20 Jahre friedliche Revolution
Materialien für Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen
V. Bausteine für Andachten
Doris Joachim-Storch
Ansprache: "Keine Gewalt!"
"Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar" (Matthäus 5,39) Und: "Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen." (Matthäus 5,44) Steht so in der Bergpredigt. Oft zitiert und selten befolgt. Denn wer macht sowas? Ein paar Idealisten und Visionäre. Damit lässt sich jedenfalls kein Staat machen, keine Realpolitik. "Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen", hat der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt gesagt. Und gemeint hat er damit die Friedensbewegung, der er Naivität nachsagte. Die Visionäre von 1989 gingen aber nicht zum Arzt, sondern zuerst in die Kirche und dann auf die Straßen, einen totalitären Staat zu stürzen allein mit Kerzen und Gebeten. Sie ließen sich schlagen. Sie ließen sich beschimpfen. Sie nahmen Nachteile am Arbeitsplatz auf sich. Sie ließen sich einsperren. Aber sie ließen sich nicht zur Gewalt hinreißen, auch dann nicht, als sie gewonnen hatten, nach dem 9. November. Wo man es fast hätte verstehen können, wenn sie Stasi- oder SED-Funktionäre gelyncht oder doch wenigstens verprügelt hätten. "Keine Gewalt" – vielleicht wurde diese Parole sogar öfter skandiert als "Die Mauer muss weg" oder "Wir sind das Volk". Und als sie fast mantraartig immer wieder riefen "Keine Gewalt", da wussten sie ja noch nicht, dass sich ihre Gewaltlosigkeit lohnen würde. "Wir hatten alles geplant, wir waren auf alles vorbereitet, aber nicht auf Kerzen und Gebete", so sagte Horst Sindermann, der damalige Präsident der Volkskammer. Wieso hat hier funktioniert, was nach der Meinung von Realpolitikern wie Helmut Schmidt gar nicht hätte funktionieren können? Wir im Westen starrten damals ungläubig auf den Fernseher und verfolgten fiebrig die Ereignisse. Was uns Christen immer wichtig war: Frieden schaffen ohne Waffen, ohne Gewalt – das war plötzlich keine Theorie mehr. Hier bei den Menschen in der damaligen DDR wurden die Visionen Wirklichkeit. Dabei wusste auch die Friedensbewegung im Westen, dass sich Gewaltverzicht nicht automatisch rechnet. Den Beweis hatten nur wenige Monate vorher die Chinesen geliefert. Deren Militär hatte keine Hemmungen, auf dem sogenannten "Platz des Himmlischen Friedens" gewaltlose junge Menschen zu verletzen und zu töten. Und dann der andere 9. November 1938 – die Reichspogromnacht. Was hat den Juden ihre Gewaltlosigkeit genützt? Sie haben es ihren Feinden nur leichter gemacht, erst ihre Synagogen und dann die Menschen zu verbrennen. Hitler konnte letztlich nur mit Gewalt gestoppt werden. Wieso also hat sich 1989 die Gewaltlosigkeit gelohnt? Kann man so überhaupt fragen? Denn das hieße zu behaupten, die Gewaltlosigkeit eines Jesus, eines Martin Luther King oder eines Mahatma Gandhi hätte sich nicht gelohnt, denn die endete jeweils tödlich. Nein, da gibt’s keinen Automatismus. Mann kann nicht einfach sagen: Gewaltloser Widerstand führt auf jeden Fall zum gewünschten Erfolg. Man kann aber auch nicht sagen: Gewaltlosigkeit ist auf jeden Fall zum Scheitern verurteilt. Dazu ist die friedliche Revolution von 1989 ein eindeutiger Gegenbeweis. Vermutlich haben die friedlichen Demonstranten von 1989 gar nicht groß drüber nachgedacht. Sie waren es sich als Christen einfach schuldig, gewaltlos zu bleiben. Und die Bergpredigt war ihr Maßstab. Das war sicher schwierig durchzuhalten. Aber wer hat gesagt, dass Christsein immer nur einfach sei? Vielleicht lässt sich aber doch eine Vermutung zum Geheimnis des Erfolgs anstellen: War es die schiere Masse, die den Staat einknicken ließ? Diese Hunderttausende von Menschen, die außer ihrem puren Dasein keinen Anlass gaben, ihnen Gewalt anzutun? Wenn das so sein sollte, dann könnten wir durchaus annehmen, dass zumindest in den Anfängen ein massenhaftes Aufstehen dem Nationalsozialismus ein Ende hätte bereiten können.Die friedliche Revolution von 1989 zeigt jedenfalls: Feindesliebe und Gewaltverzicht können reale Mittel der Politik sein. Ein Beispiel, das uns für heutige längst eskalierte Konflikte Mut und Phantasie geben könnte.
