„Napalm Girl“ mit Dresdner Friedenspreis geehrt

Die Unesco-Botschafterin Kim Phuc erhält die Auszeichnung für ihren unermüdlichen Einsatz für Versöhnung und Vergebung

Kim Phuc

Als internationale Friedensaktivistin wird die 55-jährige Kim Phuc für ihren unermüdlichen Einsatz für Versöhnung und Vergebung geehrt. Die Vietnamesin war durch ein Foto von Nick Ut weltberühmt geworden. Es zeigt sie 1972 als Neunjährige auf einer Straße – nackt und schreiend mit von Napalm verbrannten Wunden.

Dresden (epd). Die als „Napalm Girl“ bekanntgewordene Vietnamesin Kim Phuc Phan Thi ist am Abend des 11. Februar mit dem Dresdner Friedenspreis geehrt worden. Die Unesco-Botschafterin erhalte die Auszeichnung, weil sie sich als Opfer dem Hass verweigert habe, sagte der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP), der Ehrenmitglied des auslobenden Vereins Friends of Dresden Deutschland ist.

Als internationale Friedensaktivistin werde die 55-Jährige für ihren unermüdlichen Einsatz für Versöhnung und Vergebung geehrt. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Vietnamesin war durch ein Foto von Nick Ut weltberühmt geworden. Es zeigt sie 1972 als Neunjährige auf einer Straße in Südvietnam weglaufend – nackt und schreiend mit von Napalm verbrannten Wunden.

Aus einem Leben des Krieges ein Leben des Friedens gemacht

Allein ihr christlicher Glaube habe ihr geholfen zu vergeben, sagt sie. Sie bete jeden Tag für den Frieden der Welt. „Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber mit Liebe können wir die Zukunft heilen“, betonte die Preisträgerin. Sie rief dazu auf, sich Vorurteilen und Hass entgegenzustellen.

Kim Phuc habe aus einem Leben des Krieges ein Leben des Friedens gemacht, sagte der bekannte US-amerikanische Kriegsfotograf James Nachtwey in seiner Laudatio. Sie habe sich gegen Verbitterung und Feindseligkeit gewehrt. „Ich habe den Frieden so sehr gebraucht“, sagte Kim Phuc. Es habe zuvor Tage gegeben, da wollte sie einfach nicht mehr leben. Bis heute leide sie an den Folgen des Angriffs. Es vergehe kein Tag ohne Schmerzen. Die Brandnarben bedecken ihren gesamten Rücken und einen Arm.

Als „Napalm Girl“ blieb Kim Phuc im kollektiven Gedächtnis. Das Foto des Mädchens habe ein überproportionales Gewicht entfaltet, sagte Nachtwey. Es sei die Anklage gegen den Vietnamkrieg und überhaupt gegen jeden Krieg. Nachtwey hatte 2012 selbst den Dresdner Friedenspreis bekommen.

„Botschafterin des guten Willens“ bei der Unesco

Die internationale Auszeichnung wurde der Vietnamesin in der Semperoper in Dresden vom Friedenspeisträger des Jahres 2015, dem Herzog von Kent, überreicht. Kim Phuc wurde „Botschafterin des guten Willens“ bei der Unesco und gründete vor 20 Jahren eine Stiftung für vom Krieg versehrte Kinder. Sie ist zum Symbol des Leidens unschuldiger Kriegsopfer geworden. Nach vielen Operationen durfte Kim Phuc 1982 nach Deutschland zur Nachbehandlung ausreisen. Heute lebt sie in Kanada.

Der Friedenspreis wird jährlich um den Dresdner Kriegsgedenktag vergeben. Er ehrt herausragende Persönlichkeiten, die vor allem präventiv wirken und Eskalationen verhindern helfen. Gestiftet wird er von der Heidelberger Klaus Tschira Stiftung. Die Auszeichnung wurde zum zehnten Mal verliehen. Sie setzt auch ein Zeichen gegen die versuchte Vereinnahmung des Gedenktages durch Rechtsradikale.

Erster Preisträger war 2010 der Friedensnobelpreisträger und frühere sowjetische Staatspräsident, Michail Gorbatschow. Es folgten unter anderen der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim und der Whistleblower Daniel Ellsberg. 2016 ging die Auszeichnung an den Bürgermeister des italienischen Flüchtlingsdorfes Riace, Domenico Lucano, 2017 an den Olympiasieger und US-Bürgerrechtler Tommie Smith.