EKD-Auslandsbischöfin Bosse-Huber gratuliert Tsitsi Dangarembga zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
„Die Schriftstellerin und Filmemacherin verbindet in ihrem künstlerischen Werk ein einzigartiges Erzählen mit einem universellen Blick.“
Die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber freut sich über die Entscheidung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, den diesjährigen Friedenspreis an die Buchautorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe zu vergeben. „Tsitsi Dangarembga beleuchtet in ihrem Werk sensibel das schwierige Leben der Menschen und besonders der Frauen in Simbabwe. Sie zeichnet darin die Konfliktlinien nach, in die gerade Frauen geraten, wenn sie einerseits die Tradition bewahren und andererseits auch ein eigenes und selbstbestimmtes Leben führen wollen. Ich möchte Frau Dangarembga, die Mitglied der Martin Luther Kirchengemeinde in Harare ist, sehr herzlich gratulieren. Die Gemeinde ist mit der EKD vertraglich verbunden und wir hatten bis vor wenigen Wochen eine Pfarrerin aus Deutschland dorthin entsandt.“
Der Börsenverein hatte die Entscheidung am 21. Juni bekanntgegeben. Die 62-Jährige Autorin sei nicht nur eine der wichtigsten Künstlerinnen ihres Landes, sondern auch eine weithin hörbare Stimme Afrikas in der Gegenwartsliteratur, erklärte die Vorsitzende des Stiftungsrats des Friedenspreises, die Börsenverein-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs. „Die Schriftstellerin und Filmemacherin verbindet in ihrem künstlerischen Werk ein einzigartiges Erzählen mit einem universellen Blick.“
Dangarembga beschreibt nach den Worten von Schmidt-Friderichs in ihrer Romantrilogie den Kampf einer heranwachsenden Frau um das Recht auf ein menschenwürdiges Leben und Selbstbestimmung in Simbabwe. „Dabei zeigt sie soziale und moralische Konflikte auf, die weit über den regionalen Bezug hinausgehen und Resonanzräume für globale Gerechtigkeitsfragen eröffnen.“ In ihren Filmen thematisiere die Autorin Probleme, die durch das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne entstehen. Gleichzeitig kämpfe sie für Freiheitsrechte und politische Veränderungen in Simbabwe.
Für ihren Protest gegen Korruption nehme Dangarembga in Kauf, von der Regierung gerichtlich verfolgt zu werden, sagte Schmidt-Friderichs. „Wenn ihr wollt, dass euer Leiden aufhört, müsst ihr handeln“, fordere sie.
Die 1959 in Mutoko im damaligen Rhodesien (heute Simbabwe) geborene Tsitsi Dangarembga gehört nach Angaben des Stiftungsrates des Friedenspreises zu den wichtigsten Schriftstellerinnen, Dramatikern und Filmemacherinnen ihres Landes. Sie studierte Psychologie an der University of Zimbabwe und schrieb Theaterstücke. 1988 erschien ihr Debüt-Roman „Nervous Conditions“ (deutsch: „Aufbrechen“, 2019) als erster Teil einer autobiografisch geprägten Trilogie. 2006 wurde der zweite Teil, „The Book of Not“ veröffentlicht, 2018 folgte „This Mournable Body“ (erscheint im September auf Deutsch: „Überleben“). „Nervous Conditions“ wurde mit dem Commonwealth Writers' Prize ausgezeichnet und 2018 von der BBC in die Liste der 100 wichtigsten Bücher aufgenommen, die die Welt geprägt haben.
Die Verleihung des Friedenspreises findet traditionell zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 24. Oktober in der Paulskirche statt und wird live im ZDF übertragen. Die Auszeichnung wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Sie soll laut Statut eine Persönlichkeit auszeichnen, „die in hervorragendem Maße vornehmlich durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen hat“. Zu den Trägern des Preises gehören der DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer, der Schriftsteller Martin Walser und der Philosoph Jürgen Habermas. Im vergangenen Jahr erhielt der indische Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Amartya Sen den Preis.