Ansprache: "Bitte wenden Sie jetzt"
"Bitte wenden Sie jetzt" – wenn das Navigationsgerät einem sowas auf der Autobahn sagt, kann man leicht in die Krise geraten. Auf der Autobahn wenden? Vollkommen ausgeschlossen, gefährlich und verboten. Da fährt man erst einmal in die falsche Richtung weiter, egal wie lange das dauert. So eine Wende muss man behutsam angehen, nichts überstürzen. Es ist ja gut, dass man sich die Wende vorgenommen hat – irgendwann. Die Demonstranten in Leipzig, in Berlin und anderswo – die haben’s gemacht: Sie haben gewendet, vor den Augen der Nationalen Volksarmee und den Leuten des Ministeriums für Staatssicherheit, sozusagen mitten auf der Autobahn. Das war gefährlich und verboten. Sie haben nicht gewartet, bis Egon Krenz seine Ankündigung wahrmacht und eine Wende einleitet. Sie haben das Steuer herumgerissen. Und es ist gut gegangen. Gott sei Dank! Da hat sich das Blatt der Geschichte gewendet. Und gewendet haben die Bürger der DDR ihre Aufmerksamkeit weg von der Resignation, die ihnen einflüsterte: "Es hat ja doch keinen Sinn. Was können wir schon tun?" hin zur Hoffnung mit offenem Ausgang, zum Mut der rufen konnte: "Die Mauer muss weg". Ja, wir können’s, wir können diesem Staat ins Angesicht widerstehen. Wir können’s – und das friedlich. In Gottes Namen: mit Ihm können wir nicht über die Mauer springen, aber sie zu Fall bringen – mit Kerzen und Gebeten. So viel hat sich mit dieser friedlichen Revolution gewendet. Und so mancher Wendehals hat sich angeschlossen – hinterher. So wie Egon Krenz, der den Begriff Wende zuerst benutzt hat, allerdings um gerade nichts zu wenden, nicht sich selbst oder die Partei oder die Politik. Höchstens ein paar Kurskorrekturen, ein bisschen mehr Reisefreiheit – natürlich nur auf Antrag. Vieles spricht dafür, statt des Begriffs "Wende" den Begriff "Revolution" zu verwenden, die eine deutsche und eine friedliche war. Soll man sich von einem SED-Funktionär Krenz die Begrifflichkeit aufdrängen lassen? Andererseits hat sich der Begriff längst verselbständigt, ist ein Synonym geworden für ein revolutionäres Ereignis, das es geschafft hat, kein Blut zu vergießen. Eine Revolution übrigens, die nicht wie frühere Revolutionen ihre Kinder gefressen hat. Diese friedliche Revolution hat ihre Kinder eher freundlich in den Vorruhestand geschickt – all diese betenden Gottesmänner und –frauen, die man bald nicht mehr brauchte für den Anschluss der DDR an die BRD oder den politischen Alltag im einig Vaterland. Darüber kann man klagen. Aber es hätte schlimmer ausgehen können.
Lange vor Krenz hat Martin Luther den Begriff "Wende" benutzt. Offenbar liebte er ihn so sehr, dass er gleich mehrere hebräische und griechische Wörter mit dem Wort "wenden", meistens in der Verbalform, übersetzte. Und wie so oft: Auch wenn Luther nicht immer korrekt übersetzte, so traf er doch den Geist der Sache. Und da ging es fast immer darum, dass Menschen vom falschen Weg umkehren und sich zu Gott wenden oder dass Gott sich den Menschen liebevoll rettend zuwendet. Und so könnte man es wagen zu sagen: Die friedliche Revolution hat sich ereignet, weil Menschen sich an Gott wandten. Sicher – es gab noch andere Gründe: Die DDR war bankrott, die UdSSR im Zerfall. Aber es hätte alles anders ausgehen können, blutiger, gewalttätiger. Aber das geschah nicht. Und zwar deshalb, weil diese vielen Hunderttausende von Menschen sich zu Gott gewendet haben, zu diesem gewaltlosen und barmherzigen Gott. Mit vollem Risiko. Denn sich an Gott zu wenden ist riskant. Wenn man sich an Gott wendet, riskiert man, dass man nicht mehr Herr oder Herrin der Lage ist, sondern Gott. Das ist immer so, auch wenn man gerade mal nicht einen ganzen Staat zu Fall bringen will, sondern nur sein eigenes Lebenschaos in den Griff zu bringen versucht. Sich an Gott zu wenden ist riskant, weil man das Geschehen aus der Hand gibt. Denn wozu sonst sollten wir uns an Gott wenden, wenn nicht mit der Bitte: "Dein Wille geschehe. Wir schaffen’s nicht allein."
