20 Jahre friedliche Revolution

Materialien für Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen

I. Geleitwort des Vorsitzenden des Rates der EKD, Bischof Dr. Wolfgang Huber

Geleitwort

In diesem Herbst jährt sich zum 20. Male das Ereignis des Berliner Mauerfalls. Umfassender und genauer gesagt, jährt sich die friedliche und geglückte Revolution des Jahres 1989. Der Kalte Krieg kam vor zwanzig Jahren an sein Ende, der Eiserne Vorhang zerriss, und auf ganz und gar gewaltlose Art und Weise kam die deutsche Einheit zu Stande. Die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen trugen zur Dynamik dieser Entwicklung bei; die große Zahl von Ausreisen aus der DDR unterstrich den Handlungsdruck; und die Öffnung der Grenze zwischen Ungarn und Österreich erwies sich als wichtiges Signal. In verschiedenen Ländern Mittel- und Osteuropas spielten die Kirchen als Motor der Veränderung eine wichtige Rolle. In der DDR bereitete vor allem die evangelische Kirche den Weg zu Freiheit und Einheit; viele evangelische Christinnen und Christen beteten und demonstrierten für die Selbstbestimmung des Volkes, arbeiteten engagiert an den Runden Tischen mit und bekleideten wichtige Ämter in den politischen Parteien, die in der ersten frei gewählten DDR-Volkskammer das politische Geschehen bestimmten.

Für die evangelische Kirche hatte das Geschenk der Einheit in Freiheit vielfältige Auswirkungen; es brachte auch den Zusammenschluss der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) mit sich. Vom "Geschenk der Einheit" dürfen wir reden, obwohl die Gewinnung und Gestaltung dieser Einheit eine unabgeschlossene Aufgabe darstellt, die für alle Deutschen und auch für die Christinnen und Christen bis heute große Herausforderungen in sich trägt.

Zwanzig Jahre danach ist es für die evangelische Kirche an der Zeit, inne zu halten und mit Gottesdiensten und anderen Gemeindeveranstaltungen des damaligen Geschehens zu gedenken und sich des gegenwärtigen Standortes zu vergewissern: Wo kommen wir her, wo stehen wir, wo gehen wir hin? Was wird die Zukunft bringen?

Eine Anregung der Bundesstiftung Aufarbeitung wie vielfältige eigene Überlegungen aufnehmend, beauftragte die Kirchenkonferenz der EKD das Kirchenamt der EKD damit, Materialien für gottesdienstliche Feiern und andere Gemeindeveranstaltungen bereit zu stellen, die in der Zeit zwischen dem Herbst 2009 und dem Herbst 2010 der Ereignisse vor zwanzig Jahren gedenken. Gedacht ist dabei insbesondere an besondere Gottesdienste, die nach dem Vorschlag der Kirchenkonferenz der EKD auch den Kanzeltausch zwischen Partnergemeinden in Ost und West einschließen sollen. Doch im Blick sind darüber hinaus alle Arten von Gemeindebegegnungen zwischen Ost und West, Vortragsabende oder sonstige Veranstaltungen der evangelischen Erwachsenenbildung. Eine kleine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Privatdozent Dr. Lutz Friedrichs und Oberkirchenrat Dr. Eberhard Pausch nahm sich dieser Aufgabe an. Auch die Bundesstiftung Aufarbeitung wirkte in der Arbeitsgruppe mit. Allen Beteiligten sei an dieser Stelle herzlich für ihr Engagement gedankt.

Es versteht sich von selbst, dass drei Termine besondere Beachtung erfordern: der 9. Oktober 2009, an dem der großen Leipziger Friedensdemonstration gedacht werden muss, der 9. November 2009 als Gedenktag des Mauerfalls und der 3. Oktober 2010 als der Tag, an dem Deutschland vor zwanzig Jahren seine Einheit im rechtlichen Sinne wieder erlangte. Für diese Gedenktage, aber auch für andere Anlässe im Zusammenhang mit dem Geschehen der friedlichen Revolution und der Wiederherstellung der Deutschen Einheit sind die in der Materialsammlung enthaltenen liturgischen, homiletischen und weiteren Bausteine verwendbar.

Diese Materialsammlung trägt den Charakter einer "Online-Publikation". Dies hat zum einen den Vorteil, dass alle Texte schnell und je nach Bedarf individuell heruntergeladen werden können. Zum anderen lassen sich über zahlreiche Links hervorragend ergänzende Text-, Bild- und Tonquellen erschließen. Schließlich bietet dieses Medium gegenüber einer Printpublikation den bedeutenden Vorteil, das Material nach Bedarf ergänzen und somit aktuell halten zu können.

Ich wünsche allen, die in dieser digitalen Schatzkammer stöbern, reiche Funde und den größtmöglichen Gewinn für die Vorbereitungen ihrer Veranstaltungen. Möge Gott die Gedenkfeiern anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums der friedlichen Revolution und der Erneuerung der deutschen Einheit segnen und mit seinem Geist erfüllen!

Bischof Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber

Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

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