Der Engel von Bukavu: Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege
Eindrücke des „Brot für die Welt“-Mitarbeiters Reinhard Palm von der Arbeit des kongolesischen Arztes
Der Friedensnobelpreis 2018 geht an den kongolesischen Arzt Denis Mukwege und die Jesidin Nadia Murad aus dem Irak. Damit würdigt das Nobelkomitee deren Einsatz zur Bekämpfung von sexueller Gewalt als Waffe in Kriegen und Konflikten. Mukwege hilft den Opfern nicht nur als Arzt, er lenkt mit seiner Arbeit auch die Aufmerksamkeit der Welt auf sexuelle Kriegsverbrechen. Reinhard Palm, „Brot für die Welt“-Abteilungsleiter Afrika hat ihn im Krankenhaus bei der Arbeit besucht und schildert in seinem Blog seine Eindrücke.
Der kongolesische Arzt und Menschenrechtsaktivist Denis Mukwege hat den Friedensnobelpreis bekommen. Erst im Juli konnte ich Denis Mukwege in dem von ihm gegründeten Panzi-Krankenhaus in Bukavu am Kivu-See im Osten Kongos besuchen. Nicht nur wegen seiner beeindruckenden Arbeit, auch weil er so ein wunderbarer Mensch ist, kann ich mir kaum eine Person vorstellen, die den Preis mehr als Denis Mukwege verdient hätte.
Jubelnde Frauen
Ich habe gesehen, wie kongolesische Frauen vor dem Konsultationsraum von Denis Mukwege Schlange stehen. Als wir mit ihm durch seine Klinik gingen und an einer Gruppe Frauen vorbeikamen, brachen sie in Jubel aus. Er ist für sie wirklich der „Engel von Bukavu“.
Der Alltag des Nobelpreisträgers
Sein Alltag besteht auch heute noch darin, jeden Tag Mädchen und Frauen medizinisch zu versorgen, die Opfer sexueller Gewalt sind. Er ist weltweit einer der führenden Spezialisten zur Operation von vaginalen Fisteln als Folge von Vergewaltigungen. Im Panzi-Krankenhaus in Bukavu suchen täglich im Schnitt zehn Frauen, die von Milizangehörigen brutal vergewaltigt worden sind, medizinische und psychichologische Hilfe.
Denis Mukweges besonderes Augenmerk liegt auf der flächendeckenden Stärkung der medizinischen Versorgung durch verbesserte Ausbildung. Das ist auch der Schwerpunkt unserer Zusammenarbeit mit ihm, dem Panzi-Krankenhaus und der „Evangelischen Universität in Afrika“ in Bukavu, deren medizinische Fakultät er leitet. Bei dem Besuch konnten wir gemeinsam die mit Mitteln von „Brot für die Welt“ gebaute medizinische Fakultät besichtigen.
Ausbildung – unsere gemeinsame Leidenschaft
Mich hat besonders fasziniert, wie die von ihm betreuten Fachärztinnen voller Eifer und Feuer von ihrer Forschung berichteten, wie sie dankbar waren, dass sie mit unserer Unterstützung einige Monate am Institute Pasteur forschen konnten, um ihre Dissertation auf internationalem Niveau zu vollenden. Wie diese 25-jährigen Frauen in einer der ärmsten Ecken Afrikas um wissenschaftliche Exzellenz kämpfen und dabei von Denis Mukwege unterstützt werden, hat mich tief gerührt.
Auf diesen praktischen Erfahrungen als Arzt und Lehrer baut sein unerschrockenes Engagement im Kampf gegen sexuelle Gewalt als Kriegswaffe auf. Denis Mukwege gibt nicht auf, auch wenn er mit dem Tod bedroht wird und ihn selbst noch bei unserem Rundgang in der Klinik Leibwächter schützen müssen. Er nutzt seine Bekanntheit und seinen Einfluss, etwa bei einer Rede vor den Vereinten Nationen, um zu erreichen, dass Vergewaltigungen als Kriegsverbrechen geahndet werden.
Kraft und Charisma aus dem Glauben
Trotz aller Verdienste und Ehrungen ist Denis Mukwege ein bescheidener Mensch geblieben. Er strahlt Freundlichkeit, Charisma und Stärke aus. Man spürt, wie er seine Kraft aus dem Glauben schöpft. Ich bin dankbar, dass wir als „Brot für die Welt“ sein Partner in dieser Arbeit sein dürfen.
Glückwunsch Denis! Möge Deine Arbeit uns alle anfeuern, die Opfer sexueller Gewalt zu unterstützen und uns für ihre Rechte uns einzusetzen. Möge Dein Beispiel Deinen Kampf für ein friedfertiges Kongo und für Gerechtigkeit für Frauen und Mädchen unterstützen. Möge Dein Nobelpreis helfen, dass Kongo in den kommenden Monaten mit den anstehenden Wahlen nicht noch gewalttätiger wird, dass die internationale Gemeinschaft friedliche Wahlen unterstützt und dass die Mädchen und Frauen im Osten Kongo in eine friedlichere Zukunft blicken dürfen.
Reinhard Palm
„Brot für die Welt“ Abteilungsleiter Afrika