Ansprache: Von der wunderbaren Sprachverwirrung am Abend des 9. Novembers 1989
Normalerweise lieben wir Deutschen das Chaos nicht. Aber am Abend des 9. Novembers 1989 hatten wir ein Chaos zum Liebhaben. Dabei hätte es auch ein Chaos zum Fürchten werden können: Hier ein paar Panzer an den Grenzübergängen, die auch wirklich schießen, da ein paar Steine durch Demonstranten – und ein Blutbad wäre dagewesen. Aber es blieb bei einem Chaos, das hauptsächlich im hilflosen Stammeln oder Schweigen bestand, hervorgerufen durch eine Sprachverwirrung der Öffentlichkeitsarbeit des Zentralkomitees. Wie damals beim Turmbau zu Babel, als Gott die Sprachen der Menschen verwirrte, weil sie Böses taten, und das einheitlich, gemeinsam und gemein. Es war, als hätte Gott die Verwirrung und die Missverständnisse gestiftet, damit das Gute entsteht, an diesem 9. November. Und vielleicht hat Er das auch.
Da erläutert der Sprecher des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Günther Schabowski, um 18.53 Uhr in einer Pressekonferenz die neue Reiseverordnung, eilig zusammengestellt, um Ordnung ins Chaos zu bringen, das in den Deutschen Botschaften in Prag und Warschau herrscht. Die Bürger der DDR sollen reisen dürfen, sogar endgültig ausreisen, aber natürlich ordentlich und nach Plan. Die Freiheit muss beantragt werden. Und selbstverständlich behält sich die Partei oder wer auch immer vor, den Antrag auf Freiheit abzulehnen. So weit so ordentlich. Allein schon diese Verordnung ist eine Sensation. Und dann die einfache Frage eines Journalisten, ab wann denn die neue Reiseverordnung gelte. Darauf antwortet Schabowski, unsicher in seinen Papieren suchend und ratlos stammelnd: "Nach meiner Kenntnis – ab sofort, unverzüglich". Ende der Konferenz. Schriftliches haben die Journalisten nicht in der Hand, was eher ungewöhnlich ist. Und so bleibt vieles unklar. Während die meisten Journalisten noch grübeln, was das denn zu bedeuten habe, meldet die erste Presseagentur: "DDR öffnet Grenzen." Dasselbe später in der Tagesschau. Und die Menschen strömen zu den Grenzübergängen. An diesem Abend gibt es von der DDR-Staatsspitze keine Anweisungen mehr. Egon Krenz beschließt, einfach nichts zu machen. Und die auf Befehl und Gehorsam geübten Offiziere von Staatssicherheit und Nationaler Volksarmee sind verwirrt, sie lösen zwar die Alarmstufe "Erhöhte Gefechtsbereitschaft" aus, aber dann stellen die Kommandeure der Grenzregimenter die Maßnahmen auf eigene Verantwortung wieder ein. In der Zwischenzeit drücken die Menschen so heftig gegen die Tore der Mauer, dass ein Oberstleutnant um 23.30 Uhr sich gezwungen sieht, die Grenze aufzumachen, um noch größeres Chaos zu vermeiden. Und um Mitternacht beschließt der stellvertretende sowjetische Botschafter in Ost-Berlin, Moskau über den Grenzdurchbruch nicht zu informieren, um nicht unbedachte Reaktionen zu erzeugen. Die Herren und auch die Herrinnen des Arbeiter- und Bauernstaates konnten sich nicht mehr verständigen – nicht weil die Telefone nicht funktionierten, sondern weil sie nichts mehr zu sagen wussten. Sie verstanden die Welt nicht mehr, ihre Welt. 40 Jahre lang hatten sie Türme gebaut, so wie in Babel. Wachtürme, Grenztürme, Türme der Angst, der Kontrolle und des Todes. Und nun können sie diese nicht mehr bewachen, weil da andere Menschen kommen ohne Sprachverwirrung. Die in pfingstlicher Einmütigkeit die Sprache der Gewaltlosigkeit und des Gebetes sprechen. Eigentlich ist die Verwirrung der Politiker und der Grenztruppen sowie des Ministeriums für Staatssicherheit zum Lachen. So gut durchorganisiert, wie sie sonst waren! Und nun eine Verwirrung nach der anderen. Muss man da nicht von einem Wunder sprechen? Ein von Gott gestiftetes Chaos, aus dem die friedliche Revolution geboren wurde? David gegen Goliath – und das auch noch ohne Steinschleuder, sondern mit Kerzen und Gebeten. Dieser Koloss von DDR ist umgekippt. Und ja: Es ist ein Wunder, dass beim Sturz niemand verletzt oder getötet wurde. Wirklich niemand, auch kein Vertreter der Staatsmacht. Es ist ein Wunder – gewachsen durch die Beharrlichkeit im Gebet, unterstützt durch den Mut Einzelner, die einfach Entscheidungen trafen. Nämlich nicht zu schießen und die Leute einfach durchzulassen. Und dann die vielen Einzelnen, die sich nicht entmutigen ließen und immer wieder hingingen zu Friedensgebeten und Demonstrationen.
