Trauer um Friedrich Schorlemmer

Der Theologe Friedrich Schorlemmer gehörte zu den Gründern der DDR-Friedensbewegung und engagierte sich gegen die SED-Diktatur. Auch nach der Wiedervereinigung blieb er ein kritischer Mahner. Sein Tod nach langer Krankheit löst tiefe Trauer aus.

Friedrich Schorlemmer kurz vor seinem 75. Geburtstag in seinem Arbeitszimmer

Friedrich Schorlemmer kurz vor seinem 75. Geburtstag in seinem Arbeitszimmer

Berlin (epd). Der evangelische Theologe und DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer ist tot. Schorlemmer starb am Montag nach langer Krankheit im Alter von 80 Jahren in einem Berliner Pflegeheim, wie der Evangelische Pressedienst (epd) am Dienstag aus Kreisen seiner Familie erfuhr. Der am 16. Mai 1944 im brandenburgischen Wittenberge geborene Schorlemmer war einer der wichtigsten Protagonisten der friedlichen Revolution in der DDR. Sein Tod löste bei Vertretern aus Politik, Kirche und Gesellschaft tiefes Bestürzen aus.

International bekannt wurde Schorlemmer im Jahr 1983 mit der von ihm initiierten symbolträchtigen Umschmiedung eines Schwertes zu einer Pflugschar in Wittenberg in Sachsen-Anhalt. Die Aktion war ein Meilenstein der DDR-Friedensbewegung. Bei der regierungskritischen DDR-Großdemonstration am 4. November 1989 auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz gehörte er zu den Rednern.

Schorlemmer war Mitbegründer der Partei Demokratischer Aufbruch (DA), wechselte aber noch 1990 in die SPD. 1993 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In den 2000er Jahren gehörte er zu den Gegnern des Militäreinsatzes in Afghanistan und des Irakkrieges.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte den lange Jahre in Wittenberg tätigen Theologen einen „mutigen und aufrechten Streiter für Freiheit und Demokratie“. „Friedrich Schorlemmer gehörte zu jenen mutigen DDR-Bürgerrechtlern, die mit hohem persönlichen Einsatz das Unrecht des SED-Regimes kritisierten und im Herbst 1989 den Aufbruch für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte wagten“, sagte der Bundespräsident.

Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, würdigte Schorlemmer als „streitbaren Mahner für Frieden und Gerechtigkeit“. Er sei nicht nur prominentes Mitglied der Opposition in der DDR gewesen, sondern zeit seines Lebens ein Mensch, der seine Verantwortung als Christ immer auch mit politischem Denken und Handeln wahrgenommen habe, erklärte die Hamburger Bischöfin.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag betonte Schorlemmers Rolle innerhalb der Kirchentagsbewegung. „Er war ein herausragender Denker, Mahner und Mutmacher für alle, die etwas bewegen wollten - respektiert auch von vielen, die anderer Meinung waren“, erklärte Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) würdigte Schorlemmer als wichtige Stimme des Ostens und Symbolfigur der kirchlichen Friedensbewegung in der DDR. Er habe wortmächtig den Freiraum der Kirche genutzt. Nach der Wiedervereinigung sei er ein kritischer Begleiter der deutschen Einheit gewesen. Der Oberbürgermeister von Wittenberg, Torsten Zugehör (parteilos), erklärte, Schorlemmer habe das bürgerschaftliche Selbstbewusstsein einer Generation geprägt.

Die Stiftung Friedliche Revolution in Leipzig erklärte, Schorlemmer habe Menschen in Ost und West gleichermaßen bewegt. „Sein Wort hatte Gewicht und wurde gehört - ob in seinen Predigten in der Wittenberger Schlosskirche oder in seinen unzähligen Reden, Vorträgen, Aufsätzen und zahlreichen Büchern“, sagte der Vorsitzende des Stiftungsvorstands, Rainer Vor.