Kurschus: Man kann nicht genug für die Kindergrundsicherung tun
Dortmund (epd). Angesichts des Streits in der Bundesregierung über die Ausgaben für die geplante Kindergrundsicherung dringt die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, auf eine auskömmliche Finanzierung. Armut sei biblisch gesehen ein Skandal, sagte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen am Donnerstagabend in Dortmund.
„Kinder, die in Armut groß werden, sind in vielen Bereichen völlig ausgeschlossen von der Teilhabe am Leben“, erklärte die EKD-Ratsvorsitzende. Wer als Kind keine Chance habe, habe auch später als Erwachsener keine mehr. „Man kann gar nicht genug für die Kindergrundsicherung tun“, sagte Kurschus: „Je mehr, desto besser.“
Die 60-jährige Theologin kritisierte die Argumentation, mit der Kindergrundsicherung werde ein „Freifahrtschein“ für Eltern ausgestellt, das Geld für sich auszugeben. Gerade Eltern in sozial schwächeren Schichten setzten sich besonders ein, damit ihr Kind beispielsweise trotz knapper Kasse ein Geschenk zum Kindergeburtstag mitbringe. Diese Menschen stünden vor Anforderungen, die sich Menschen in gut situierten Verhältnissen kaum vorstellen könnten. Und sie meisterten das größtenteils „mit einer bemerkenswerten Würde“.
In der Kindergrundsicherung sollen Familienleistungen zusammengefasst, vereinfacht und automatisch ausgezahlt werden. Sie ist das wichtigste sozialpolitische Vorhaben der Ampel-Koalition. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) streiten seit Monaten, wie viel Geld für die Kindergrundsicherung jährlich zur Verfügung stehen soll. Paus hat ihre Forderungen inzwischen auf bis zu sieben Milliarden Euro jährlich reduziert, Lindner will die Ausgaben bei zwei Milliarden Euro deckeln.