Ein Wunder. Ja! Aber ein Wunder muss gesehen und ergriffen werden. Menschen müssen bereit und wachsam sein für das Wunder, und zwar mit allen Risiken. Das waren die Demonstranten mit ihren Gebeten und ihrem Mut zur Gewaltlosigkeit. Was hilft das Wunder, wenn die Menschen es nicht ergreifen und nutzen vor lauter Angst, es könnte schief gehen, es könnte nicht gelingen. Solche Wunder, geboren aus Chaos und Verwirrung gibt es immer wieder. Was für eine Hoffnung auch für unsere gegenwärtigen Krisen! "Wir haben die Hoffnung der Furcht vorgezogen." So zitierte US-Präsident Barack Obama bei seiner Antrittsrede am 20. Januar dieses Jahres den ersten seiner Vorgänger, George Washington. Und er selbst ist ein Zeichen solcher Hoffnung. Mag sein, dass einige der in ihn gesetzten Hoffnungen inzwischen enttäuscht wurden, so wie die friedliche Revolution nicht nur blühende Landschaften, sondern auch Hedgefonds, Arbeitslosigkeit und Rechtsradikalismus brachte. Aber der Herbst 1989 ist eines von vielen Zeichen der Hoffnung in der Geschichte, ein Zeichen dafür, dass Gott aus dem Chaos Gutes schafft. Dieses Wunder ist geschehen vor unseren Augen, wie es im Psalm 118 (V.23) heißt. Darum: "Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. O Herr, hilf! O Herr, lass wohlgelingen!" (Psalm 118,24)
Und eine kleine Anmerkung zum Schluss: In der Schweiz gibt es das Sprichwort "Hominum confusione et Dei providentia helvetia regitur" – "Die Schweiz wird regiert durch Gottes Vorsehung und der Menschen Durcheinander". Nach der friedlichen Revolution könnte man meinen, dass das nicht nur für die Schweiz gilt ...
Ansprache: Nun danket alle Gott ...
Hier ist Großes geschehen – in diesen Oktober- und Novembertagen 1989. Und wenn Großes geschieht, dann danken wir nicht den Großen dieser Welt sondern Dem, Der größer ist: Gott. Gewiss: Wir danken auch den vielen kleinen Leuten, die das Gesicht Deutschlands verändert haben, den Demonstranten, den Leuten aus der Kirche und von der Straße. Aber jetzt sitzen wir in der Kirche und danken Gott. Wofür eigentlich? Dass Er diesmal geholfen hat? Dass Er in die Geschichte eingegriffen hat? Ja, wenn etwas gut ausgeht, dann geht uns das Herz auf, und der Dank geht himmelwärts mit "Herzen, Mund und Händen" zu dem, Der "große Dinge tut an uns und allen Enden" (EG 321, Nun danket alle Gott). Aber auch darüber muss gesprochen werden: Es ging nicht jedesmal gut. Wie oft haben wir Gott um Frieden gebeten, und Krieg geschah? Nicht immer, wo Menschen sich zu Gott wendeten, geschah das Erbetene. Jesus in Gethsemane zum Beispiel – er hat zu Gott gebetet: "Nicht wie ich will, sondern wie du willst." Aber eigentlich und zuerst bat er Gott darum, ihn zu verschonen. "Lass doch diesen Kelch an mir vorübergehen." Aber der Kelch ging nicht vorüber. Es war Gottes Wille, dass er stirbt, so erzählt es uns das Evangelium. Es ist schwierig zu sagen, Gott handelt in der Geschichte und wendet alles zum Guten. Denn sogleich stellt sich die Frage: Warum tut Er das nicht öfter? Warum erhört Er die Gebete der einen und die der anderen nicht? Und auch dieser Gedanke muss erlaubt sein: Hat die friedliche Revolution überhaupt etwas mit Gott und den Gebeten der Menschen zu tun? Oder ist sie nicht einfach eine glückliche Kette von Zufällen, in der Menschen beherzt und mutig das Richtige getan haben?
Es ist der Zweifel an die gute Vorsehung Gottes, an die providentia Dei, der so fragen lässt. Und unter allen Zweifeln ist dies der "vornehmste". Die Theologin Dorothee Sölle meinte, der Vorsehungsglaube sei während der Shoah "an der Theodizee-Frage erstickt". Wozu also sich an Gott wenden in der Not? Wozu das Gebet, wenn man nicht weiß, ob Gott sich überreden lässt, die Geschichte zum Guten zu wenden? Vielleicht, weil das Gebet die Betenden verändert? Hätten die Demonstranten ihren Mut behalten und diesen vollkommenen Gewaltverzicht durchgehalten, wenn sie nicht gebetet hätten? So beschreibt es Christian Führer von der Leipziger Nikolaikirche: "Ohne Jesus im Rücken hätte ich das nicht geschafft. Da hätte mich die Angst aufgefressen." Aber eigentlich haben wir Christen doch die Vorstellung, die Hoffnung auf Gottes Eingreifen möchte doch bitte mehr sein als Selbstmotivation.
