EKD-Ratsvorsitzender: Sarrazin hat rote Linie überschritten
Hamburg (epd). Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin vorgeworfen, in der Integrationsdebatte, "vulgär sozialdarwinistische Ansichten" zu bedienen. "Es geht meines Erachtens überhaupt nicht, Erkenntnisse aus der Genetik einfach ins Soziale zu übersetzen", sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland dem "Hamburger Abendblatt" (Montagsausgabe): "Da ist eine rote Linie überschritten, und dagegen müssen wir uns mit aller Macht verwahren."
Der Präses forderte, an der Integrationspolitik beharrlich festzuhalten. "Natürlich ist der Prozess der Integration vielerorts sehr schwierig, da gibt es nichts schönzureden, aber es gibt doch gar keine andere Alternative, als ihn beharrlich weiterzuführen", sagte der höchste Repräsentant der evangelischen Kirche. Pauschalierungen à la Sarrazin würden da nicht weiterhelfen, sagte Schneider. Ihn ärgere, "dass unbestreitbare Erfolge in Sachen Integration gerne verschwiegen werden".
Der frühere Berliner Finanzsenator und heutige Bundesbankvorstand Sarrazin war wegen seiner provokanten Thesen zur Integration von Muslimen in Deutschland und zur Erblichkeit von Intelligenz in die Kritik geraten. Die Bundesbank hatte am Donnerstag beschlossen, beim Bundespräsidenten die Abberufung Sarrazins zu beantragen. In der SPD läuft ein Ausschlussverfahren gegen Sarrazin.
06. September 2010