Kurschus: Staatliche Seenotrettung im Mittelmeer wieder aufnehmen

„Es ist und bleibt falsch, Menschen ertrinken zu lassen“

Gedenkfeier für im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge

Bielefeld (epd). Die westfälische Präses Annette Kurschus fordert die Wiederaufnahme der staatlichen Seenotrettung im Mittelmeer. „Es ist und bleibt falsch, Menschen ertrinken zu lassen - egal aus welchem Grund und mit welcher Perspektive sie sich nach Europa aufgemacht haben“, sagte die Theologin, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche (EKD) ist, am Donnerstag in Bielefeld.

Noch immer blieben die Bitten von Organisationen, Kirchen, Gewerkschaften und Hilfswerken ungehört, die staatliche Seenotrettung wieder aufzunehmen", kritisierte Kurschus in einer Videobotschaft zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni. Sie rief zu sichtbaren Zeichen der Menschlichkeit auf: So sei auch für die Menschen in den überfüllten Lagern an den EU-Außengrenzen Hilfe möglich.

Nach wie vor stünden zahlreiche Kommunen und Städte in Deutschland und Europa bereit, um aus Seenot gerettete Menschen direkt aufzunehmen. Sie dürften jedoch nicht helfen, kritisierte die Theologin. „Ich fürchte, da stehen nicht die Grenzen unserer Möglichkeiten im Weg, sondern die Grenzen unseres Mitgefühls und unserer Barmherzigkeit“, sagte die Präses.

In Deutschland sei die Zahl der Asylanträge so niedrig wie lange nicht, sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen. Dennoch klinge es mitunter so, „als dränge alle Welt nach Europa und nach Deutschland“. „Wir können viel mehr Menschen eine Chance auf ein menschenwürdiges Leben geben, eine Chance auf eine sichere Bleibe“, sagte Kurschus.