Handelt Gott in der Geschichte? Greift Er ein? Trotz allen Zweifels: Der Glaube an die gute Vorsehung Gottes ist nicht totzukriegen. Trotz aller Verzweiflung, wenn wir auf unermessliches Leid blicken, wenn uns der Atem vor Entsetzen stockt: Dieser Glaube ist nicht erstickt. Und darum danken wir in diesen Wochen Gott für die friedliche Revolution vor 20 Jahren. Darum beschränken wir unseren Dank nicht allein auf die Demonstranten oder einzelne besondere Akteure wie Christian Führer. Wie selbstverständlich danken die Menschen der Bibel Gott für diese oder jene Rettung, für Bewahrung und Trost. Genauso selbstverständlich gehen sie davon aus, dass auch die schwierigen Ereignisse von Gott kommen. "Ist etwa ein Unglück in der Stadt, das der Herr nicht tut?" (Amos 3,6b) Und Hiob meint: "Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?" (Hiob 2,10) Das widerspricht unserer Vorstellung von einem gütigen Gott. Das widerspricht unserem Denken, dass Menschen für das Böse verantwortlich sind und nicht Gott. Und dennoch trägt dieser Glaube. Wenn etwas Großes gut ausgeht, bewahrt er uns vor Allmachtswahn, nämlich uns für die einzigen Macher und Macherinnen der Geschichte zu halten. Und wenn etwas Großes schlecht ausgeht, gibt uns dieser Glaube einen Adressaten für unsere Klage, lässt uns zu Atem kommen, wenn uns das Leid den Atem verschlägt, lässt uns tief Luft holen - und sei es dazu, Gott unseren Zorn entgegen zu schleudern. So bleibt uns am Ende allen Zweifelns (im Sinne des dänischen Philosophen Sören Kierkegaard) dieses große "Dennoch", der existenzielle Sprung in den Glauben. Am Ende gut begründeter Skepsis bleibt uns nur, fröhlich oder aber auch verzweifelt – je nach dem – vor Gott zu treten, ihm für Bewahrung zu danken oder uns in hoffnungsloser Situation an ihn zu wenden, uns und unsere Geschichte in Gottes Hand zu legen und alles von ihm zu erwarten. Aber den Zweifel dürfen wir nicht voreilig überspringen. Den schulden wir den Opfern, den an der Mauer Erschossenen und den in Bautzen Zerbrochenen, die dieses gute Ende nicht mehr erlebt haben. Darum danken wir Gott in diesen Tagen nicht nur mit Herzen, Mund und Händen, sondern auch mit Demut und Zweifel und Trauer um die Opfer. Und mit dem Dank verbinden wir die Bitte: "Der ewigreiche Gott woll' uns bei unserm Leben ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort und uns aus aller Not erlösen hier und dort."
Fürbittgebete
Hans Jürgen KutznerDie im Folgenden gebotenen vier Fassungen richten sich nach den im Evangelischen Gottesdienstbuch genannten Grundformen. In Form I ist die klassische Ektenie aufgenommen mit gleichbleibendem Gebetsruf der Gemeinde. Bei Form II handelt es sich um das Diakonische Gebet mit zwei Sprechern und Gemeinderuf. Bei Form III handelt es sich um das Wechselgebet zwischen Liturg(in) und Gemeinde; in Form IV kommt eine meditative Gestaltung für einen Sprecher mit Elementen des Gebetsschweigens hinzu.
Eines ausführlichen Textblattes bedarf es für das Gebet nach Form III, da dort die Gemeindevoten stets wechseln. Für Form IV wären Kerzen für alle Teilnehmer(innen) bereit zu halten.
Form I (Ektenie)
("Schwerter zu Pflugscharen")
L: Voller Vertrauen rufen wir zum Gott des Friedens, zum Gott der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit und bitten Ihn: Lass Schwerter zu Pflugscharen werden, Gott, und Lanzen zu Winzermessern.
G: Lass Schwerter zu Pflugscharen werden, Gott, und Lanzen zu Winzermessern.
L: Wir bitten für alle, die sich zu Werkzeugen Deines Friedens machen ließen in den Tagen der friedlichen Revolution. Die Bewegung, die sie damals angestoßen haben, trug vielfältig Frucht im Großen wie im Kleinen.
Wir bitten Ihn:
G: Lass Schwerter zu Pflugscharen werden, Gott, und Lanzen zu Winzermessern.
L: In unseren Tagen haben sich die Fronten verändert. Schuldverstrickung, Ratlosigkeit und ungerechtfertigte Feindbilder hindern mitunter die Kräfte des Friedens, Grenzen zu überwinden und Mauern zu durchbrechen. Für alle, die sich dem Erbe der Friedensstifter von 1989 verpflichtet fühlen, bitten wir Ihn:
G: Lass Schwerter zu Pflugscharen werden, Gott, und Lanzen zu Winzermessern.
