Agile Kirche II

Das Bild einer agilen und flexiblen Kirche weckt viele Hoffnungen. Es mutet aber Entscheidungsgremien und Verantwortlichen auch einiges zu. Die Spannungen zwischen unternehmerischem Handeln und tief eingeschliffenen Sicherheitsbedürfnissen, zwischen strategischem Planen und dem reaktivem Modus, der das Hergebrachte in den Vordergrund stellt, und schließlich zwischen kleinschrittigem Entwicklungsdenken und disruptiven Ansätzen – sie sind tatsächlich nicht nach der einen oder anderen Seite aufzulösen. In Zukunft werden wir in der Kirche vermehrt unterschiedliche Leitungsstile beobachten. Solange die Schnittstellen der Kommunikation gut abgestimmt sind, muss das kein Nachteil sein.

Wirtschaftlich schwache Regionen und Gegenden, in denen die Glaubensverbundenheit wenig stark ausgeprägt ist, stehen vor anderen Herausforderungen als nach wie vor eher volkskirchlich geprägte Gebiete in süddeutschen Wachstumsregionen. Etablierte, handlungsfähige Kirchengemeinden können den Wandel gelassener und konservativer angehen als funktionale Einheiten wie Betriebsseelsorge oder Studierendenpfarrämter, deren Strukturen angesichts rückläufiger Pfarrerzahlen offensiver infrage gestellt werden. Vieles von dem, was kirchlich Mitarbeitende tun und was die Kirche auszeichnet, wird auch in Zukunft auf den ersten Blick wenig agil und flexibel wirken.

Es bleibt generisch, auf langfristige Beziehungen angelegt, mitunter auch auf die stellvertretende Bewahrung von Sinnressourcen, die im Moment niemand ausschöpfen mag. Doch wer diese Einsicht formulieren kann und sein Handeln auf diese Weise einzuordnen vermag, ist selbst schon dabei, eine agile Perspektive einzunehmen. Wichtig ist, dass unterschiedliche kirchliche Ebenen und Funktionsbereiche diese Perspektivbildung für das eigene Handeln einüben. Dabei entwickelt sich im besten Fall ein Bewusstsein für die Frage: Welche agile Haltung passt zu meinem Aufgabenbereich?