Verantwortung wahrnehmen für die Schöpfung
Vorwort
Gottes Schöpfung ist uns Menschen anvertraut, daß wir sie bebauen und bewahren. Nehmen wir jedoch diese Verantwortung in genügender Weise wahr? Belasten wir nicht Natur und Umwelt häufig in verant-wortungsloser Weise oder scheitern wir auf Grund von Kurzsichtigkeit und Unwissenheit trotz guten Willens an unserer verantwortlichen Aufgabe?
Christen haben mehr und mehr erkannt, wie sehr die Fragen unserer Umwelt vor allem auch weltanschauliche, kulturelle und religiöse Aspekte umfassen. Bei der Schonung von Tieren, Pflanzen und natür-lichen Lebensbedingungen geht es immer zugleich auch um die Wahr-nehmung unserer Verantwortung vor Gott dem Schöpfer.
Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz wenden sich in dieser wichtigen Frage mit einer ge-meinsamen Erklärung an die Öffentlichkeit. Sie machen deutlich, daß Verantwortung für die Schöpfung Gottes in rechter Weise wahrgenom-men werden muß. Die Erklärung konzentriert sich auf Grundfragen des Naturverständnisses, des Menschenbildes und vor allem auf die bibli-sche Schöpfungstheologie. Darum will sie vor allen Dingen die Christen selbst ansprechen.
Die Bedrohung der Natur und Umwelt beunruhigt viele Menschen in hohem Maße. So ist auch die Diskussion über diese Fragen von tiefen Gegensätzen bestimmt. Die Sorge um mögliche weitere Gefährdungen oder unzureichende Abhilfen hat Mauern des Unverständnisses ge-schaffen, die Trennungen und Konflikte mit sich bringen. Die gemein-same Erklärung will an die biblischen Aussagen über die Schöpfung Gottes erinnern und auf ihre Aktualität hinweisen. Sie wirbt für eine nüchterne, aufgeschlossene und sachliche Diskussion. Die Bewältigung der Umweltprobleme ist eine gemeinsame Aufgabe, die bei allen eine Veränderung des Verhaltens und ein neues Denken verlangt.
Hannover und Köln, den 14. Mai 1985
Joseph Kardinal Höffner
Vorsitzender der
Deutschen Bischofskonferenz
Landesbischof D. Eduard Lohse
Vorsitzender des Rates
der Evangelischen Kirche in Deutschland