Evangelische Missbrauchsstudie wird im Januar veröffentlicht
Nach mehr als drei Jahren Bearbeitungszeit soll im Januar eine umfassende Missbrauchsstudie für die evangelische Kirche in Deutschland veröffentlicht werden. Sie soll auch konkrete Fallzahlen enthalten.
Hamburg (epd). Eine übergreifende Missbrauchsstudie für den Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) soll im Januar veröffentlicht werden. Der unabhängige Forschungsverbund wird die Studie am 25. Januar der Öffentlichkeit vorstellen, wie der Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch erfuhr. Zuerst hatte die „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ über den Termin berichtet. Ursprünglich waren erste Ergebnisse für den Herbst 2023 erwartet worden.
Die Studie soll aus sechs themenbezogenen Teilprojekten bestehen, sie soll auch konkrete Fallzahlen benennen. Koordinator ist Professor Martin Wazlawik von der Hochschule Hannover, der sich auf Kinder- und Jugendhilfe spezialisiert hat. Die EKD hatte die Studie 2020 in Auftrag gegeben, sie finanziert die Studie mit 3,6 Millionen Euro.
Die Studie soll Strukturen und Muster sexualisierter Gewalt und Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche offenlegen. Ziel ist eine Gesamtanalyse evangelischer Strukturen und systemischer Bedingungen, die sexualisierte Gewalt begünstigen und ihre Aufarbeitung erschweren.
Bislang sind für den Bereich der EKD keine genauen Zahlen über Fälle von sexualisierter Gewalt bekannt. Nach dem Bericht von „Christ & Welt“ stellten bis Ende 2022 858 Menschen einen Antrag auf Anerkennungsleistungen bei der EKD. Die Dunkelziffer von Betroffenen dürfte deutlich höher sein. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hatte 2018 die sogenannte MHG-Studie zu Fällen sexualisierter Gewalt in den eigenen Reihen veröffentlicht.
An dem unabhängigen Forschungsverbund ForuM sind neben der Hochschule Hannover die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, die Bergische Universität Wuppertal, die Freie Universität Berlin, das Institut für Praxisforschung und Projektberatung München, das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim sowie die Universität Heidelberg beteiligt.