L: Wir vertrauen darauf, dass unser Gott auch der Gott der Zukunft ist. Seine Verheißungen gelten auch denen, die in fernen Tagen für den Frieden in der Welt beten, arbeiten und kämpfen werden. Für die künftigen Generationen der Friedensstifter erflehen wir Gottes Segen und bitten Ihn:
G: Lass Schwerter zu Pflugscharen werden, Gott, und Lanzen zu Winzermessern.
L: Alles Gewordene und Vergangene, alles Werdende und zukünftige legen wir voller Vertrauen in die Hände dessen, der Schwerter zu Pflugscharen und Lanzen zu Winzermessern macht. Der uns in Jesus Christus verheißt, die Früchte des Ackers und des Weinbergs, in menschlicher Arbeit mit Pflugschar und Winzermesser geerntet, dereinst in Seinem Reich mit allen zu genießen, die von Seiner Freundschaft gelebt haben, leben und noch leben werden.
L/G: Amen.
Form II (Diakonisches Gebet)
(mit dem ukrainischen Kyrie aus EG 178.9)
L: Vereint in der Sehnsucht nach Gottes Schalom, nach umfassendem Heil für die ganze Welt lasst uns beten.
D: Für alle Menschen, die im politischen Leben Verantwortung tragen, sei es in ihrer Heimatregion, sei es in ihren Staaten, sei es in der internationalen Staatengemeinschaft, erbitten wir Gottes Geist der Weisheit, der Nüchternheit und des Mutes, damit wir Mauern und Grenzen überwinden können.
Lasst zum Herrn uns rufen:
G: Kyrie eleison, Kyrie eleison, Kyrie eleison!
L: Gott des Schalom, Du schenkst uns vielerlei Gaben und Möglichkeiten, Dir zu dienen und Deinen Frieden weiter hinein zu tragen in Deine Welt.
D: Lasst uns für alle schöpferischen Menschen bitten, die durch die Kunst des geschriebenen, gesprochenen und gehörten Wortes ihren Teil dazu beitragen, dass wir Mauern überspringen können. Die mit der komponierten, gespielten, gesungenen und getanzten Musik helfen, Grenzen zu überschreiten. Die durch geformte, gemalte, gebaute und betrachtete Bildwerke daran mitarbeiten, uns Räume der Freiheit und des Friedens zu erschließen.
Lasst zum Herrn uns rufen:
G: Kyrie eleison, Kyrie eleison, Kyrie eleison!
L: Du unser Friedensgott, in Deinem Heiligen Geist befähigst Du Menschen, ihre Gaben zu entdecken, zu entfalten und einzusetzen für eine Welt, die als Deine Welt erkennbar bleibt.
D: In vielerlei Forschung und Wissenschaft, in Laboren und Hörsälen, in Kindergärten, Schulen und Hochschulen befähigt unser Gott Menschen, Ihm zu dienen, indem sie für ihre Mitmenschen da sind. In diesen und vielen anderen Bereichen unserer Gesellschaft gibt Er uns die Möglichkeit, Werkzeuge Seines Friedens zu werden.
Lasst zum Herrn uns rufen:
G: Kyrie eleison. Kyrie eleison, Kyrie eleison!
L: Barmherziger, guter Gott des Schalom, des Friedens, der höher ist als all unsere Vernunft: alles, was wir erbitten, ist vor Dir. Führe Deine Welt Deinem ewigen Friedensreich entgegen.
Das bitten wir durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unsern Herrn.
G: Amen.
Form III (Preces)
(gestaltet nach den Worten des Magnificat)
L: Lasst uns zu Gott bitten um das Kommen Seines Friedensreiches, da Gerechtigkeit und Heil kein Ende nimmt.
G: Schau auf unsere Niedrigkeit, wie Du auf die Niedrigkeit Deiner Magd Maria geschaut hast.
L: Lasst uns Gott bitten um die Heiligung Seines Namens.
G: Du hast Großes an der Niedrigen getan; Dein Name werde geheiligt.
L: Lasst uns bitten um Sein Erbarmen.
G: Du erbarmst Dich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die Dich fürchten.
L: Lasst uns bitten um wirkliche Demut.
G: Denn Du zerstreust diejenigen, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
L: Lasst uns bitten, denen recht zu dienen, die Gott am Herzen liegen.
G: Denn Du stürzest die Gewaltigen vom Thron und erhebst die Niedrigen.
L: Lasst uns bitten für alle, die hungern an Leib und Seele und dürsten nach Deiner Gerechtigkeit.
G: Denn Du füllst die Hungrigen mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.
L: Lasst uns bitten für Gottes Volk in der ganzen Welt.
G: Denn Du gedenkst Deiner Barmherzigkeit und hilfst Deinem Diener Israel auf.
L: Gedenke Deiner Verheißungen an die, die vor uns waren.
G: Gedenke Deiner Verheißungen an unsere Väter und Mütter, an Abraham und seine Kinder, wie Du geredet hast, um ihren Glauben zu stärken.
L: Gedenke Deines Volkes, Deiner Welt und all derer, die Deinem Frieden dienen.
