Photovoltaik auf dem Silbertablett

Wie Pfarreivermögensverwaltung der Landeskirche Hessen-Nassau den Klimaschutz in Gemeinden voranbringt

Über den Dächern ist Markus Keller zwar ungern unterwegs. Aber genau dort stehen die Schätze der Pfarreivermögensverwaltung, die er leitet: rund 100 Photovoltaikanlagen.

Photovoltaik-Anlage in Worms

Darmstadt. Wenn Markus Keller einen Blick auf seine Photovoltaikanlagen wirft, dann hat er ein gutes Gefühl. „Das ist eine tolle Sache, wenn so eine Anlage über Jahre stabil läuft und zuverlässig Strom liefert“, sagt der Geschäftsführer der Zentralen Pfarreivermögensverwaltung der Landeskirche Hessen-Nassau (ZPV). „Zum Glück gibt es heutzutage Drohnen“, so der 55-jährige Oberkirchenrat in Darmstadt. So müsse er nicht selbst auf jedes Dach steigen. Denn zumindest die mit Neigung seien doch eher etwas für Spezialisten, sagt Keller.

Die ZPV, die rund 70 Millionen Euro im Auftrag von Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen verwaltet, ist selbst zu einer Art Spezialist geworden – längst nicht nur für die Verwaltung von Pfarreivermögen, vor allem von Immobilien, sondern seit 14 Jahren auch für Klimaschutz und die Verbreitung von Photovoltaikanlagen. Für Keller ist das eine Herzensangelegenheit. Sonnenenergie sei nicht nur klimaneutral, sondern die sozialverträglichste Art der Stromerzeugung, ist Keller überzeugt. „Wenn meine Arbeit das mit einschließt, ist das toll.“

Und so schlug die ZPV einen neuen Weg ein, als auf dem Dach der neu gebauten evangelischen Regionalverwaltung in Steffenberg, einem Ort in der Nähe von Marburg, die erste Photovoltaikanlage entstand. Das war 2006. „Wir wollten den Klimaschutz fördern und möglichst CO2-frei bauen. Ich war überrascht, dass es so gut funktionierte“, sagt Keller rückblickend.

Aufgrund dieser guten Erfahrung legte die Zentrale Pfarreivermögensverwaltung 2010 ein Programm auf, das mehr Photovoltaik in die Kirchengemeinden bringen sollte. „Die Idee war, dass wir die Dachflächen von den Kirchengemeinden jeweils mieten und die Anlagen auf eigene Rechnung installieren“, so Keller. Zehn Prozent des Ertrages sollten an die Kirchengemeinden fließen. „Wir haben den Klimaschutz den Kirchengemeinden quasi auf dem Silbertablett serviert“, so Keller weiter. Und das habe funktioniert.

Rund 100 Anlagen seien bis 2019 entstanden, die jährlich rund 3,5 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Das entspricht ungefähr dem, was knapp 1000 Zwei- bis Drei-Personen-Haushalte im Jahr verbrauchen, oder einem Fünftel des Verbrauchs der Landeskirche. „Doch dann ging die Rechnung nicht mehr auf. Die Vergütungssätze für Strom sanken“, erzählt Keller. „Es wurde immer schwieriger, neue Anlagen wirtschaftlich darzustellen.“

Gefragt war eine neue Idee, gewissermaßen Photovoltaik 2.0. Benötigt wurden größere Flächen, wie sie die rund 1100 Kirchengemeinden in Hessen-Nassau nur selten bieten konnten. „Mehr als die Hälfte der rund 4000 Gebäude im Bereich der Landeskirche fallen bereits aus dem Raster, weil sie denkmalgeschützt sind“, erklärt Keller. Nur etwa zehn bis 20 Prozent kämen überhaupt in Betracht.  

Und so weitete die ZPV ihr Angebot auf ganz Deutschland aus, die Firma ZPV Solar GmbH & Co KG entstand 2020 und mit ihr dreizehn neue riesige Photovoltaikanlagen auf den Dächern alter LPG-Gebäude in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit einem Stromertrag von 2,5 Millionen Kilowattstunden Strom. „Damit wird sich die Stromerzeugung aus Sonnenenergie fast verdoppeln“, sagt Keller begeistert.

Die Widerstände, diesolchen Anlagen entgegenstehen, kann Keller umso weniger nachvollziehen. „Vom Boden sind die Anlagen kaum zu sehen“, betont Keller. Die Vorteile würden dagegen überwiegen: In Schaukästen könnten Gemeinden für alternative Energien werben und mit jeder gewonnenen Kilowattstunde Strom zeigen, dass sie sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen.

Auch auf seinem eigenen Haus hat Keller eine rund 70 Quadratmeter große Photovoltaikanlage installiert. Zusätzlich habe er die Heizung  CO2-frei auf eine Wärmepumpe umgestellt, die weniger Strom benötigt, als die Photovoltaikanlage erzeugt. So komme mehr Strom zusammen, als er  Gebäude brauche. „Ich bin ein Überzeugungstäter.“

Von Sven Kriszio



Weitere Informationen über das Photovoltaik-Programm finden Sie auf der Seite der Zentralen Pfarreiverwaltung der Landeskirche Hessen-Nassau