Kirchen erinnern an Lehren aus Auschwitz
Frankfurt a.M. (epd). Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar haben die Kirchen in Deutschland zu Wachsamkeit gegen Menschenfeindlichkeit aufgerufen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, warnte am Freitag vor aktuellen Gefahren für die Demokratie. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, und die EKD-Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich riefen dazu auf, jeder Form von Antisemitismus und Ausgrenzung entgegenzutreten.
Der Limburger Bischof Bätzing erklärte, in Teilen der Öffentlichkeit und der sozialen Medien sei die Erinnerung an Auschwitz verblasst. Es herrsche eine Rhetorik der Verachtung gegenüber Minderheiten und Andersdenkenden, es würden Falschinformationen und Lügen verbreitet. Bätzing nannte es „zutiefst beschämend, dass auch 80 Jahre nach Auschwitz Jüdinnen und Juden unter antisemitischen Vorurteilen und Angriffen leiden müssen“. Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 habe der Antisemitismus deutlich zugenommen. Man dürfe sich nicht daran gewöhnen, dass jüdisches Leben nur unter Polizeischutz stattfinden könne.
Auch Fehrs beklagte ein Wiedererstarken von Antisemitismus in Deutschland und eine Zunahme antisemitischer Gewalttaten. „Dass die damalige Gesellschaft die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten und deren bestialische Brutalität nicht aufgehalten hat, mahnt uns alle dazu, mutig und wachsam zu sein, bei jedem Anlass, bei jeder Gelegenheit“, sagte die Hamburger Bischöfin. Synodenpräses Heinrich rief dazu auf, „nicht Teil der schweigenden Masse zu sein“.
Die evangelisch-reformierte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden sagte, der Gedenktag erinnere an Auschwitz und die Judenvernichtung und die Befreiung durch russische Soldaten vor 80 Jahren. „Der Gedenktag führt aber auch vor Augen, wie sich rechte Gedanken in der deutschen Bevölkerung breit gemacht haben, damals wie heute.“
Sätze wie: „Die sollen alle arbeiten und uns anständigen Leuten nicht auf der Tasche liegen“, könnten in Deutschland 1933 ebenso gefallen sein wie in der aktuellen Zeit. Nicht nur rechte Politiker und Stiefelträger redeten so. „Die Gefahr lauert oft in der scheinbaren Harmlosigkeit, wo man so gern und so leicht weghört“, mahnte Bei der Wieden.
Der 27. Januar ist seit 2005 internationaler Holocaust-Gedenktag. Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das NS-Vernichtungslager Auschwitz. In diesem Jahr jährt sich die Befreiung zum 80. Mal.