Ökumenischer Trauergottesdienst für im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge
EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm: Hilfe für Flüchtlinge ist eine „humanitäre Verpflichtung“
München (epd). Mit einem ökumenischen Trauergottesdienst im Münchner Liebfrauendom haben die beiden großen Kirchen am 14. Dezember der im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge gedacht. Vor der Kirche postierten sich die zivilen Seenotrettungsorganisationen zu einer Mahnwache: Vor einem Flüchtlings-Schlauchboot hielt eine Menschenkette ein schwarzes Band, auf dem die Namen der auf der Flucht ertrunkenen Menschen aufgeführt waren. „36.570 tote Flüchtlinge, es werden täglich mehr“, stand auf einem Banner.
Kirchen wollen in ihrem Einsatz für Flüchtlinge nicht lockerlassen
Im Dom bekräftigen der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der katholische Kardinal Reinhard Marx in einem engen ökumenischen Schulterschluss die Bereitschaft ihrer Kirchen, in ihrem Einsatz für Flüchtlinge nicht nachzulassen. Denn diese Hilfe sei geradezu eine „humanitäre Verpflichtung“, sagte Bischof Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Die Flüchtlinge würden durch Verzweiflung auf die lebensgefährlichen Boote getrieben, weil sie Gewalt und Hunger erlebt hätten, Willkür und Missbrauch ausgesetzt gewesen seien und in ihren Heimatländern keine Perspektive hätten.
Bedford-Strohm dankte Menschen, die sich in der Seenotrettung engagieren
Bedford-Strohm dankte ausdrücklich den Menschen, die sich in der Seenotrettung und Unterstützung von Flüchtlingen engagieren. Ohne große Worte oder steile Bekenntnisformeln retteten sie Flüchtlinge auf den Booten im Mittelmeer oder stünden diesen Menschen in den Asylunterkünften zur Seite, sagte der Bischof. Durch ihre tätige Nächstenliebe stünden diese Helfer in der Nachfolge Jesu Christi. „Sie haben genau darin Christus die Ehre gegeben, dass sie den geringsten seiner Schwestern und Brüder gedient haben“, sagte Bedford-Strohm.
Wie Kardinal Marx in seiner Predigt betonte, sei es die Pflicht der Christen, der Politik deutlich zu machen, wie die Realität aussieht, wo „gestorben und gelitten wird“. Es sei ein Skandal, dass an der Außengrenze Europas Menschen zu Tode kommen. Unter dem Beifall der Gottesdienstbesucher mahnte der Kardinal bei der Politik an, dass niemand an den Grenzen sterben dürfe, dass Flüchtlinge menschenwürdig behandelt werden und jeder ein faires Verfahren bekommt. Zudem dürfe niemand in ein Land zurückgeschickt werden, in dem Tod, Unglück oder Vergewaltigung drohe. Dies seien Prüfsteine für eine Gesellschaft, die sich nach christlichen Werten ausrichte.
Vor dem Trauergottesdienst, an dem auch der muslimische Imam Benjamin Idriz und der griechisch-orthodoxe Bischof Vasilios von Aristi mitwirkten, verlasen Flüchtlinge eine Stunde lang die Namen und das Alter von Menschen, die im Mittelmeer ertrunken sind – vor allem junge Männer, aber auch viele Frauen und Kinder.
Achim Schmid (epd)