(Stille)
L: Erhöre uns, Gott, und nimm unser Gebet an, das wir vor Dich bringen im Namen Deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.
G: Amen.
Form IV (ohne Gemeindevoten)
(für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer liegen Kerzen bereit; die Osterkerze steht im Altarraum)
L: Guter Gott, Du schenkst uns Jesus Christus, das Osterlicht unseres Lebens. Dieses Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis wird es nicht überwinden.
(Die Osterkerze wird angezündet; danach Gebetsstille)
L: Liebevoller Gott, Du bietest in unserer Taufe jeder und jedem von uns Deinen Friedensbund ganz persönlich an. Aus diesem Bund der Liebe und des Friedens können wir niemals mehr herausfallen.
(jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer entzündet eigene Kerze, entweder in einer Prozession zum Altarraum oder im Weitergeben durch die Reihen. Danach Gebetsstille).
L: Wunderbarer, unfasslicher Gott, Du rufst uns zum Frieden auf. Du hast den Bogen beiseite gestellt in die Wolken, damit er nicht verletzen und töten kann, sondern zum Zeichen des Friedens werde zwischen Dir und allen Lebewesen Deiner Erde.
(Stille)
L: Ewiger, Leben schaffender, Leben spendender und Leben erhaltender Gott: Dein Engel hat den Stein vom Grab Jesu hinweg gewälzt. Felsen erbebten, Mauern stürzten ein, ein Vorhang zerriss. Neues Leben leuchtete hervor. Deine Neuschöpfung am Ostermorgen wirkt fort. Sie drückt Mauern ein mit der Kraft des Gebetes und des Mutes und der Vernunft. Sie entzündet Phantasie und Kreativität für das Überwinden aller Trennungen. Sie bereitet dem Leben die Bahn.
Wir löschen alle sichtbaren Flammen der Kerzen und beten zu Dir in der Stille, dass die Flamme Deiner Liebe, dass Dein Friedenslicht weiter brennen möge in unseren Herzen.
(Kerzen zum Verlöschen bringen, danach Stille)
L: Dir, Dreieiniger Gott, sei Ehre in Ewigkeit.
G: Amen.
Andacht zum Gedenken an den 20. Jahrestag der Wiedervereinigung am 3. Oktober 2010
Ilsabe Seibt
Vorbemerkung: Der 3.10.2010 fällt auf den Erntedanksonntag und empfängt von daher seine Prägung. Die Andacht ist vor diesem Hintergrund als Abendandacht konzipiert. Einzelne Elemente daraus können in den Gottesdienst am Vormittag integriert werden (Fürbittengebet).
Musik zum Eingang
Eröffnung
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von mir wendet (Psalm 66,20).
Einstimmung
Heute, am 3. Oktober 2010, gedenken wir der Ereignisse vor 20 Jahren. Ein Staat, die Deutsche Demokratische Republik, hat aufgehört zu existieren. Die sogenannten fünf neuen Bundesländer wurden durch Beitritt Teil der Bundesrepublik Deutschland. Damit kam eine Entwicklung zum Abschluss, die Menschen in Ost und West über viele Monate hinweg beschäftigt und in Atem gehalten hatte.
Dankbares Erinnern an alles, was geglückt ist, und waches Aufmerken auf das, was als Last geblieben ist – beides, so hoffen wir, gelingt im Angesicht Gottes. Lasst uns der Stille Raum geben.
Stille
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von mir wendet.
Lied: Nun sich der Tag geendet (EG 481, 1-3)
Stimmen der Erinnerung
- Eine Frau sagt: In 20 Jahren hat sich mein Leben sehr verändert. Vieles musste ich neu lernen, im Beruf und im persönlichen Leben. Noch immer fällt mir der Verwaltungsaufwand für das Private schwer. Doch dies ist nichts gegenüber meiner tiefen Dankbarkeit und Freude über das Zusammenwachsen von Ost und West.
- Ein Mann sagt: Für mich ist die Wende zu spät gekommen. Ich hätte gerne schon eher die Möglichkeit gehabt, zu reisen und die Freiheiten zu genießen, die meine Kinder nun selbstverständlich haben.
- Eine Frau sagt: Wenn ich mich daran erinnere, wie unsere Städte vor 1990 ausahen – grau, marode und mit deutlichen Spuren des Krieges, dann staune ich immer noch über die Aufbauleistung der letzten 20 Jahre.
- Ein Mann sagt: Früher hatten hier auf dem Dorf alle eine Arbeit. Heute ziehen alle Jungen in die Stadt oder gleich in den Westen. Materiell geht es uns gut, aber die Stimmung ist doch bedrückend.
- Eine Frau sagt: In den 90er Jahren bin ich mit meinem Mann aus dem Westen in den Osten gezogen. Dort habe ich mir eine neue berufliche Existenz aufbauen können. Mein Blick hat sich erweitert, ich bin zufrieden.
