EKD-Ratsvorsitzende Fehrs: Mit Schäubles Tod ist eine "Ära zu Ende"
Hannover (epd). Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat den verstorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble als „durch und durch integren Politiker“ gewürdigt. „Sein Mut und seine klaren Worte, seine Gelassenheit im Umgang mit den Überzeugungen anderer haben mich tief beeindruckt“, erklärte die Hamburger Bischöfin am Mittwoch. Mit ihm sei „eine Ära zu Ende gegangen, nichts weniger“. Schäuble war am Dienstag im Alter von 81 Jahren gestorben.
„Ich habe Wolfgang Schäuble als in besonderer Weise engagierten Christen kennengelernt - getragen und gegründet im Vertrauen auf Gott, der liebt, tröstet und trägt“, fügte Fehrs hinzu. Als Politiker mit einer stets klaren, aufrechten Haltung habe der Protestant Schäuble seine Partei, die Christlich Demokratische Union, über Jahrzehnte entscheidend mitgestaltet - und dies „in dem Wissen“, wie er selbst einmal gemeint habe, „dass jeder Mensch zum Guten wie zum Bösen geleitet werden kann“.
Als längster amtierender Abgeordneter in der Geschichte der deutschen Parlamente seit 1848 habe Schäuble die Bundesrepublik Deutschland auf besondere Weise politisch vorangebracht, betonte Fehrs. Bis zuletzt habe er die Debattenkultur im deutschen Parlament geprägt und sich stets für einen konstruktiven, respektvollen und vor allem demokratischen Austausch zwischen den Abgeordneten eingesetzt. „Auch sein einzigartiges Engagement bei den Verhandlungen zur Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands ist unvergessen“, erklärte die Hamburger Bischöfin.
Als Abgeordneter, Fraktionsvorsitzender, Chef des Bundeskanzleramts, Innen- und Finanzminister und zuletzt als Präsident des Deutschen Bundestags habe Wolfgang Schäuble die „oftmals komplizierten und Geduld fordernden Prozesse der Exekutive und Legislative aus unterschiedlichsten Perspektiven mitgestaltet“, sagte Fehrs: „Dabei hat er immer wieder deutlich gezeigt, dass er sich von einer zutiefst christlichen Haltung hat leiten lassen.“ Seine durchaus auch kritischen Bemerkungen bei kirchlichen Veranstaltungen wie dem Deutschen Evangelischen Kirchentag waren Fehrs zufolge eine Bereicherung für die Diskussionen in der Kirche.