Fehrs: Schutz der Grenzen scheint wichtiger als die Menschenwürde
Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, betrachtet die aktuelle Debatte um Flucht und Migration mit Sorge. „Es scheint, dass der Ruf nach Abschottung gewinnt und der Schutz der Grenzen wichtiger ist als der der Menschenwürde“, sagte die Hamburger Bischöfin dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Fehrs wird sich im November auf der Synode der EKD in Würzburg zur Wahl für den Ratsvorsitz stellen, den sie im vergangenen Jahr nach dem Rücktritt von Annette Kurschus kommissarisch übernommen hatte.
Fehrs betonte, in der Debatte über Migration müsse die Kirche ihre Stimme erheben. „Wir stehen für Menschenrechte und einen fairen Umgang mit Geflüchteten ein. Mitgefühl, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sind zentrale Werte des Christentums, und wir werden diese weiterhin in die politische Debatte einbringen“, sagte die 63-jährige Theologin.
Sorgen mache ihr auch, dass in den vergangenen Monaten bundesweit mehrere Kirchenasyle von den Behörden beendet worden seien. Kirchenasyl bleibe oft die letzte Hoffnung für Geflüchtete. Denn es handele sich um besondere Härtefälle, in denen beispielsweise schwerkranke Menschen in Länder abgeschoben werden sollen, in denen sie keine angemessene medizinische Versorgung erhielten. „Es geht nicht darum, Gesetze zu umgehen, sondern darum, dass Behördenentscheidungen nach genauer Abwägung und Prüfung kritisch hinterfragt werden können. Das ist legitim - und es macht eine Gesellschaft menschlicher“, sagte Fehrs.