Dokumentation über EKD-Tagung zu Demenz erschienen

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat eine Textsammlung zum Thema "Leben mit Demenz" veröffentlicht. Der am Freitag vorgelegte Band enthält Beiträge aus medizinisch-pflegerischer, theologischer und lebenspraktischer Sicht. Die Publikation dokumentiert eine Tagung des Rates der EKD und der Leitenden Geistlichen der Landeskirchen aus dem Jahr 2008.

Die Wahl dieses Themas für die Begegnungstagung von Rat und Leitenden Geistlichen sei ein Wagnis gewesen, bilanziert Hermann Barth, Präsident des Kirchenamtes der EKD. Dabei habe sich allerdings gezeigt, dass solche Wagnisse notwendig seien, "weil sie die Mauer des Schweigens um die Demenz einreißen und auf diese Weise helfen, die Angst vor der möglichen eigenen Demenz und der Konfrontation mit dementen Angehörigen und Freunden besser standzuhalten".

Der EKD-Text greife Erfahrungen auf, die Familien mit der Pflege ihrer an Demenz erkrankten Angehörigen machen, heißt es. Und diese Erfahrungen seien häufig schmerzhaft. Einerseits erleide ein Demenzkranker einen fortschreitenden Gedächtnisverlust und erkenne seine nächsten Angehörigen nicht wieder. Andererseits werde er für Familie, Nachbarn und Freunde immer mehr ein Anderer und Fremder. Die Wahrscheinlichkeit einer Demenzerkrankung steige mit zunehmendem Alter: "Liegt das Risiko für Demenz in der Gruppe der unter 70-Jährigen noch bei unter drei Prozent, so steigt es bei den über 90-Jährigen auf weit über das Zehnfache an."

In einer Einführung hebt Bischof Wolfgang Huber hervor, dass die Unausweichlichkeit der Krankheit selbst etwas Unheimliches habe, "was uns davor zurückscheuen lässt, uns damit zu beschäftigen". Einer der Hauptbeiträge ist der Vortrag von Andreas Kruse. Der Heidelberger Gerontologe beschreibt darin die Ursachen und Verlaufsformen der Demenz und die Anforderungen an die Pflege demenzkranker Menschen. "Die Demenz sensibilisiert für die Aufgabe, die Ordnung des Lebens mit der Ordnung des Todes zu verbinden", so der Wissenschaftler.

Der evangelische Sozialethiker Peter Dabrock nimmt in theologisch-ethischen Reflexionen auch zu aktuellen Fragen bei dem Ringen um die rechtliche Regelung der Patientenverfügung Stellung. Susanne Langer, Seelsorgerin in Altenheimen, behandelt den Komplex "Demenz und Seelsorge" und erörtert die Bedeutung von Spiritualität für Demenzkranke. Aufgenommen sind in der 140-seitigen Broschüre weiter eine Bibelarbeit von Kirchenamtspräsident Barth und eine Andacht von Peter Hahne, stellvertretender Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios und Mitglied des EKD-Rates. In Nachwort ist ein Briefwechsel zwischen Bischof Huber und Inge Jens über die Demenzerkrankung ihres Mannes dokumentiert.

Hinweis: Der EKD-Text 98 ("Leben mit Demenz") ist einschließlich einer DVD des Films "Ach Luise" zum Preis von 7,50 Euro erhältlich beim Kirchenamt der EKD (Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover, Telefon: 0511/2796-460, Email: versand@ekd.de).

30. Januar 2009

EKD-Pressemitteilung