„Gott erweist seine Liebe“

Erläuterungen zu einer Kalligraphie von Maamun Kamran

Kalligraphie zu Röm. 5,8

„Gott erweist seine Liebe zu uns darin,
dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Römer 5,8)

Der Wochenspruch als Kalligraphie eines irakischen Künstlers.

Wenn wir für Christen im Irak beten, dann nehmen wir auch ihren Zugang zu biblischen Texten wahr. Geschwisterlichkeit heißt nicht, im Anderen nur ein Opfer zu sehen, sondern auch seinen/ihren Reichtum und seine/ihre Schönheit zu entdecken und zu staunen.

Der Kalligraph Maamun Kamran aus Bagdad lebt seit über 20 Jahren in Deutschland und leitet die Arabische Evangelische Gemeinde in Weißenburg.

  • Bibelvers als Kalligraphie

    Kalligraphie heißt: „Schönes Schreiben“
    Arabische Schrift ist an sich schon ornamental, äußerst flexibel zu variieren, also ideal für Kalligraphie.
    Hier sehen wir die eckige Kufi-Schrift mit Ornamenten, das „blühende Kufi“.

    Dass Bibelverse kalligraphisch gestaltet werden ist in den Kirchen des Irak nicht der Normalfall. Nur in Ägypten beginnen die Kirchen zaghaft damit.
    Maamun hat dies erst hier in Deutschland entwickelt; manches braucht die Freiheit der Diaspora und den Abstand von alten Traditionen.

  • Überblick
    Kalligraphie zu Röm. 5,8
    ©Kalligraphie: Maamun Kamran

    Wir sehen ein Achteck, nach außen von einem Schriftband und Ornamenten umrahmt.
    In der Mitte ein goldenes Kreuz, mit roter Schrift in den Zwischenräumen.

  • Mit Bibelvers
    Kalligraphie zu Röm. 5,8
    ©Kalligraphie: Maamun Kamran
  • Ohne Ornamente
    Kalligraphie zu Röm. 5,8
    ©Kalligraphie: Maamun Kamran

    Jetzt nehmen wir die Ornamente weg.

  • Ohne Linie
    Kalligraphie zu Röm. 5,8
    ©Kalligraphie: Maamun Kamran

    und nun auch die Linie.
    Dies hier ist der Bibelvers.

    Der Vers wird von innen nach außen gelesen:
    Das goldene Kreuz = 4 x Allah / Gott,
    in Rot: 4 x „Liebe“,
    dann in Blau der Vers, beginnend im Kreis ab rechts oben

  • Die Mitte – das goldene Kreuz
    Kalligraphie zu Röm. 5,8
    ©Kalligraphie: Maamun Kamran

    Er, Gott, das Haupt-Wort unseres Verses,
    der Ausgangspunkt und der Zielpunkt der Schöpfung, der Welt – und unseres Lebens.
    „Von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.“ (Römer 11,36)

    4 x steht sein Name: Allah – Gott.
    Am Ende jedes Kreuzesarms, oben und unten, rechts und links.
    Die Buchstaben A und L sind nach oben verlängert und in der Mitte kunstvoll miteinander verschlungen.

  • Der Name Gottes
    Kalligraphie zu Röm. 5,8
    ©Kalligraphie: Maamun Kamran

    „Allah“ ist zunächst ein neutraler arabischer Gottesbegriff.

    Es ist der Name Gottes in der arabischen Bibel. In unserem Vers heißt es: „Allah erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“

     

  • Der goldene Gottesname ist in Kreuzform geschrieben.
    Kalligraphie zu Röm. 5,8
    ©Kalligraphie: Maamun Kamran

    Gott selbst kann von uns Menschen nicht gesehen werden, und seine Herrlichkeit ist für uns nicht ertragbar (2. Mose 33,20).

    In Jesus, dem Wort des ewigen Vaters, der Mensch wurde und unter uns wohnte (Johannes 1,14) und der für uns starb, wird Gott sichtbar (Johannes 1,14.18). Wir sehen das Angesicht Gottes im Kreuz Jesu. Seine Herrlichkeit wird sichtbar in seinem Leiden und Sterben. Hier zeigt sich das Wesen Gottes: die Liebe des Vaters zu seinen Kindern.
    So wird durch die Kreuzesform der Gottesname qualifiziert.

  • Gott wird ergänzt durch die Liebe.
    Kalligraphie zu Röm. 5,8
    ©Kalligraphie: Maamun Kamran

    Nun lesen wir: „Gott ist Liebe.“
    Die Liebe ist 4 x geschrieben, als Kreis, ohne Anfang, ohne Ende, unendlich.

    Das Kreuz ist golden – es müsste blutrot sein.
    An diesem Kreuz, an dem Christus gestorben ist, erweist er seine Liebe zu uns. Die Liebe Gottes ist kein Gefühl, sie ist eine Tat – sie zeigt sich im Tod Jesu am Kreuz.

  • Und es gibt ein Außen, außerhalb der Trennlinie.
    Kalligraphie zu Röm. 5,8
    ©Kalligraphie: Maamun Kamran

    Und es gibt ein Außen, außerhalb der Trennlinie.
    „Als wir noch Sünder waren.“
    Das ist es, was uns von Gott trennt.
    So stehen die hellblauen Buchstaben – wir, die Menschen – außerhalb des göttlichen Innenkreises.
    In dieser Ausgeschlossenheit, der Trennung von Gott, sind wir in aller individuellen Unterschiedlichkeit doch letztlich gleich. Das wird durch die Rundschreibung ohne erkennbaren Anfang und Ende deutlich. Alle sind Sünder.

    Doch in der Trennlinie liegt auch schon die Hoffnung:
    Sie ist ein Achteck, die Form zwischen Kreis (= Himmel) und Quadrat (= Erde);
    sie verbindet also beide.

  • Der Name Gottes und die Liebe
    Kalligraphie zu Röm. 5,8
    ©Kalligraphie: Maamun Kamran

    Und: Die Vierzahl ist die irdische Zahl.  
    Der Name Gottes und die Liebe sind 4 x vorhanden.
    Gott, der die Liebe ist, erweist seine Liebe und ist in unserer Welt wirksam.
    Wir, die wir zuvor Getrennte waren, sind durch die Liebe Gottes nun Eingeladene.

    Nun können wir sagen:
    Die blauen Buchstaben, die Menschen, orientieren sich zur Mitte hin,
    sie wenden sich Gott zu, in Jesus.

  • Und so kommen die Menschen
    Kalligraphie zu Röm. 5,8
    ©Kalligraphie: Maamun Kamran

    Und so kommen die Menschen aus Ost und West, aus Nord und Süd, an die diese Botschaft ergangen ist, aus allen Völkern und Sprachen, zu Gott als ihrer Mitte. Sie kommen wieder heim, zu ihrem Ursprung und ihrem Ziel.
    Weil Gott uns seine Liebe erwiesen hat, im Kreuz Jesu Christi.

    Text: Heidi Josua

„Gott erweist seine Liebe“

Hier können Sie die Kalligraphie und ihre einzelnen Elemente als Pdf herunterladen.