Orthodoxe Bischofskonferenz und Evangelische Kirche in Deutschland kommen in Hannover zum Spitzengespräch zusammen

Am 9. Dezember 2024 kamen Delegationen der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD) unter dem Vorsitz von Metropolit Augoustinos von Deutschland, Exarch von Zentraleuropa, des Ökumenischen Patriarchats und der Evangelischen Kirche von Deutschland unter dem Vorsitz von Ratsvorsitzender Bischöfin Kirsten Fehrs im Kirchenamt der EKD zusammen. Die Ratsvorsitzende eröffnete die Begegnung mit einer Andacht in der Kapelle des Kirchenamts.

Angesichts der Entmachtung des Diktators Baschar al-Assad war die Lage in Syrien Gegenstand des Austauschs, Hoffnungen und Sorgen für die Zukunft der christlichen Minderheit in Syrien wurden geteilt.

„Wir sind über die Situation der Christinnen und Christen in Syrien, wo sich auch das alte orthodoxe Patriarchat von Antiochien befindet, sehr besorgt. Wir beten inständig für den Frieden, die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Schwestern und Brüder in diesem seit Jahrzehnten von Krieg und Not geplagten Land“, so Metropolit Augoustinos.

Die Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs, hob in der Andacht hervor: „Eine der größten Gefährdungen unserer Zeit geht von politischen Populisten und auch von religiösen Fundamentalisten aus. Sie schüren Ängste, um sie dann mit einfachen Lösungen zu parieren. Gegen diese Angstmacherei konsequent die Vision des Gelingens, eines neuen Himmels und einer neuen Erde zu stellen, ist, so meine ich, der Auftrag aller Christinnen und Christen.“

In der Sitzung wurde beschlossen, dass das Spitzengespräch ab dem kommenden Jahr im „Tübingen II.2“ genannten Format zusammenkommen soll: Dem eigentlichen Spitzengespräch vorangehen wird in Zukunft ein theologisches Dialogformat, das sich mit Fachvorträgen beider Seiten jeweils einem Schwerpunkt widmen soll. Im Jahr 2025 wird der Religionsunterricht im Mittelpunkt stehen. Der Name Tübingen II.2 erinnert an den Briefwechsel Tübinger evangelischer Theologen mit dem Patriarchen von Konstantinopel Jeremias II. im 16. Jahrhundert. Eine solche Gesprächsreihe (Tübingen II.1) fand bereits in den Jahren 2013-2017 statt und wurde 2017 mit dem Symposion mit Seiner Allheiligkeit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. in Tübingen abgeschlossen. Tübingen II.2 soll seinen Abschluss mit einem Symposion 2030 in München finden.

Weiterhin wurde die gemeinsame Arbeitsgruppe von OBKD und EKD zu einer neuen Arbeitsphase beauftragt. Ziel ist, in den kommenden Jahren konkrete Handreichungen mit Entwürfen für den Religionsunterricht zu erarbeiten, die konfessionelle Schwerpunktthemen für Lerngruppen der jeweils anderen Konfession zugänglich machen sollen. Zunächst soll ein Entwurf zur Ikonenpädagogik erarbeitet werden und anschließend eine didaktische Konzeption zur Theologie evangelischer Gesangbuchlieder.

Das 1700. Jubiläum des Ersten Ökumenischen Konzils (Nizäa 325) im kommenden Jahr 2025 und die seitens der OBKD geplanten Veranstaltungen aus diesem Anlass wurden ausführlich erläutert.

In den Berichten aus den Kirchen wurde von beiden Seiten die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit zur Bewältigung gegenwärtiger Herausforderungen, insbesondere angesichts einer abnehmenden Akzeptanz gesellschaftlicher Pluralität, betont.

Die Begegnung wurde mit einem Reisesegen der Ratsvorsitzenden Bischöfin Kirsten Fehrs beendet. Sie fand in einer Atmosphäre großer wechselseitiger Offenheit statt.

Hannover, 11. Dezember 2024

Pressestelle der EKD