Missionsgesellschaft verurteilt Übergriff auf Autorin und Theologin
Wuppertal, Leipzig (epd). Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) hat sich bestürzt über einen versuchten Übergriff auf die Autorin und VEM-Mitarbeiterin Sarah Vecera geäußert. Die Theologin sei nach einer Lesung in einer Leipziger Kirche von einem Besucher auf der Bühne bedroht worden, erklärte die VEM mit Sitz in Wuppertal auf ihrer Internetseite. Security-Leute hätten sie geschützt. Gegen den Mann wurde Anzeige erstattet, wie Pfarrer Sebastian Ziera von der Leipziger Taborkirche am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Vecera ist Initiatorin des Projekts „Alle-Kinder-Bibel“, einer diversitätssensiblen Kinderbibel mit einer neuen Darstellung biblischer Figuren.
Der Vorfall ereignete sich am 23. März, nachdem die Religionspädagogin in einer Leipziger Kirche im Rahmen der „Internationalen Woche gegen Rassismus“ aus ihrem Buch „Wie ist Jesus weiß geworden?“ gelesen hatte. Ein Mann mit schwarzem Mantel und Sonnenbrille sei mit einem Blumenstrauß auf sie zugekommen und habe gerufen, Judas habe Jesus mit einem Kuss verraten, das wolle er ebenfalls probieren, erklärte Vecera nach Angaben einer VEM-Sprecherin. Auf der Kleidung des Mannes habe „I make Germany great again“ („Ich mache Deutschland wieder groß“) und „God First“ („Gott zuerst“) gestanden.
Eine für den nächsten Tag in einer Kirche in Halle (Saale) geplante Lesung hatte Vecera zuvor bereits wegen Sicherheitsbedenken abgesagt. Eine Sprecherin der dortigen Veranstalter hatte darauf hingewiesen, dass kürzlich bei einer Veranstaltung in der Kirche viele Besucher Sympathie für „Pegida“-Positionen geäußert hätten, es habe eine aggressive Stimmung geherrscht.
Der Übergriff auf Vecera sei kein Einzelfall, erklärte die VEM, eine Gemeinschaft von 38 Kirchen in Deutschland, Asien und Afrika sowie den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. „Wir wissen und hören immer wieder Berichte von People of Color, die nur noch mit Security an ihrer Seite öffentlich auftreten und sich oft auch im Privaten nicht mehr sicher fühlen können.“ Die VEM-Sprecherin sagte dem epd: „Wir überlegen gemeinsam mit unserer Kollegin, welche Konsequenzen wir aus diesem Vorfall ziehen, um derartige Sicherheitsrisiken künftig zu vermeiden.“
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, äußerte sich auf Facebook entsetzt über den Vorfall und schrieb: „Kirchen sollten ein sicherer Raum für alle sein - vor allem für Menschen, die sich wie Sarah Vecera gegen Rassismus und Unterdrückung einsetzen.“ Der sächsische Landesbischof Tobias Bilz sagte in einer Videobotschaft, der christliche Glaube sei nicht mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Einklang zu bringen: „Ursprung und Ziel unseres Glaubens weiten den Horizont und haben mit diesen Einstellungen nichts zu tun.“
Die Leipziger Kirchengemeinde zeigte sich auf ihrer Internetseite „getroffen und geschockt“. Unabhängig von diesem Vorfall sei es wichtig, dass sich Kirche weiter engagiere und nicht einschüchtern lasse, sagten Pfarrer Ziera und Fanny Lichtenberger vom Veranstalterteam dem epd.