit zwischen den beiden großen Kirchen ist auch Wunsch der Kirchenmitglieder. Das ist das Ergebnis einer Studie, die erstmals gemeinsam von den Kirchen durchgeführt wurde.
Würzburg (epd). Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben zu mehr Anstrengungen in der Ökumene aufgerufen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, warb am Abend des 10. November auf der in Würzburg tagenden Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dafür, bestehende Herausforderungen anzugehen und gemeinsam an einer stärkeren Einheit zu arbeiten. Der neue evangelische Ökumene-Bischof Christian Kopp begrüßte die Reformpläne in der katholischen Kirche: „Als evangelische Kirchen werden wir die kommenden Prozesse mit großem Respekt und in ökumenischer Verbundenheit verfolgen“.
Limburgs Bischof Bätzing räumte zugleich ein: „Unsere Zerrissenheit wird zutiefst auch dadurch sichtbar, und im tiefsten sichtbar, dass wir bislang nicht gemeinsam Eucharistie und Abendmahl feiern können.“ Innerkatholisch wie ökumenisch werde entscheidend sein, „dass wir Vielfalt nicht als Widerspruch zur Einheit, sondern als Gestalt der Einheit verstehen und leben lernen“, so Bätzing vor der gemeinsam tagenden EKD-Synode und Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD): „Wie wir uns hier als Christen verhalten, kann auch eine Strahlkraft auf die Gesellschaft und ihren Umgang mit Differenzen ausüben.“
Bätzing zufolge sei in zunehmend zerrissenen Gesellschaften, angesichts von Gewalt, Krieg und Klimawandel sowie in Zeiten des Mitgliederschwundes in beiden Kirchen die Weggemeinschaft von Christen aus verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften nötig, „um einander im Glauben zu bestärken und glaubwürdig Zeugnis zu geben“.
Laut dem Catholica-Beauftragten der VELKD und Ökumene-Beauftragten der EKD Kopp beobachteten die evangelischen Kirchen mit großem Interesse, wie die Weichenstellungen in Bezug auf den Synodalen Rat weiter verlaufen: „Je nachdem mit welchen Aufgaben dieses Gremium betraut sein wird und welche Entscheidungsvollmachten es haben wird, wird auch zu bedenken sein, wie es sich in die bestehende Struktur ökumenischer Konsultations- und Abstimmungsprozesse zwischen der EKD und der katholischen Kirche einfügen lässt“, sagte der bayerische Landesbischof.
Der scheidende hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung würdigte die neueste und sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) als „ökumenisches Ereignis“. Die Studie zeige, dass die Menschen von beiden großen Kirchen mehr Zusammenarbeit erwarten und nicht die Schärfung des eigenen Profils, so der bisherige Vorsitzende im Kontaktgesprächskreis von Deutscher Bischofskonferenz und EKD. Die EKD führt seit 1972 alle zehn Jahre diese breit angelegte Untersuchung durch, um die evangelische Kirche aus der Sicht ihrer Mitglieder zu erforschen. Zum ersten Mal hatte die Deutsche Bischofskonferenz sich an der KMU beteiligt. Jung wünschte sich zugleich von der katholischen Kirche mehr Bewegung bei der Rolle der Frauen.
Die Jahrestagung des obersten evangelischen Kirchenparlaments hatte am 10. November in Würzburg mit Beratungen über den Schutz von Menschenrechten, den Umgang mit sexualisierter Gewalt und Finanzen begonnen. Zu Beginn der Beratungen der EKD-Synode mahnte Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich zum Einsatz für Demokratie und Menschenrechte. Die Synode der EKD tagt bis zum 13. November zum Schwerpunktthema „Migration, Flucht und Menschenrechte“. Auf der Tagesordnung stehen auch Beratungen über die Ergebnisse der ForuM-Studie zu sexualisierter Gewalt in der EKD und der Diakonie, die im Januar veröffentlicht worden war.
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