- Ein Mann sagt: Nach der Wende hat mein Betrieb bald alle Mitarbeiter entlassen. Ich war arbeitslos und musste mich neu orientieren. Nun habe ich meine eigene Firma und komme ganz gut über die Runden.
- Eine Frau sagt: Vor 20 Jahren waren meine Kinder noch klein. Ich erinnere mich noch gut daran, wie erleichtert ich war, dass ihnen - anders als ich es in der DDR erlebt hatte - eine Schulzeit ohne politischen Druck bevorstand.
- Ein Mann sagt: Ich erinnere mich an den 3. Oktober 1990 – Beethovens 5. Symphonie open air auf dem Bonner Rathausplatz. Sonne satt. Freude pur. Die Erinnerung macht mir noch heute eine Gänsehaut.
- Eine Frau sagt: Vor der Wende war ich häufiger in der DDR als nach der Wende in den neuen Bundesländern. Die Kontakte meiner Kirchengemeinde zur Partnergemeinde in Brandenburg sind schnell eingeschlafen. Schade eigentlich.
- Ein Mann sagt: Viele bei uns fordern die Abschaffung des Soli. Tatsächlich stehen viele Städte im Westen vor dem Bankrott. Kann wirklich weiter nach Himmelsrichtung bezahlt werden? Statt nach Bedürftigkeit? Ich fürchte, das geht auf die Dauer nicht gut.
Lesung
Der Herr erschien Salomo zu Gibeon im Traum des Nachts, und Gott sprach: Bitte, was ich dir geben soll!
Salomo sprach: Du hast an meinem Vater David, deinem Knecht, große Barmherzigkeit getan, wie er denn vor dir gewandelt ist in Wahrheit und Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen vor dir, und hast ihm auch die große Barmherzigkeit erwiesen und ihm einen Sohn gegeben, der auf seinem Thron sitzen sollte, wie es denn jetzt ist.
Nun, Herr, mein Gott, du hast deinen Knecht zum König gemacht an meines Vaters David statt. Ich aber bin noch jung, weiß weder aus noch ein.
Und dein Knecht steht mitten in deinem Volk, das du erwählt hast, einem Volk, so groß, dass es wegen seiner Menge niemand zählen noch berechnen kann.
So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. Denn wer vermag dies dein mächtiges Volk zu richten?
Das gefiel dem Herrn gut, dass Salomo darum bat.
Und Gott sprach zu ihm: Weil du darum bittest und bittest weder um langes Leben noch um Reichtum noch um deiner Feinde Tod, sondern um Verstand, zu hören und recht zu richten,
siehe, so tue ich nach deinen Worten. Siehe, ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, sodass deinesgleichen vor dir nicht gewesen ist und nach dir nicht aufkommen wird.
Und dazu gebe ich dir, worum du nicht gebeten hast, nämlich Reichtum und Ehre, sodass deinesgleichen keiner unter den Königen ist zu deinen Zeiten.
Und wenn du in meinen Wegen wandeln wirst, dass du hältst meine Satzungen und Gebote, wie dein Vater David gewandelt ist, so werde ich dir ein langes Leben geben.
Und als Salomo erwachte, siehe, da war es ein Traum. Und er kam nach Jerusalem und trat vor die Lade des Bundes des Herrn und opferte Brandopfer und Dankopfer und machte ein großes Festmahl für alle seine Großen (1. Könige 3,5-15).
Auslegung
Lied: Lass deines guten Geistes Licht (EG 389, 3-4)
Gebet
Lasst uns beten:
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von mir wendet.
Gott, wir danken dir für dein Geleit in den Umbrüchen unseres Lebens. Wir danken dir für alles Gute, das uns und anderen aus den Umwälzungen der vergangenen Jahre erwachsen ist.
Gott, sei denen nahe, die verpassten Chancen ihres Lebens nachtrauern. Steh allen bei, die sich aus der Bahn ihres Lebens hinausgedrängt fühlen und im Abseits stehen.
Gott, vergib allen, die Schuld auf sich geladen haben durch Übereifer oder Nichtstun, durch Bereicherung an anderen, die sich nicht wehren konnten. Schaff du selbst Versöhnung, wo unsere Kraft zur Versöhnung nicht ausreicht.
Gott, stärke alle Frauen und Männer, die sich für unser Gemeinwesen einsetzen. Gib ihnen den Mut, ihrem Gewissen zu folgen, und die Kraft, Verantwortung zu tragen.
Gott, schenk uns Zuversicht und Zutrauen in die Zukunft unseres Landes. Wir brauchen weise und verständige Herzen. Du kannst sie uns geben.
Gemeinsam rufen wir zu dir: Vater unser im Himmel ...
Lied: Sprich du das Wort, das tröstet und befreit (EG 382, 3)
Segen
Gott bleibe euch freundlich zugewandt.
Gott lasse euch bewahren, was gut war,
und neu ergreifen, was weiterbringt.
So segne euch der barmherzige Gott.