Theologisch-Religionspädagogische Kompetenz - Professionelle Kompetenzen und Standards für die Religionslehrerausbildung
Empfehlungen der Gemischten Kommission zur Reform des Theologiestudiums, EKD-Texte 96, 2009
1. Adressaten
Im Jahr 1997 hat die Gemischte Kommission für die Reform des Theologiestudiums im Auftrag des Rates der EKD Empfehlungen verfasst, die zu einer tief greifenden Neuorientierung des Lehramtsstudiums im Fach Evangelische Religionslehre/ Religionspädagogik führen sollten. Unter dem Titel „Im Dialog über Glauben und Leben“ [1] vertrat die Kommission ein integratives Modell, das die notwendigen beruflichen Kompetenzen eines Lehrers bzw. einer Lehrerin gleichgewichtig aus den didaktisch strukturierten Anforderungen der theologischen Wissenschaft und aus denen des Handlungsfeldes Religionsunterricht herleitete und sie in dem Leitziel „Religionspädagogische Kompetenz“ bündelte. Damit bezeichnete die Kommission die professionelle Handlungsfähigkeit von Religionslehrerinnen und -lehrern.
Der damalige Entwurf der Gemischten Kommission erwies sich als wegweisend [2]. Inzwischen sind sowohl die Notwendigkeit, die Inhalte des Studiums für das Lehramtsstudium didaktisch im Sinne einer curricularen Konzentration zu konzipieren, als auch die Herausforderung, den Berufsfeldbezug von vornherein in das Studium einzubeziehen, durchgehend in der Reformdiskussion um das Lehramtsstudium anerkannt. Vor allem aber hat sich der Ansatz bewährt, von der erforderlichen Berufshandlungsfähigkeit auszugehen und sie durch Kompetenzen auszuweisen. Gleichwohl bedarf die Orientierung der Lehrerbildung an Kompetenzen und Standards vor dem Hintergrund der aktuellen Reformdiskussion einer präzisierenden und erweiternden Fortführung.
Das vorliegende Konzept richtet sich
- an alle, die mit der Entwicklung von Studiengängen für Lehramtsstudierende im Fach Evangelische Theologie/Religionspädagogik befasst sind. Dabei ist nicht entscheidend, ob es sich um grundständige Studiengänge herkömmlicher Art oder um gestufte Studiengänge nach dem Bachelor-Master-Modell handelt. Bereits jetzt ist absehbar, dass in beiden Formen eine durchgängige Modularisierung der Studienangebote vorgenommen wird. Der Modulbegriff enthält essentiell die Ausrichtung auf zu erwerbende Kompetenzen. Daher bedarf jede Reformulierung von Studiengängen eines ausgearbeiteten Kompetenzmodells für die Ausbildung von Religionslehrern und -lehrerinnen.
- an Ausbilder in den Studienseminaren, die vor der Aufgabe stehen, die Ausbildung in der 2. Phase auf Kompetenzen und Standards zu beziehen. Dabei kommt es darauf an, dass die beiden Phasen der Lehrerbildung konzeptionell aufeinander abgestimmt werden und ein konsistentes Ausbildungskontinuum entwickelt wird, das den Studierenden und Lehramtsanwärtern und -anwärterinnen kumulative Lernprozesse ermöglicht und sukzessive eine grundlegende berufliche Handlungsfähigkeit vermittelt.
- an alle, die Fortbildungsangebote für die Berufseingangsphase vorhalten. „Die Berufseingangsphase ist die entscheidende Phase in der beruflichen Sozialisation und Kompetenzentwicklung von Lehrkräften. Hier bilden sich personenspezifische Routinen, Wahrnehmungsmuster und Beurteilungstendenzen sowie insgesamt die Grundzüge einer beruflichen Identität. […] Umso fataler ist es, dass genau in dieser Phase die jungen Lehrer weitgehend allein gelassen werden.“ [3] Es gilt daher, dieser Phase ein besonderes Augenmerk zu widmen und sie in einen kompetenzorientierten Entwurf der Lehrerbildung als integralen Bestandteil einzubeziehen.