Von einer besseren Welt träumen
Warum Benjamin Dörfel sich für den Klimaschutz einsetzt
Benjamin Dörfel ist eines der Gesichter der Klimakampagne der EKD. Der 20-jährige Berliner Student hat viel für den Klimaschutz in Bewegung gesetzt, doch manchmal verzweifelt er.
Von Sven Kriszio
Ihre Cookie-Einstellungen verbieten das Laden dieses Videos
Hannover/Berlin. Dass es Kraft kostet, die Hoffnung nicht aufzugeben, erlebt Benjamin Dörfel fast täglich. „Wenn man sieht, wie schnell unser Kohlendioxid-Budget schwindet, bekomme ich es mit der Angst zu tun“, sagt der 20-Jährige. Nach seiner Meinung geschieht viel zu wenig, um den Klimawandel aufzuhalten. „Mich deprimiert die Untätigkeit der politisch Verantwortlichen.“ Dabei könnten sie es doch besser wissen, ist er überzeugt.
Klimaschutz ist für Benjamin Dörfel auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. „Mit unserem westlichen historischen CO2-Ausstoß tragen wir die Schuld für ganz viel Leid auf der Welt. In vielen Regionen verlieren die Menschen ihre Lebensgrundlagen“, so der junge Klimaschützer, der eine Globalisierung des Mitgefühls fordert. „Diese Ungerechtigkeiten machen mich traurig und wütend“, so Dörfel weiter.
Dörfel ist nach und nach zum Klimaschützer geworden. Schon als Kind entschied er sich, vegetarisch zu leben. Denn in der Schule hatte er gelernt, unter welch erbärmlichen Bedingungen Nutztiere teilweise gehalten werden. Das habe ihm die Augen geöffnet.
Ein Projekttag in der Schule wurde zum Schlüsselerlebnis
Ein Projekttag, organisiert von Mitschülerinnen und Mitschülern sei schließlich zu einem Schlüsselerlebnis geworden, sich für den Klimaschutz einzusetzen. „Die Klimakrise ist zukunfts- und lebensentscheidend, nicht nur für mich, sondern für alle Menschen auf der Welt“, so der gebürtige Flensburger, der heute in Berlin lebt und Erziehungs- und Sozialwissenschaften studiert.
Am Gymnasium in Berlin-Zehlendorf engagierte er sich in der „Klimaretter*innen-AG“, befasste sich mit Klimakonferenzen und Klimazielen, sorgte für Aktionstage, Bildungsprojekte und zum Beispiel die Einführung der Mülltrennung an der Schule. Klimaschutz sollte ein Querschnittsthema im Unterricht werden, ist Dörfel überzeugt. In allen Fächern gebe es leicht Anknüpfungspunkte. „Eine umfassende Bildung für nachhaltige Entwicklung ist nötig, damit wir begreifen, in welcher Lage wir sind und uns selbst für Veränderung einsetzen können.“
Eins seiner vielen Projekte ist „Brot für die Welt Jugend“
Neben Forderungen an Mitmenschen und politische Entscheidungstragende ist für Dörfel auch der Klimaschutz im eigenen Alltag ein wichtiges Anliegen. „Ich versuche, den Beitrag zu leisten, den ich leisten kann. In unserer Kirchengemeinde haben wir gemeinsam dafür gesorgt, dass wir Ökostrom beziehen, die Energieeffizienz erhöhen und Bienen und Insekten Raum geben“, sagt der Fahrradfahrer. Ebenso engagiert er sich zusammen mit vielen Aktivistinnen und Aktivisten bei „Fridays for Future“.
Eins seiner vielen Projekte ist „Brot für die Welt Jugend“, die er 2017 in einer Gruppe von interessierten jungen Menschen mitgegründet hat. Beim jährlichen Aktionstreffen „Youthtopia“ treffen sich Jugendliche zu einem Schwerpunktthema, „visionieren“ wie er sagt, tauschen Utopien aus und diskutieren, wie sie sich beim Klimaschutz einbringen können. Neben seinem Studium macht Dörfel freiberuflich Bildungsangebote für Jugendliche rund um Klima- und Umweltschutz, etwa zum ökologischen Fußabdruck und politischen Handabdruck. Auch deswegen ist der junge Mann zu einem der Gesichter der Klimakampagne der EKD geworden.
„Das macht mich fassungslos“
„Wichtig ist, dass alle schauen, was sie konkret für mehr Klimaschutz unternehmen können“, ist Dörfel überzeugt. Aber er mache sich keine Illusionen: „Unser eigener Beitrag ist im Vergleich zu den notwendigen Veränderungen überschaubar.“ Für die große Wende müsse die Politik sorgen. „Eigentlich müssten die politisch Verantwortlichen nur die Berichte des Weltklimarates konsequent lesen und entsprechend handeln. Da steht fast alles drin“, sagt Dörfel. Stattdessen stufe die Europäische Union Erdgas und Atomkraft als nachhaltig und finanzierungswürdig ein – für ihn eine bedrückende Entscheidung. „Das macht mich fassungslos.“
Und doch will Dörfel sich der Resignation nicht hingeben. „Es gibt Hoffnungszeichen. Wir haben immer noch die Chance, eine lebenswerte Zukunft zu gestalten“, ist er überzeugt. Und diesen Traum will er nicht aufgeben.